Unruhige Zeiten an den Finanzmärkten sind keine Ausnahme, sondern die neue Realität. Politische Unsicherheiten wie Donald Trump und seine Zollpolitik sorgen für enorme Schwankungen. Gleichzeitig stellt die Inflationsentwicklung Investoren vor die Aufgabe, nicht nur nominale, sondern auch reale Erträge zu sichern.
Mit der starken Entwicklung des US-Markts und seinen Technologietiteln in den letzten Jahren konnte kaum etwas mithalten. Aktuell hat sich die Situation aber drastisch verändert. Und gerade vor diesem Hintergrund gewinnen dividendenorientierte Anlagestrategien an Bedeutung, sagt Günther Schmitt, Senior Fondsmanager und Leiter der Abteilung Aktien Entwickelte Märkte bei Raiffeisen Capital Management, der bei der diesjährigen Raiffeisen Vermögensberatertagung die Vorzüge von globalen Dividendenaktien erläuterte.
Inflationsschutz und Zinseszins
Einerseits bieten Dividendenaktien einen gewissen Inflationsschutz: Unternehmen mit hoher Preissetzungsmacht können steigende Kosten an ihre Kunden weitergeben und so ihre Margen stabil halten. Dies ermöglicht wiederum konstante oder sogar steigende Dividendenzahlungen, auch in Phasen erhöhter Inflation. Auf der anderen Seite sind Dividendenaktien tendenziell weniger volatil: „Dividendenzahler sind in der Regel etablierte, substanzstarke und defensive Unternehmen. Deswegen unterliegen sie auch geringeren Schwankungen“, erklärt der Fondsmanager.
Als dritten potenziellen Vorteil nennt der Fondsmanager den Zinseszinseffekt, der durch die Reinvestition der Ausschüttungen entsteht. „Die Dividenden, die diese Unternehmen zahlen, werden reinvestiert, wodurch sich die Ausschüttungen dann Jahr für Jahr noch weiter erhöhen“, wie Schmitt anhand der Entwicklung der französischen Großbank BNP Paribas veranschaulicht: Ein Anfangsinvestment von 10.000 Euro hätte über 20 Jahre ohne Reinvestition der Dividenden rund 42.000 Euro ergeben – mit Reinvestition wären es etwas über 72.000 Euro gewesen.
Während volatile Märkte viele Anleger nervös machen, profitieren Dividendeninvestoren von einem stabilen Cashflow, der über Jahrzehnte hinweg wächst.
Günther Schmitt
Nachhaltiger Fokus
Damit die Vorzüge auch zum Tragen kommen, sei jedenfalls eine gute Aktienauswahl notwendig, sagt Schmitt, der als Beispiel den „Raiffeisen-GlobalDividend-ESG-Aktien“-Fonds nennt. Der Fonds investiert global in substanzstarke Titel mit attraktiven Ausschüttungsprofilen und verbindet damit laufende Erträge mit ausgewählten Wachstumschancen. Dabei wird auf eine breite Diversifikation geachtet: Rund 59 Einzeltitel bilden das konzentrierte, aber gut strukturierte Portfolio.
Seit der Umstellung auf eine globale Strategie im Mai 2022 verzeichnet der Fonds eine deutliche Outperformance gegenüber vergleichbaren Produkten. Bemerkenswert ist dies auch deshalb, weil der Fonds unterdurchschnittlich in US-Aktien investiert ist (rund 40 Prozent gegenüber marktüblichen 70 Prozent) und einen vergleichsweise geringen Anteil an Technologiewerten hält. Stattdessen legt der Fonds in seiner Investmentstrategie einen Fokus auf bestimmte Nachhaltigkeitsthemen wie beispielsweise verantwortungsvolle Finanzierung, Diversität, Kreislaufwirtschaft oder faire und transparente Steuerpolitik.
Drei Säulen
Eine weitere Besonderheit ist, dass der Raiffeisen-Fonds aktuell rund ein Viertel seines Portfolios in Aktien investiert hat, die derzeit zwar eine sehr niedrige Dividendenrendite aufweisen, die aber nach Einschätzung des Fondsmanagements am Beginn eines langen Wachstumsprozesses bei ihren Dividendenausschüttungen stehen. Als Beispiel sei Microsoft genannt, deren Dividendenrendite aktuell zwar unter dem Marktdurchschnitt liegt, jedoch langfristig eine überdurchschnittliche Dynamik bei Dividendensteigerungen zeigt.
Etwa 50 Prozent des Fonds-Portfolios fließen in sogenannte Kapitalvermehrer mit solider Preissetzungsmacht und verlässlichem Gewinnwachstum. Hierzu zählen Unternehmen wie Heidelberg Materials mit kontinuierlich steigenden Ausschüttungen und robusten Geschäftsmodellen. Das letzte Viertel fließt in Unternehmen mit hoher Dividendenrendite. Diese überzeugen mit einer überdurchschnittlichen Ausschüttungsquote und zeichnen sich durch stabile Cashflows und ein defensives Risikoprofil aus.
„Dividendenfonds sind in einem anspruchsvollen Marktumfeld eine interessante Möglichkeit, langfristig Vermögen aufzubauen, regelmäßige Erträge zu generieren und Marktschwankungen besser zu überstehen“, fasst Schmitt zusammen. „Während volatile Märkte viele Anleger nervös machen, profitieren Dividendeninvestoren von einem stabilen Cashflow, der über Jahrzehnte hinweg wächst.“