Außenhandel: „Auf Deutschland ist Verlass“

Die agrarischen Exporte lagen im ersten Halbjahr um 2,3 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Exportmengen sind um 7,2 Prozent gestiegen.

„Es ist generell Sand im wirtschaftlichen Getriebe, das bleibt nicht ohne Folgen für die Lebensmittelindustrie. Der Wind auf dem Inlandsmarkt und auf den Exportmärkten wird für die heimischen Lebensmittelhersteller rauer“, erklärt Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin des Fachverbands der Lebensmittelindustrie. Im ersten Halbjahr 2024 ist der Export von Agrarprodukten inklusive Erzeugnissen der österreichischen Lebensmittelindustrie wertmäßig um 2,3 Prozent gesunken – auf 8,3 Mrd. Euro.  Die exportierte Menge ist dabei um 7,2 Prozent gestiegen. 

Überdurchschnittlich stark haben die Importe zugelegt. Die Agrar-Importe sind mit plus 6,1 Prozent wertmäßig und um 13,2 Prozent mengenmäßig gestiegen. „Die hohen Arbeits- und Energiekosten im Inland sind eine der vorrangigen Ursachen dafür, dass die heimischen Lebensmittelhersteller gegenüber ihren internationalen Mitbewerbern derzeit preislich an Wettbewerbsfähigkeit verlieren“, analysiert Koßdorff. 

Vor allem günstige Produkte werden derzeit stark nachgefragt und gekauft, auch im Ausland. „Die AMA-Marketing setzt diesem Trend bewusst den Wert von Lebensmitteln entgegen und rückt diesen bei ihren Exportaktivitäten in den Vordergrund. Denn die Preise sind für die Konsumenten beim Einkauf sofort erkennbar, die gestiegenen Produktionskosten der Betriebe dahinter sind für viele nicht sichtbar“, hält Christina Mutenthaler-Sipek, Geschäftsführerin der AMA-Marketing, dazu fest. 

Nähe zu Absatzmärkten

Der EU-Binnenmarkt bleibt für heimische Lebensmittel der wichtigste Absatzmarkt: 75 Prozent der Exporte gehen in die EU und 25 Prozent in Drittstaaten. Aufgrund der geografischen Nähe sind vor allem die Nachbarländer Österreichs bedeutende Exportmärkte und werden anteilsmäßig immer bedeutender. Mit Abstand der wichtigste Exportmarkt ist nach wie vor Deutschland, wohin im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wertmäßig um 1,4 Prozent und mengenmäßig um 9,9 Prozent mehr exportiert wurde. „Auf Deutschland ist Verlass. Das ist nicht selbstverständlich, denn die wirtschaftliche Lage in Deutschland hat sich in letzter Zeit eingetrübt“, weiß Katharina Koßdorff.

Fast 40 Prozent der Agrarexporte werden nach Deutschland geliefert; im ersten Halbjahr waren es Agrarwaren im Wert von rund 3,18 Mrd. Euro. „Bei den Lebensmitteln sind Milch und Milchprodukte, allen voran der Käse, nach wie vor der Exportschlager, auf den wir sehr stolz sein können“, so Mutenthaler-Sipek, auch wenn der wertmäßige Käseexport im ersten Halbjahr auch ein Minus von 2,7 Prozent aufweist. 

Weitere bedeutende agrarische Warengruppen im Export nach Deutschland sind Wurst und Fleischzubereitungen sowie Obst und Gemüse. Bei den Würsten und Fleischzubereitungen ist ein wertmäßiges Exportplus von 16,9 Prozent und ein mengenmäßiges Exportplus von 19,3 Prozent zu verzeichnen. Frisches Obst und Gemüse erzielt eine Steigerung der Exporte von 9,4 Prozent im Wert und 1,1 Prozent in der Menge.

Christina Muthenthaler-Sipek und Katharina Koßdorff präsentierten die Exportzahlen für das erste Halbjahr.
Christina Muthenthaler-Sipek und Katharina Koßdorff präsentierten die Exportzahlen für das erste Halbjahr. © Gregor Nesvadba

Mehr Wettbewerbsfähigkeit

Um die Branche wieder wettbewerbsfähiger zu machen, fordert die Lebensmittelindustrie vor allem eine Senkung der Lohnnebenkosten, wettbewerbsfähige Energiepreise und weniger Bürokratie. Vom Lieferkettengesetz bis zur Nachhaltigkeitsberichterstattung – die Liste der Regularien sei extrem hoch, klagt Koßdorff, aber: „Wir sind optimistisch, dass die Lebensmittelexporte im Gesamtjahr noch positiv werden.“ 

Um den Export anzukurbeln, setzt die AMA-Marketing in Auslandsmärkten auf die Dachmarke „Land der Berge“ mit umfassenden Marketingmaßnahmen. Ein Hauptfokus liegt dabei auf internationalen Messeauftritten. „Eine Vielzahl an AMA-Gütesiegel-Unternehmen nutzen diese Chance und präsentieren ihr hochqualitatives und vielfältiges Produktangebot vor internationalen Handelsketten, Systemgastronomen und Fachpublikum“, berichtet Mutenthaler-Sipek.

AusgabeRZ41-2024

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