Österreichs Finanzsektor ist bisher stabil durch die Corona-Krise gekommen, resümiert die Finanzmarktaufsicht in einem Rückblick auf das turbulente Pandemiejahr 2020. Das harte Kernkapital der Banken verbesserte sich trotz Krise von 15,6 Prozent auf 16,1 Prozent. Die Quote notleidender Kredite blieb mit 1,5 Prozent bis 2,4 Prozent aller Ausleihungen gering. Den Banken stehen laut FMA-Vorstand Eduard Müller insgesamt mehr als 40 Mrd. Euro quasi als Kapitalpuffer für den Weg aus der Krise zur Verfügung. Entspannung zeichne sich zudem bei den Kredit-Moratorien ab, die im Juni 2020 noch ein Volumen von 22 Mrd. Euro hatten und bis März 2021 auf 7,8 Mrd. Euro zurückgingen.
Aber auch der restliche Finanzmarkt sei von einer stabilen Entwicklung geprägt. So sei die Solvenzquote der Versicherungen mit über 220 Prozent doppelt so hoch wie gesetzlich gefordert. Und auch die Investmentfonds konnten den Verlust des Frühjahres 2020 bis zum Jahresende mehr als aufholen und verzeichneten zum Jahresultimo ein Allzeithoch von mehr als 200 Mrd. Euro, das sich im weiteren Verlauf weiter ausbaute. Trotz dieser stabilen Kennzahlen warnt aber Müller davor, die Krise als beendet anzusehen: „Covid ist noch nicht vorbei und schon gar nicht die Wechselwirkungen zwischen Realwirtschaft, Staatshaushalt und Finanzsektor.“ Es brauche -im doppelten Wortsinn -nachhaltige Wege aus der Krise.
Diskussion über Dividendenbeschränkung
Ob die Beschränkung der Aufseher bezüglich Dividendenausschüttungen im Finanzsektor im Herbst aufgehoben oder doch noch weiter verlängert werde, sei noch nicht abzusehen, erklärte FMA-Vorstand Helmut Ettl und ergänzte: „Diese Diskussion wird im Sommer geführt werden“, so Ettl. Die EU-Aufseher haben im Zuge der Corona-Krise die Ausschüttungen im Finanzsektor bis Ende September 2021 beschränkt. Damit soll sichergestellt werden, dass ausreichend Kapitalpuffer in den Unternehmen verbleiben und dafür verwendet werden können, die Realwirtschaft beim Weg aus der Krise zu unterstützen.
Auch heuer will die FMA den Fokus darauf richten, ein Überschwappen des Risikos der Realwirtschaft auf die Finanzwirtschaft zu verhindern und die Finanzmarktstabilität weiter zu gewährleisten. Weitere Themenschwerpunkte sind auch Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Heuer wird es zum ersten Mal Nachhaltigkeits-Stresstests für die Banken der Eurozone geben. Dabei werde heuer ein Test nach Top-down-Ansatz, also mit pauschalen Annahmen seitens der Aufseher, durchgeführt. 2022 sind dann Tests nach Bottom-up-Ansatz geplant, bei dem die einzelnen Banken selbst Szenarios durchrechnen müssen, erklärte Ettl.
Ein besonderes Auge habe die FMA derzeit auch auf den Immobilienmarkt. Man mache sich Sorgen, da einige Banken den Empfehlungen hinsichtlich der Zurückhaltung bei der Vergabe von Immobilienkrediten nicht vollinhaltlich nachgekommen seien, sagte Ettl. Die Aufseher beobachten Situation derzeit sehr genau. In den nächsten Monaten wolle die FMA dazu auch Zahlen veröffentlichen. „Wir sind am Weg aus der Krise in einen Aufschwung, wo wir sehr genau auch auf die Risiken schauen, die sich in diesem Aufschwung auftun“, stellt Ettl klar.