Für Regionalbanken wird der Gegenwind rauer

Österreichs Regionalbanken sollten sich nicht auf den aktuellen Ergebnissen ausruhen, sondern schon jetzt Vorkehrungen treffen.

Mit der Beendigung der Nullzinsphase 2022 und dem schrittweise Erhöhen der Leitzinsen stiegen auch wieder die Zinserträge der österreichischen Banken. Inflationsbedingte Kostenanstiege und zunehmende Risikokosten – insbesondere beim Thema gewerbliche Immobilienentwicklung – wurden durch den starken Anstieg des Zinsüberschusses überkompensiert. 2023 wurde als Rekordjahr verbucht. Mit dem voraussichtlich erneuten guten Jahr 2024 dürfte allerdings der Höhepunkt der „Zinsparty“ erreicht sein. Die Wirtschaft befindet sich in einer schwierigen Situation und die EZB zurück am Weg zur Niedrigzinspolitik. Hinzu kommen wachsende geopolitische Risiken.

Wie es nun für Österreichs Regionalbanken in diesem Umfeld weitergeht, hat das Beratungsunternehmen zeb in einer aktuellen Studie analysiert. Dabei wurden 360 Banken der Raiffeisenbankengruppe, der Erste Bank- und Sparkassengruppe, des Volksbankenverbunds, der Hypo-Banken und der Drei-Banken-Gruppe untersucht und mögliche Szenarien bis zum Jahr 2028 simuliert. 

Realismus angebracht

Die Mehrheitsmeinung geht noch davon aus, dass sich die Wirtschaft leicht erholt – mit einem BIP-Wachstum von 1,4 bis 1,5 Prozent in den nächsten beiden Jahren – und sich die Inflation bei 2 bis 2,1 Prozent einpendelt. „Die Entwicklung geht aktuell eher in eine etwas düstere Richtung“, ist Oliver Rosenthal, Head of Research bei zeb, überzeugt. „Unsere Szenarien zeigen, dass eher Realismus angebracht ist – und realistisch werden die Herausforderungen massiv steigen und das reale Wachstum der Banken gegen null gehen“, sagt auch Michaela Schneider, Managing Partner von zeb Austria.

In jedem Szenario ist ab 2025 mit einem Ergebnisrückgang bei Regionalbanken zu rechnen. Bei einem Rezessionsszenario kommt es zu einem deutlich sinkenden Zinsüberschuss – bei steigenden Risikokosten. Dabei wird – gerechnet ohne Berücksichtigung von etwaigen Gegenmaßnahmen – knapp ein Viertel der Banken (24 Prozent) im Jahr 2026 ein negatives Betriebsergebnis erwirtschaften, weitere 38 Prozent liegen im Bereich von 0 bis 0,5 Prozent. Bei einem Betriebsergebnis unter 0,5 Prozent fehlt der Bank laut zeb die Thesaurierungskraft, um das erhöhte Risiko mit Eigenkapital zu unterlegen.

Noch sind Österreichs Banken gut kapitalisiert, 95 Prozent der Banken erreichen eine Kernkapitalquote von über 15 Prozent. Bei zusätzlichen Wertberichtigungen auf Kundenforderungen in Höhe von einem Prozent liegen immer noch 87 Prozent der Regionalbanken bei einer Kernkapitalquote von über 15 Prozent. Bei einem angenommenen zusätzlichen Ausfall von fünf Prozentpunkten fallen 42 Prozent der Banken auf eine Kernkapitalquote von 12,5 Prozent zurück. 

Handlungsbedarf

„In unserer Simulation mit Blick Richtung 2028 gehen wir von weiterhin hohen Risikokosten und leicht steigenden operativen Kosten aus. Dies würde zu sinkenden Betriebsergebnissen ab 2025 führen und je nach Szenario bei einigen Instituten von einer aktuell komfortablen Eigenkapitalsituation zu Eigenkapitalengpässen führen“, fasst Schneider zusammen.

Es gibt also umfangreichen Handlungsbedarf für die kommenden Jahre: „Am besten wird die Situation überstehen, wer mit seinen Hausaufgaben schon begonnen hat. Dazu gehören die Sicherung von Marktanteilen durch Kundenbindung, die Ausschöpfung von ESG-
Potenzialen und intelligentes Pricing sowie aktives Kostenmanagement durch Skalierung und digitale E2E-Transformation“, so Schneider.

AusgabeRZ48-2024

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