Fachlich kompetent und persönlich zuverlässlich, so müssen Funktionäre sein – auch nach den Richtlinien der Europäischen Bankenaufsicht. „Wir sind die Gesichter der Genossenschaft, deshalb ist es auch notwendig, dass wir uns regelmäßig weiterbilden“, betont Erich Zauner, Obmann des Raiffeisenverbandes Salzburg. Beim mittlerweile 5. Funktionärskongress in Salzburg haben sich die Eigentümervertreter über wirtschaftliche, steuerliche und nachhaltige Entwicklungen informiert und die Gelegenheit auch zur Vernetzung genutzt.
Gleich am Beginn berichtete Michael Laminger, Generalrevisor des Österreichischen Raiffeisenverbandes, über die Auswirkungen des Green Deals auf die Finanzströme. „Aus Bankensicht müssen wir schauen, wie sind unsere Kunden von der Umgestaltung für eine nachhaltige Zukunft betroffen und wer sind die großen Gewinner, um sie als Neukunden zu gewinnen.“ Banken und Aktionäre sollen die Wende finanzieren, dazu muss nachhaltiges Wirtschaften klar definiert sein. „Die Taxonomie ist im Grundsatz nicht schlecht, aber in der Umsetzung zu einem Monster geworden“, verdeutlicht Laminger. Für ihn ist eine Überarbeitung nachvollziehbar. Trotzdem sollten Banken heute schon – in Nachhaltigkeitsberichten – zeigen, was sie auf diesem Gebiet tun, um später nicht zur Kassa gebeten zu werden, sagt Laminger.
Verdeckte Ausschüttung
Die Problematik der verdeckten Ausschüttung für Genossenschaftsmitglieder beleuchtete RVS-Generalsekretär Alexander Glaeser: „Die Ursache des Problems ist der Widerspruch zwischen Gesellschafts- und Steuerrecht.“ Der im Genossenschaftsgesetz verankerte Förderauftrag für Mitglieder hat im Steuerrecht keine Berücksichtigung gefunden. Als Bank höhere Sparzinsen oder weniger Kreditzinsen für seine Mitglieder zu zahlen oder zu verlangen, bedeute also eine verdeckte Ausschüttung, die „schnell zu finanziellen Folgen führen kann“, warnt Glaeser. Der ÖRV arbeite derzeit daran, eine klare Regelung wie in Deutschland einzuführen.
Zweiter Blick notwendig
Die Funktionäre und ihre Aufsichtsrolle aus dem Blickwinkel der Hirnforschung analysierte dann Managementberater Hannes Horngacher, der vor allem die Vielfalt in Gremien unterstreicht: „Unterschiedliche Menschen bringen unterschiedliche, wertvolle Blickwinkel ein und sehen unterschiedliche Dinge.“ Manchmal muss man auch zweimal hinschauen, damit man die richtige Dimension erkennt und auch vor Betriebsblindheit geschützt ist, verdeutlicht Horngacher mit einigen Bildexperimenten. Fragen zu stellen und sich selbst zu hinterfragen, wie Beziehungen die eigene Rolle als Korrektiv beeinflussen, sind weitere Themen, die Horngacher den Funktionären mit auf den Weg gegeben hat.
Besonderheit hervorkehren
Über das Internationale Jahr der Genossenschaft und wie Raiffeisen Österreich bewegt, das skizzierte ÖRV-Generalsekretär Johannes Rehulka: „In der Vergangenheit sind Genossenschaften von vielen durchaus belächelt worden. Aber gerade in unsicheren Zeiten entfaltet sich die genossenschaftliche Kraft umso mehr.“ Raiffeisen sorgt für 13 Mrd. Euro Wertschöpfung jährlich und die Bankengruppe hat einen Marktanteil von 35 Prozent. „Wir dürfen nicht orchideenhaft über Genossenschaft reden, sondern müssen unsere Besonderheit hervorkehren, wenn wir erfolgreich bleiben wollen.“ Raiffeisen sei keine Regionalbank, sondern eine starke Genossenschaftsbank und dazu gehören eben auch gut ausgebildete Funktionäre, die die Zukunft mitgestalten wollen.