Auch heuer findet der Saisonauftakt des alpinen Ski-Weltcups in Sölden statt. Den Anfang machen traditionsgemäß die Damen mit dem ersten Riesentourlauf des Skiwinters. Und zwar am Samstag, den 23. Oktober mit dem ersten Riesentourlauf des Skiwinters. Gefolgt vom RTL der Herren am Sonntag. Für die beiden Rennen am Ötztaler Rettenbachgletscher planen die Veranstalter trotz weggefallener Zuschauerlimitierung eher konservativ. Aufgrund Vorgaben des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) werden für das Wochenende pro Renntag zumindest 5.000 Tickets zum Verkauf stehen. Zum Vergleich: 2019 verfolgten rund 14.000 Skifans den Saisonstart entlang der Piste und im Zielraum. Neu ist heuer auch, dass die Eintrittskarten nur online im Vorverkauf bestellt werden können und personalisiert werden müssen. 3-G-Nachweis und Contact-Tracing inklusive.
Katharina Gallhuber hat sich jedenfalls beim Trainingslager in der Schweiz im September bestmöglich für die neue Weltcupsaison 2021/22 vorbereitet. Kurz zuvor hat sie noch eine alte Beziehung aufgefrischt, sprich den Vertrag mit Sponsor Raiffeisen verlängert. „Ich bin stolz darauf, dass ich mit dem Raiffeisen-Logo am Helm am Start stehen kann, das gibt Kraft. Dass Raiffeisen verlängert hat, ist schon ein enormer Vertrauensbeweis.“ Den kann Gallhuber im aktuellen Abschnitt ihrer Profikarriere durchaus gebrauchen. Denn nach einem nahezu kometenhaften Aufstieg in den ersten Jahren folgte ein ebenso abrupter Rückschlag: Sturz, Kreuzband- und Meniskusriss, lange Verletzungspause. Und das Comeback ist, so viel lässt sich nach zwei Jahren sagen, nicht ganz so gelaufen, wie sich das alle Beteiligten vorgestellt hatten. „Schon als Kind ist es mit mir immer bergauf gegangen, das hat sich nach der Verletzung leider geändert“, bestätigt die Technik-Spezialistin. „Das waren herausfordernde Jahre, aber dafür habe ich in dieser Zeit meinen Körper besser kennen gelernt und mich in vielen Bereichen weiterentwickelt“, so Gallhuber. „Eigentlich bin ich nach meiner Verletzung gut in die Comebacksaison gestartet, aber ich war trotzdem unzufrieden, wollte noch mehr, weil ich ja Besseres gewohnt war.“ Einige Ausfälle, ein paar Missgeschicke bei den Rennen – und dann auch noch Corona. „Irgendwann hat mir die Sicherheit gefehlt, war ich mental nicht mehr auf der Höhe“, berichtet die 24-Jährige. Die Selbstverständlichkeit vergangener Jahre, die sie am Start ausgezeichnet hatte, war plötzlich ganz weit weg. Und dann ist es von Rennen zu Rennen schwieriger geworden. „Aber mein Team ist Gott sei Dank immer hinter mir gestanden, denn im Training hab ich ja gezeigt, was ich kann“, betont Gallhuber. Am Ende der letzten Saison hat die Formkurve dann auch wieder nach oben gezeigt und sie konnte mit starken Laufzeiten aufzeigen: „Das hat mir schon einen ziemlichen Motivationsschub gegeben.“
Gallhuber zielt auf Peking
Mit Blick auf die vergangenen Sommermonate ist es kein Wunder, dass Katharina Gallhuber mit viel Zuversicht in die neue Saison geht. „Ich fühle mich gut, denke kaum mehr an die Verletzung. Die Vorbereitung war toll und Kondition habe ich mit Florian Putz vom ÖSV echt viel trainiert.“ Die Ziele sind daher dementsprechend hoch. Im Weltcup will Gallhuber im Slalom und Riesenslalom an alte Erfolge anschließen, was sie ihrem ganz großen Saisonziel automatisch näherbringen würde: Peking. Dort will Gallhuber im Februar zum zweiten Mal an Olympischen Winterspielen teilnehmen – und die wecken bei ihr natürlich nur allerbeste Erinnerungen. „Ich muss Rennen für Rennen im Weltcup stark fahren, damit ich mich für Peking qualifizieren kann.“ Und dann? Einfach anschließen an Olympia, Teil 1. Damals, in Pyeongchang, ist ein Kindheitstraum wahrgeworden, und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Denn Gallhuber war nicht nur dabei, sie hat auch ordentlich abgeräumt. Bronze im Slalom, Silber mit dem Team. „Olympia ist etwas ganz Besonderes, dafür habe ich im Sommer wieder hart gearbeitet. Ich hoffe, dass ich dabei bin.“ Und „dass ich aus Peking wieder mit ein bisschen Übergepäck nach Hause fliegen kann“, fügt sie lachend hinzu.
Kindheit im Schneeloch
Nach Hause kommen – das hat für Gallhuber ebenfalls eine besondere Bedeutung. Daheim in Göstling hat sie das Skifahren gelernt, wie so manch andere erfolgreiche Rennfahrer (z.B. Thomas Sykora, Andreas Buder) auch. „Die Kathi Zettel war immer mein Idol, ich hab im Fernsehen bei den Rennen mit ihr mitgefiebert und schon als Kind beschlossen, dass ich ebenfalls Skifahrerin werden will. Das steht übrigens schon in allen Freundschaftsbüchern, in die ich als Kind geschrieben habe.“
Was ist eigentlich das Geheimrezept der Göstlinger Weltcuphelden? „Naja, das Hochkar ist ein tolles Skigebiet und ein richtiges Schneeloch. Und dann ist da unser Skiclub, der ist echt großartig, da wird mit so viel Leidenschaft gearbeitet“, erklärt Gallhuber. Der Skiclub habe großen Anteil an ihrem Erfolg: Bei den Kinderrennen war ihr Talent nicht zu übersehen – der Club gab ihr alle Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln. Dazu viel Ehrgeiz, die fundierte Ausbildung in der Skihauptschule Lilienfeld und im TZW Waidhofen, natürlich ein bisschen Glück – dann lässt sich der Traum von Weltcup und Olympia realisieren.
Klar, dass auch rundherum alles funktionieren muss. Womit man wieder bei der langjährigen Beziehung wäre, die Gallhuber so wichtig wie am ersten Tag ist: „Raiffeisen hat immer zu mir gehalten, hat mich schon unterstützt, als ich noch gar nicht im Weltcup gefahren bin. Das bedeutet einem Athleten sehr, sehr viel. Ich bin jedenfalls froh, dass diese Partnerschaft weitergeht!“ hbh