Gedenkstätte für Sternenkinder

Viele Grablichter brennen bereits an der neuen Gedenkstätte in Thalgau. Dort haben jene Menschen einen Ort zum Trauern bekommen, deren Kinder rund um die Geburt verstorben sind.

„Still und leise, es war ein Engel auf der Reise. Er wollte ganz kurz bei euch sein, warum er ging, weiß Gott allein.“ Diese Inschrift ziert den anonymen Ort der Andacht, der am Friedhof der Salzburger Gemeinde Thalgau erbaut wurde. „Wir hoffen, dass er den vielen Betroffenen ein Ort des Trostes wird, an dem sie ihrer Kinder gedenken und für sie ein Licht anzünden können“, sagt Initiatorin Gitti Salzmann vom Pfarrgemeinderat. Sie hat selbst ihr fünf Jahre altes Kind nach einem Verkehrsunfall verloren und weiß, wie sehr Eltern einen Ort brauchen, an dem sie trauern können.

Mit Herz und Engagement

Schon seit einigen Jahren hat es in der Gemeinde das Anliegen gegeben, diese Gedenkstätte zu errichten. „Dank freiwilliger Helferinnen und Helfer, die kostenlos bei den Bauarbeiten mitgeholfen haben, sowie dank großzügiger Spenderinnen und Spender ist es uns gelungen, dieses Herzensprojekt zu verwirklichen“, sagt Salzmann.

Ein besonderer Dank gilt den Großspendern: der Gemeinde Thalgau, der Raiffeisenbank Fuschlsee West und der Pfarre Thalgau. Zusammen haben sie bereits 20.000 Euro aufgebracht; noch ist der Bau nicht ausfinanziert. 5.000 Euro hat die Raiffeisenbank Fuschlsee West aufgebracht. Der Betrag stamme teils aus der Verzinsung der Genossenschaftsanteile. Der Verzicht der Mitglieder mache es möglich, dass dieses Geld zur Verfügung gestellt werden konnte. Das berichtet Geschäftsleiter Gert Pfarrmaier. „Für mich ist es wichtig, dass wir diese Gedenkstätte unterstützen, bei der sehr viel Herz und Engagement von Menschen dabei ist, die traurige Erlebnisse und einen besonders großen Schicksalsschlag verkraften müssen – und die bislang keinen Ort der Trauer hatten“, fügt er an.

10.000 bis 12.000 sogenannte Sternenkinder kommen in ganz Österreich pro Jahr zur Welt – das sind Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt sterben. Nach wie vor ist der Tod von Kindern ein großes Tabuthema in der Gesellschaft. Gitti Salzmann und ihre Kollegin aus dem Thalgauer Pfarrgemeinderat, Manuela Frenkenberger, berichten, dass das Stillschweigen und die Sprachlosigkeit nach dem Tod eines Säuglings den Familien sehr oft lange zu schaffen macht. „Meist können nur Totgeborene und Kinder, die während oder unmittelbar nach der Geburt sterben, im klassischen Sinne in Einzelgräbern bestattet werden. Bei Fehlgeburten stehen die Angehörigen in ihrer Trauer mit leeren Händen da.“ Umso mehr bestehe in vielen Fällen das Bedürfnis, diesen Kindern ein Zeichen zu setzen und ihnen einen bleibenden Gedenkort zu geben.

Spuren in den Himmel

In Thalgau hat der Salzburger Architekt Peter Schuh dieses Zeichen gesetzt und die Planung der Gedenkstätte im Sommer 2025 übernommen. Ziel war es, einen Ort der Stille zu schaffen, an dem sich Menschen zurückziehen und ihrer verstorbenen Kinder gedenken können. Große Säulen sollen die Geborgenheit eines Raumes vermitteln; ringsum ist jedoch alles offen, damit weder die Trauer noch das Thema Sternenkinder im Verborgenen bleiben. Kleine Füße stehen für die Spuren, die diese Kinder im Leben hinterlassen. Ihr Weg führt über einen Regenbogen in Richtung Himmel. Mitten in der Gedenkstätte steht eine Bank, die zum Innehalten und Gedenken einlädt.

AusgabeRZ51-2025

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