Das Eferdinger Landl ist das Herz des oberösterreichischen Gemüseanbaus, mit der Efko Frischfrucht-und Delikatessen GmbH als wichtigstem Unternehmen zur Verarbeitung der Produkte von 136 Landwirten. 51 Prozent des Hauses sind im Besitz der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, 49 Prozent gehören der OÖ Obst-und Gemüseverwertungsgenossenschaft und damit den Lieferanten.
Mit einem Umsatz von 185 Mio. Euro in der Unternehmensgruppe und einer Verarbeitungsmenge von 85.000 Tonnen an Gemüse und Obst ist man eine wichtige Stütze der lokalen Wirtschaft. Spezialisiert hat sich Efko auf das Einlegen von Sauergemüse, 50.000 Tonnen Ware werden dabei auf 185 Mio. Gläser aufgeteilt. Das Flaggschiff der Veredelung sind dabei die bekannten Essiggurkerl.
Produzenten in Gefahr
Insgesamt gibt es in Oberösterreich 179 Betriebe, die sich professionell mit dem Anbau von Gemüse befassen. Sie ernten rund 70.000 Tonnen mit einem Produktionswert von 33 Mio. Euro. „Leider ist die Zahl der Betriebe von 2023 auf 2024 wieder um fünf auf 179 zurückgegangen“, berichtete der Präsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, Franz Waldenberger.
Damit hat sich die Zahl der Bauern, die sich mit dem Gemüsebau befassen, seit 1997 fast halbiert. Noch 2022 und 2023 hatte es sowohl bei den Betrieben als auch bei der Fläche eine Zunahme gegeben. Dieser, mutmaßlich dem Regionalitätsboom der Corona-Jahre geschuldete Anstieg ist wieder gebrochen und die Anbaufläche wieder auf unter 2.000 Hektar gesunken.
„Pflanzliche Ernährung wird grundsätzlich positiv gesehen, die Leute wollen kurze Transportwege und einen hohen Selbstversorgungsgrad“, so Waldenberger. Überdeckt wird dies allerdings von der Inflationsproblematik. Haben 2021 noch 60 Prozent der Befragten in der Motivanalyse der Roll-AMA angegeben, eher auf die Qualität als auf den Preis zu schauen, sind es 2023 nur etwas über 40 Prozent. Der wertmäßige Anteil der Aktionen beim Einkauf von Lebensmitteln lag mit 30 Prozent so hoch wie nie. Waldenberger attestiert den Handelsketten eine „eiskalte Preispolitik“, Aktionskäufe und Eigenmarken würden zunehmen, die Qualität sei zweitrangig. „Die Preise werden immer wieder gesenkt, es klafft eine Schere auf, die unsere Produzenten in Gefahr bringt.“
Nicht konkurrenzfähige Rahmenbedingungen
Auch Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger kann einige Dellen in der Bilanz entdecken. So ist der österreichweite Pro-Kopf-Verbrauch nach stetigen Steigerungen seit den 1990er-Jahren 2023 um 4 Kilo auf 120 Kilo zurückgegangen. Das korreliert mit dem Rückgang der Anbauflächen. Dabei wäre Platz nach oben: Der Selbstversorgungsgrad beträgt nur 55 Prozent. Allerdings leiden die heimischen Produzenten unter Nachteilen im Vergleich zu benachbarten Ländern. „Warum können die Rahmenbedingungen nicht konkurrenzfähig entwickelt werden?“, fragt Langer-Weninger. So sind in Deutschland beispielsweise aufgrund einer unterschiedlichen Auslegung von EU-Recht Pflanzenschutzmittel zugelassen, die in Österreich verboten sind.
„Heuer hat der letzte Lieferant von Bierradi an den Handel aufgehört, weil ein wichtiger Wirkstoff fehlt“, erzählte der Obmann der Gemüse-, Erdäpfel-und Obstbauern Oberösterreichs, Ewald Mayr. Einst sei die Kultur für das Gebiet wichtig gewesen. „Sie hat eine relativ lange Standzeit mit hoher Gefahr der Verunkrautung.“ Wirtschaftlich darstellbar sei eine Bekämpfung nur mit einem Herbizid. „Der Bierrettich kommt jetzt aus Italien und aus Deutschland. Ich habe manchmal das Gefühl, dass wir am Markt mit acht Spielern bergauf gegen den Wind spielen“, so Mayr. Für die nächsten Jahre seien ähnliche Probleme bei Kohl und Kraut vorprogrammiert, weil dort Insektizide wegfallen.
Kostennachteil sorgt für Unmut
Eine zweite große Baustelle sind die Kosten für die Saisonarbeiter und eine entsprechende Konkurrenzsituation mit dem benachbarten Bayern. Dort gibt es das sogenannte „70 Tage-Modell“, nach dem es in dieser Zeit weder Sozialnoch Lohnnebenkosten oder Weihnachts-und Urlaubsgeld gibt.
„Bei uns kassiert die Sozialversicherung ab der ersten Stunde mit. Sie kostet dem Bauern brutto 17,22 Euro, in Deutschland 12,41 Euro. Der Saisonarbeiter bekommt bei uns aber zwei Euro weniger heraus.“ Beim Salat mit einem Bedarf von 800 Stunden pro Hektar kommt ein Kostennachteil von mindestens 3.800 Euro heraus. „Dabei reden wir noch nicht von der Konkurrenzsituation mit Ländern wie der Türkei. Heimische Lebensmittel sollen kein Luxusgut werden, das sich nur Privilegierte leisten können.“
Betroffen davon ist auch Efko. Man müsse mit „schandhaft billigen Eigenmarken zu Preisen, dass uns das Hirn stehen bleibt“ konkurrieren, zürnte Geschäftsführer Klaus Hraby. „Mir sind auch 3.000 Euro Mindestlohn recht, es muss aber gekauft werden.“ Umstände wie in Spanien, von wo immer wieder Berichte über schlechte Arbeitsbedingungen publik werden, habe es in Österreich auch vor 25 Jahren nicht gegeben.
Hraby machte sich für eine verpflichtende Kennzeichnung der wertbestimmenden Inhaltsstoffe stark: „Bei einer Gulaschsuppe mit 25 Zutaten ist das vielleicht schwierig, bei zwei oder drei sollte das aber möglich sein. Wir wollen bei Themen wie dem Pflanzenschutz keine Besserstellung, nur dasselbe, das die anderen auch haben.“