Krisenfestes Geschäftsmodell 

Die RRB Güssing-Jennersdorf zieht Bilanz über ein erfolgreiches Jahr 2022 und feiert 100 Jahre Raiffeisen in der Region.

Der Vorstand der RRB Güssing-Jennersdorf: Alfred Weinhofer, Günther Hadl, Günter Penthor, Jürgen Böhm und Ewald Richter
Der Vorstand der RRB Güssing-Jennersdorf: Alfred Weinhofer, Günther Hadl, Günter Penthor, Jürgen Böhm und Ewald Richter © RRB Güssing-Jennersdorf

Die heurige Generalversammlung der Raiffeisen Regionalbank Güssing-Jennersdorf war in zweierlei Hinsicht eine besondere: Zum einen wurde der erste gemeinsame Jahresabschluss nach der Fusion der beiden Raiffeisen Bezirksbanken Güssing und Jennersdorf präsentiert und zum anderen feiert man in diesem Jahr „100 Jahre Raiffeisen in der Region“. 

Aufsichtsratsvorsitzender Berthold Schlaffer freute sich daher, nicht nur zahlreiche Ehrengäste begrüßen zu dürfen, sondern auch über die gelungene Fusion der beiden Banken: „Das Zusammengehen der RBB Güssing und der RBB Jennersdorf hat wesentlich zum Geschäftserfolg beigetragen“, so Schlaffer stolz. Mit einer Bilanzsumme von über einer Milliarde Euro sei man „in die Liga der Top-Raiffeisenbanken in Österreich aufgestiegen“.

Das starke Fundament für diese erfolgreiche Entwicklung sei das „Wir“ – miteinander arbeiten, füreinander da sein und voneinander profitieren, betonte Schlaffer. Raiffeisen habe trotz der herausfordernden Zeiten mit Werten wie Verlässlichkeit, Beständigkeit und Zusammenhalt eine „starke Zukunft“, zeigte sich der Aufsichtsratschef optimistisch, stellte aber klar: „Wir gehen mit der Zeit, wollen dabei aber niemals unsere Bodenhaftung verlieren.“ 

Zu den Gratulanten zu „100 Jahre Raiff­eisen in der Region“ zählte auch der Aufsichtsratsvorsitzende der RLB Burgenland, Erwin Tinhof. „100 Jahre feiern zu können, sei etwas Besonderes und etwas Wertvolles“, so Tinhof. Gerade im Burgenland habe die Genossenschaftsidee schwierige Zeiten überlebt und auch mitgestaltet. Nicht nur die wirtschaftlichen Daten, auch die stete Weiterentwicklung der Raiffeisen-Genossenschaften – etwa in Form vieler neuer Energiegenossenschaften – zeige, dass die Idee auch heute lebendig und zeitgemäß ist, betonte Tinhof.

Marktanteile ausgebaut

Trotz der fordernden Rahmenbedingungen hat die strategische Neuausrichtung der RRB Güssing-Jennersdorf positive Effekte im abgelaufenen Geschäftsjahr gebracht. Das habe zu einer weiteren Steigerung der Marktanteile beigetragen, berichtete Vorstandsvorsitzender Ewald Richter, der gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen Alfred Weinhofer mit Ende Juni aus der Geschäftsleitung der Bank ausscheidet und im Frühjahr 2024 in den Ruhestand wechselt.  

Die Bilanzsumme der RRB Güssing-Jennersdorf lag bei 1,019 Mrd. Euro (plus 4,4 Prozent). Die Forderungen gegenüber Kunden sind um 7,2 Prozent auf 613,7 Mio. Euro gestiegen, die Ersteinlagen erhöhten sich um 1,1 Prozent auf 877,7 Mio. Euro. Die Eigenmittel verbesserten sich um 5,6 Prozent auf 80,1 Mio. Euro.

In der Gewinn- und Verlustrechnung werden Erträge von 23,7 Mio. Euro ausgewiesen – nach 18,8 Mio. Euro 2021. Das Plus sei neben den Zinssteigerungen vor allem auf ein verbessertes Provisionsergebnis zurückzuführen. Bei einem Betriebsergebnis von 7,8 (3,8) Mio. Euro lag das EGT bei 6,5 (4,6) Mio. Euro, der Jahresüberschuss bei 4,9 (3,5) Mio. Euro.

Das laufende Geschäftsjahr sei durchwachsen angelaufen – mit einem moderaten Kreditwachstum und einem leichten Rückgang bei den Einlagen, so der ab 1. Juli neue Vorstandsvorsitzende Günter Penthor. Vor allem zeige sich eine spürbare Zurückhaltung bei Wohnbaufinanzierungen. Der Fokus der Bank richte sich nach wie vor auf das Kreditrisiko und eine aktive Betreuung der Kunden.

Genossenschaft als Lösung

Die Festrede von Justus Reichl, Geschäftsführer der Raiffeisen Nachhaltigkeitsinitiative (RNI), stand unter dem Titel „Raiffeisen & Genossenschaft – Alter Hut oder Chance für die Zukunft“. In bewährt eloquenter Weise zeigte der Genossenschafts-Experte auf, welche Entwicklung die Idee der Genossenschaft genommen hat und wo Genossenschaften als Lösungsmodell eingesetzt werden. Ideengeber Friedrich Wilhelm Raiffeisen hatte einen klaren Auftrag, so Reichl: „Nicht warten, bis jemand kommt und hilft, sondern die Dinge selbst in die Hand nehmen – Hilfe zur Selbsthilfe eben.“ Statt einer Umverteilung würden bei einer Genossenschaft „aus Betroffenen Beteiligte gemacht“ und somit ein wesentliches Ziel Raiffeisens erreicht, nämlich „die Stärkung der Mitte“ der Gesellschaft. 

Durch ihren Förderauftrag verbinden Genossenschaften wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer Verantwortung, brachte es der RNI-Chef auf den Punkt. Zusätzlich zur Selbstverwaltung stünden Sachziele und nicht Formalziele im Vordergrund und statt einer bloßen Abschlussprüfung gebe es die Genossenschafts-Revision, so Reichl zu den Besonderheiten von Genossenschaften. Sein Fazit: Genossenschaften seien keinesfalls ein alter Hut, sondern eine Chance für die Zukunft.