Vielfältige Sommersaison in Grafenegg

Die Grafenegger Sommersaison 2024 verspricht hochkarätige Orchester und Solisten der internationalen Klassikwelt und legt den Fokus gleichzeitig auf die Zukunft junger Musiker.

Der Grafenegger Wolkenturm
Die Sommersaison wird auch 2024 im traditionellen Grafenegger Wolkenturm eröffnet. © Lisa Edi

Seit mittlerweile 17 Jahren zählt Grafenegg zu den zentralsten Kulturinstitutionen Österreichs und hat sich indes ebenso als Fixpunkt im internationalen Klassik-Kalender etabliert. Über ein gesamtes Jahr hinweg – vom Grafenegger Frühling über die Sommernachtsgala bis hin zum Grafenegger Advent – zählt man in Grafenegg rund 200.000 Besucher aus 30 bis 40 Nationen. 

„Für ein Kulturland wie Niederösterreich ist ein Leuchtturmprojekt wie Grafenegg wichtig, notwendig und erforderlich“, merkt auch Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner an. Treffen doch Jahr für Jahr international renommierte Orchester und Solisten an der Grenze zwischen Wald- und Weinviertel ein. „Ein Zeichen der Offenheit“ für Mikl-Leitner, denn „Grafenegg ist ein Ort, der die kulturelle Vielfalt und den künstlerischen Reichtum unserer Region in die Welt hinausträgt“. 

Die Sommersaison in Grafenegg findet im nächsten Jahr von 20. Juni bis 8. September statt. Als Höhepunkt fungiert dabei auch 2024 das Grafenegg Festival, welches am 16. August durch das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich, ein letztes Mal unter der Leitung von Chefdirigent Yutaka Sado, eröffnet wird. Auf dem Programm steht dabei anlässlich des 150. Geburtstags Arnold Schönbergs seine spätromantische symphonische Dichtung „Pelleas und Melissande“ sowie George Gershwins Concerto in F, verband die beiden Komponisten doch eine innige Freundschaft. Als Solist eröffnet Rudolf Buchbinder schließlich das Festival am Klavier.

Besonders freut sich Buchbinder zudem, mit Enno Poppe wieder einen dirigierenden Composer in Residence in Grafenegg begrüßen zu dürfen, der das Festival-Programm sowohl als Komponist als auch als Lehrender mitgestaltet. So dirigiert er unter anderem das Tonkünstler-Orchester in der österreichischen Erstaufführung seines Orchesterwerkes „Strom“, welches das Grafenegg-Festival gemeinsam mit dem Festival Acht Brücken – Musik für Köln in Auftrag gegeben hat. Ebenfalls auf dem Programm steht am selben Abend – dem 28. August – „Natures mortes“ des ehemaligen Composers in Residence, Friedrich Haas. 

Fest der Jubiläen 

Chefdirigent der Tonkünstler Niederösterreich, Yutaka Sado
Ein letztes Mal eröffnet Chefdirigent Yutaka Sado das Grafenegg Festival mit dem Tonkünstler-Orchester Niederösterreich. © Takashi Iijima

Zusätzlich zum 150. Jubiläum Arnold Schönbergs, welchem auch im weiteren Festivalverlauf mit „Verklärte Nacht“ und im Rahmen des Konzerts der Grafenegg Academy Tribut gezollt wird, feiert auch Anton Bruckner im nächsten Jahr seinen 200. Geburtstag. Zu hören wird dieser unter anderem durch das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Sir Simon Rattle, durch das Gstaad Festival Orchester unter Jaap van Zweden sowie durch die Wiener Philharmoniker unter Christian Thielemann sein. 

Erstmals in Grafenegg zu Gast, lässt das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Tradition mit zeitgenössischer Musik verschmelzen und stellt Bruckners Vierter Symphonie Musik von Thomas Adès gegenüber. Ein weiteres Debüt erwartet Besucher mit dem Gastspiel der Bayreuther Festspiele, deren Festspielorchester und Solisten unter der Leitung von Pablo Heras-Casado ein gemischtes Wagner-Programm zum Besten geben werden.  

Ebenso ergänzen auch 2024 vielfältige Matineen die Abendkonzerte um kleiner besetzte Werke. Einen besonderen Höhepunkt stellt dabei der letzte Tag des Festivals dar, denn mit der Matinee „Aus dem Tagebuch der Anne Frank“ kommt das Werk von Michael Tilson Thomas zum ersten Mal in deutscher Sprache zur Aufführung. Es handle sich dabei um ein derart berührendes Stück, „dass man kaum Kraft hat, danach zu applaudieren“, zeigt sich Rudolf Buchbinder begeistert. Fungierte bei der Weltpremiere des Stücks, dirigiert von Michael Tilson Thomas selbst, noch niemand Geringeres als Audrey Hepburn als Sprecherin, so konnte man für Grafenegg die Schauspielerin Ruth Brauer-Kvam gewinnen. Das tatsächliche Festival-Finale wird durch ein Konzert der von Daniele Gatti dirigierten Sächsischen Staatskapelle Dresden gemeinsam mit Rudolf Buchbinder gestaltet.

Zukunft der Klassik

Treffen in Grafenegg zwar Jahr für Jahr die Größen der internationalen Klassikwelt aufeinander, so gibt es dennoch „keine Spitze ohne Breite“, wie Mikl-Leitner betont, weshalb man sich in Grafenegg zunehmend der Nachwuchsförderung verschrieben hat. Einerseits geschieht dies mit dem European Union Youth Orchestra, welches seinen Sitz in Niederösterreich hat und am 26. Juli ein Wandelkonzert im Gedenken an Arnold Schönberg veranstaltet. Andererseits sorgt man im Rahmen des Grafenegg Academy Orchestras für die Förderung junger Künstler. 

Das Grafenegg Academy Orchestra
Das Grafenegg Academy Orchestra ist ein wesentlicher Teil der Nachwuchsförderung. © Sofija Palurovic

Mit jährlich wechselnden Dozenten – heuer erwartet die Schüler Unterricht mit Schlagzeuger Colin Currie sowie mit dem Dirigenten Ilan Volkov – werden tiefe Einblicke in die vielfältige Welt der Klassik vermittelt. Ebenso findet im nächsten Jahr mit „Ink still wet“ – „ein Herzstück der Residenz von Enno Poppe“, so operativer Geschäftsführer Philipp Stein – jener Workshop für junge Komponisten ein weiteres Mal statt, welcher erfolgreiche Komponisten wie Bernd Richard Deutsch oder Donghoon Shin hervorgebracht hat. Bei freiem Eintritt erhalten Besucher beim Abschlusskonzert am 25. August Einblicke in das Schaffen der jungen Komponisten. „Wir müssen uns nicht nur um junges Publikum kümmern, sondern auch um junge Musiker, damit unsere Branche auch die nächsten 20 Jahre überstehen kann“, appelliert Stein. 

Buntes Sommerprogramm

Und auch abseits des Festivals hat der Sommer in Grafenegg einiges zu bieten. So wird die Saison der Freiluftkonzerte traditionell mit hochkarätigen Künstlern am Wolkenturm eröffnet. Auf der Bühne stehen werden 2024 unter anderem Sopranistin Regula Mühlemann, welche nach ihren Erfolgen bei den Salzburger Festspielen und an der Wiener Staatsoper nun wieder nach Grafenegg zurückkehrt, sowie der samoanische Tenor Pene Pati und Martynas Levickis am Akkordeon, welche erstmals in Grafenegg zu erleben sein werden. Eine Premiere findet ebenso im Rahmen der Sommernachtsgala am 20. und 21. Juni statt, wenn mit der polnischen Dirigentin Marta Gardolińska erstmals eine Frau am Pult steht und das Tonkünstler-Orchester leitet. Darüber hinaus geben die jungen Musiker des Grafenegg Academy Orchestras am 21. Juli das Abschlusskonzert ihrer zehntägigen Proben- und Arbeitsphase im Rahmen von „Grafenegg Zeitgeist“.