HC Wiener Neudorf: Mit Teamgeist zum Erfolg

Seit sich der HC Wiener Neudorf neu erfunden hat, gehört vor allem das Frauen-Team wieder zur Spitze im österreichischen Hockey. Vor der nun beginnenden Feld-Saison sind die Ambitionen groß, das Final 4 ist das große Ziel der Niederösterreicherinnen.

Die Herren wurden 2023 Weltmeister in der Halle, die Damen sind aktuelle Vize-Weltmeister – es gibt keine global ausgetragene Mannschaftssportart, in der Österreich so erfolgreich ist wie im Hockey. „Der Grund liegt meines Erachtens darin, dass es im österreichischen Hockey wie in einer großen Familie zugeht, die Spieler sich über Vereinsgrenzen hinaus kennen und befreundet sind“, sagt Paul Pultar, Obmann des 1953 gegründeten HC Wiener Neudorf. Und damit einer der etabliertesten Vereine der heimischen Szene.

Diesen familiären Ansatz pflegt er auch in seinem eigenen Klub, seit er vor etwa acht Jahren die Obmannschaft übernommen hat. Denn genau der ging zwischenzeitlich etwas verloren, vor allem beim Männerteam war man versucht, sich mit Legionären den Erfolg ins Haus zu holen. „Wir können aber nur bestehen, wenn wir konsequent auf den eigenen Nachwuchs setzen, Spieler bei uns ausbilden und es schaffen, sie bis zum Erwachsenenalter bei der Stange zu halten“, sagt der 65-Jährige.

Zwischen Halle und Feld

Eine Herangehensweise, die mittlerweile Früchte trägt. Das Herren-Team des HC hat sich über die 3. Liga wieder in die 2. Bundesliga gespielt und peilt langfristig an, wieder auf höchster Ebene dabei zu sein. Die Frauen-Mannschaft war zwar immer erstklassig, musste aber 17 lange Jahre warten, ehe es wieder mal einen großen Titel zu feiern gab. 2023 war es dann so weit, Daniela Dragositz, Marianne Pultar & Co. schafften es, österreichischer Meister in der Halle zu werden. „Sicherlich der größte Erfolg unserer jüngeren Geschichte, zumal wir dadurch im Europacup antreten konnten und dort beim Turnier in Polen den fünften Platz belegten“, erzählt Pultar stolz.

Dazu muss man wissen, dass der Hockey-Betrieb im Prinzip aus zwei getrennten Meisterschaften besteht. Im Winter wird in der Halle gespielt, also auf einer Fläche so groß wie ein Handballfeld, mit Bande und mit jeweils fünf Spielern plus Torwart. Bei der Outdoor-Variante ist die Fläche dagegen so groß wie ein Fußballfeld, es gibt eine Outlinie und es sind zehn Spieler plus Torwart pro Team dabei. „Der Unterschied ist schon sehr groß, vor allem im technisch-taktischen Bereich muss man sich komplett umorientieren“, erklärt Pultar.

Spielerinnen des HC Wiener Neudorf in der Halle
© HC Wiener Neudorf

Höheres Hallenniveau

Traditionell sind die Wiener Neudorferinnen in der Halle etwas stärker, was für den Obmann einen plausiblen Grund hat. „Für einen eher kleinen Verein, wie wir es sind, ist es einfacher, wenn der Kader aus weniger Spielerinnen besteht, die ein gewisses Niveau haben müssen.“

Was nicht bedeutet, dass der Klub in die nun beginnende Feld-Saison mit weniger Ambitionen gehen würde. In der vergangenen Saison erreichte man das Final-4-Turnier, verlor dann das Halbfinale, konnte sich im Spiel um Platz 3 aber gegen die Arminen, einen der großen Konkurrenten aus Wien, durchsetzen. „Natürlich ist unser Ziel, dass wir uns in dieser Spielzeit steigern“, sagt Pultar. Was ja nur bedeuten kann, es diesmal ins Endspiel zu schaffen. Die Konkurrenz ist allerdings groß. „An den Wiener Mannschaften wie AHTC oder WAC beißen wir uns noch regelmäßig die Zähne aus.“ Aber was nicht ist, kann ja bekanntlich noch werden.

Nachhaltiger Nachwuchs

Verstecken muss sich das blau-gelbe Team jedenfalls nicht. Das zeigt allein ein Blick auf die Spielerinnen, die auch im erfolgreichen Nationalteam zu den Stützen gehören. Marianne Pultar zum Beispiel, Tochter des Obmannes, hat bereits mehr als 100 Länderspiele in den Beinen. Und Torfrau Michaela Streb gehörte als Nummer 1 zum erfolgreichen Team, das Anfang Februar im kroatischen Porecˇ den zweiten Platz bei der Weltmeisterschaft belegte. „Das sind gute Beispiele, was mit Liebe zum Sport, Trainingsfleiß und Entbehrungswillen möglich ist“, lobt Pultar.

Eigenschaften, mit denen man bestenfalls schon in sehr jungem Alter konfrontiert wird. Denn die Nachwuchsarbeit, daran lässt Pultar keinen Zweifel, ist das A und O beim HC Wiener Neudorf. „Wir gehen regelmäßig in die Volksschulen und laden Kinder zu einem Probetraining bei uns ein. Denn richtig gut kann man nur werden, wenn man schon früh lernt, wie man den Schläger hält und worauf es bei der Körperkoordination ankommt.“ Von der U9 bis zur U16 gibt es insgesamt acht Mannschaften, wobei Pultar immer noch die Auswirkungen der Corona-Pandemie spürt. „Wir konnten während der Covid-Zeit nicht in die Schulen gehen, das merken wir bei den heute zahlenschwachen 12-Jährigen, die damals die 8-Jährigen waren und die wir nicht zu uns holen konnten.“ Dazu kommt, dass man in der Zeit auch aktive Spieler an den PC und andere Verlockungen verloren hat. „Aber eine gewisse Drop-out-Quote gehört dazu, damit müssen wir ohnehin leben.“

Spielerinnen des HC Wiener Neudorf am Feld
© HC Wiener Neudorf

Der Freude wegen

Die aber, die bei der Stange bleiben, werden mit Erlebnissen wie internationale Reisen zu Turnieren oder sportlichen Erfolgen belohnt. „Wir leben bei unserer Kampfmannschaft davon, dass sich manche kennen, seit sie zehn Jahre alt und miteinander befreundet sind. Die widerstehen dann auch Verlockungen, wenn andere Vereine sie von uns weglotsen wollen. Das ist ein bisschen wie bei den Musketieren: Einer für alle, alle für einen.“

Denn eines ist auch klar: Finanzielle Reize hat der Hockey-Sport nicht zu bieten, auch nicht auf höchster Ebene. „Bei uns wird nichts bezahlt, alle müssen arbeiten oder sind Studenten. Es zählt wirklich der Spaß am Hobby Hockey“, sagt Pultar, für den es von Jahr zu Jahr schwieriger wird, den Verein zu finanzieren. „Förderungen werden im Zuge der Budgetknappheit immer weniger, Sponsoren sind immer schwieriger dazu zu bewegen, die Geldbörse zu öffnen. Umso froher sind wir, mit der Raiffeisenbank Regionalbank Mödling einen Partner zu haben, auf den wir uns seit vielen Jahren verlassen können.“

Denn die Lust, nach 2023 wieder einen Titel zu holen, ist vorhanden. „Wenn man eine verschworene Einheit ist, bei der jeder mitzieht, ist vieles möglich.“ Das weiß Paul Pultar aus eigener Erfahrung. 

AusgabeRZ15-2025

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