„Ich bin immer leicht durchgekommen“

Hermann Maier spricht diesmal nicht als Raiffeisen-Testimonial, sondern als Privatperson über Geld, Vermögen, Sparen und Vorsorge.

Was bedeutet Ihnen Geld?
Hermann Maier: Ich bin erzogen worden, zu sparen. Darüber bin ich sehr dankbar, weil ich weiß, was es heißt, für etwas zu arbeiten, etwas zu verdienen und damit richtig umgehen zu können. Meine Erziehung war so, dass man eben nicht alles bekam, was man sich wünscht. Das hat sicherlich geprägt. 

Hat sich Ihr Bezug zu Geld im Laufe der Jahre geändert? 
Maier: Grundsätzlich nicht, geändert haben sich nur die Summen. Ganz klar, wenn man mit seiner Leidenschaft Skifahren auf einmal Geld verdient, dann war das schon ein eigenartiges Gefühl – speziell für mich, weil ich erst mit 24, 25 Jahren zum Ski-Weltcup kam. Ich habe Maurer gelernt und gewusst, welcher Einsatz und Arbeitsumfang dahintersteckt, um sein eigenes Geld zu verdienen.  

Wie ist Ihnen der Umgang mit Geld beigebracht worden?
Maier: Ich musste meist mit relativ wenig auskommen. In der Skihandelsschule bekam ich für eine Woche damals 50 Schilling mit, deutlich weniger als andere. Ich bin aber meistens mit einem Großteil wieder zurückgekommen. In der Hauptschule habe ich für die Mittagsjause mit 5 Schilling auskommen müssen. Das war das Um und Auf, um Sparsamkeit und Wertigkeit des Geldes zu erkennen. 

Worauf haben Sie das erste Mal gespart?
Maier: Auf ein Fahrrad. Als Kind will man nicht immer zu Fuß gehen, und mit einem Fahrrad konnte man schon den eigenen Ort verlassen und war ungebundener. Ein Rad war das Erste, worauf ich so richtig hingespart habe und das habe ich mir selbst gekauft. 

Der erste Gehalt ist auch oft ein prägendes Ereignis. Was haben Sie mit Ihrem ersten Gehalt gemacht?
Maier: Für mich war es kein so prägendes Ereignis, weil für mich die Arbeit immer viel entscheidender war. Ich habe das gar nicht so als Entlohnung gesehen. Ganz eigenartig, aber ich habe auch meine Überstunden in den ersten zwei Jahren nie abgerechnet.

Zeitausgleich?
Maier: Nein, das kam für mich nicht in Frage. Für mich waren es einfach die Arbeit und die Freude, einen Beruf erlernt zu haben, wo etwas geschaffen wird. Das war für mich der Ehrgeiz. Ich habe zu meiner Lehrzeit und in meinen Arbeitsjahren sicherlich sehr viel Geld angespart, weil ich wenig ausgab. Ich bin immer leicht durchgekommen. Auch später beim Bundesheer, wo jeder Geldprobleme hatte, habe ich sogar noch was gespart. 

Hermann Maier

Das heißt, Sie sind sehr konsequent beim Sparen? 
Maier: Was das anbelangt, bin ich sehr konsequent. Wenn ich als Kind Geld bekam, habe ich es gleich auf das Sparbuch gelegt und konnte es somit auch nicht gleich wieder ausgeben. Das war vielleicht ein großer Vorteil. 

Sie bezeichnen sich selbst als sparsam. Was bedeutet „sparsam“? 
Maier: Die Dinge genau auszuwählen und unnötige Sachen wegzulassen, aber auch auf gute Dinge nicht verzichten zu müssen. Wenn ich einkaufen gehe, dann auf einmal und gezielt. Sparsam heißt, nicht dauerhaft kaufwütig zu sein. Und auch mehr auf Qualität zu schauen und nicht nur Mengen anzuhäufen. 

Geben Sie nicht gern Geld aus?
Maier: Schon, aber nur für Dinge, bei denen ich überzeugt bin, dass man etwas davon hat. Es geht nicht immer nur ums Ansparen. Im Sport muss man sehr viel trainieren und zurückstecken, umso wichtiger ist es, dass man sich anschließend belohnt. Wenn man fleißig ist, ist die Belohnung sehr entscheidend. 

Und womit belohnen Sie sich?
Maier: In meiner aktiven Zeit hatte ich eine Leidenschaft für Motorräder, da ist sicherlich das Meiste hineingeflossen. Es waren aber in keinem Fall Luxusgüter.

Wie lange überlegen Sie vor Großinvestitionen?
Maier: Sehr lange. Die Entscheidung dauert oft so lange, dass es diese Anlagemöglichkeiten gar nicht mehr gibt. Das Für und Wider hat schon oft sehr hohe Ausmaße angenommen, aber das hat sich sicherlich etwas gebessert. Wenn man sich ein Eigenheim geschaffen und einmal große Summen dafür ausgegeben hat, dann fällt die Entscheidung beim nächsten Projekt leichter. 

Ab welcher Summe überlegen Sie dreimal?
Maier: Es hängt nicht von der Summe ab, Abwägen und Überlegungen sind immer vorhanden.

War in Ihrer sportlichen Laufbahn das Preisgeld ein Anreiz schneller zu fahren?
Maier: Überhaupt nicht. Das wäre auch die absolut falsche Triebfeder gewesen. Es kam sogar vor, dass ich einen Siegerscheck nicht einlöste, wenn ich enttäuscht war. Vor kurzem fand ich wieder einen, bei diesem Rennen wurde ich Sechster. 

Wissen Sie, wie viel Preisgeld Sie in Summe eingefahren haben?
Maier: Wenn man es anlegt, dann weiß man es schon, aber ganz genau habe ich es nie zusammengezählt. 

Wie lange hat es gedauert, bis die ersten größeren Summen kamen?
Maier: Das ging sehr schnell, weil ich viel gewonnen habe und die Preisgelder für mich von Anfang an hohe Summen waren. Ich brauchte nicht lange, um vorne dabei zu sein, denn im zweiten Jahr gewann ich bereits den Gesamtweltcup. Es gab also keine lange Anlaufzeit. 

Ich lebe nicht in den Tag hinein.

Hermann Maier

Schlagartig so viel Geld zu haben, ist man damit anfangs überfordert?
Maier: Überhaupt nicht. In Amerika gewann ich ziemlich viele Rennen hintereinander. Das Geld wurde immer in bar ausbezahlt. Ich hätte mir nichts dabei gedacht, aber man schickte mir zur Sicherheit die Polizei. Das Bargeld lag dann immer im Zimmer in meinen Taschen. Mein Ziel war aber trotzdem immer, am nächsten Tag schneller zu sein. Erst zu Hause realisierte ich, was da zusammengekommen war.  

Man sagt: Geld macht gierig. Ist das bei Ihnen so gewesen? 
Maier: Nein, man will seine Leidenschaft für den Skisport ausleben und die Leistung perfektionieren, darum ging es. 

Beginnt man als Spitzensportler irgendwann zu rechnen, ob man fürs Alter genug hat?
Maier: Nein, das habe ich nie gemacht, weil ich vom Skifahren nicht abhängig war. Ich sagte meinem Chef damals, ich probiere es und bin vielleicht nächstes Jahr wieder da. Für mich wäre es keine große Umstellung gewesen, wie bei anderen, die in den Sport hineinwachsen und keine praktische berufliche Ausbildung haben. Hier könnte der Verband auch mehr tun, denn man muss nicht nur unter den Top 5 sein, sondern ganz vorne, um nach der Karriere ausgesorgt zu haben. Aber diese Rechnung habe ich nie angestellt. 

Und man riskiert auch nicht weniger, wenn man schon viel erreicht hat?
Maier: Das ist eher eine Frage des Alters. Da wird die Vernunft stärker. 

Wann haben Sie begonnen, über die Altersvorsorge nachzudenken?
Maier: Ich habe schon als Kind auf ein Eigenheim gespart. Mit der Arbeit ging es weiter mit einem Bausparvertrag. Wenn man da mit dem höchstmöglichen Sparbetrag abschließt, kommt in kurzer Zeit recht viel zusammen. Später ist durch den Sport viel mehr dazu gekommen, und die Geldanlagemöglichkeiten sind über die Jahre immer schwieriger geworden. Die konservativen Anlagemöglichkeiten bringen derzeit leider wenig, da muss man sich für eine gute Rendite schon an den richtigen Berater wenden. Wenn man das Geld hart erarbeitet hat, dann schaut man auch genau darauf. 

Sie hatten den Traum vom Eigenheim schon als Kind? War das der Grund für die Maurerlehre?
Maier: Nein, der Grund war, dass man als Maurer im Winter etwas anderes ausüben konnte. Das war praktisch, weil meine Eltern eine Skischule haben. 

Wie stark ist Ihr Interesse für Finanzmärkte?
Maier: Einen kleinen Teil habe ich in Aktien investiert, aber das ist natürlich etwas riskant. Das kommt vielleicht noch aus dem Sport, dass man einen gewissen Nervenkitzel braucht. Grundsätzlich verlasse ich mich in Sachen Finanzmärkte auf meinen Berater. 

Hat Sie die Partnerschaft mit Raiffeisen dazu gebracht, sich mehr Gedanken über Geldangelegenheiten zu machen?
Maier: Natürlich. Wenn ich Fernsehwerbung mache, ist es für mich schon wichtig zu wissen, was ich bewerbe. Da macht man sich mehr Gedanken. Und wenn man eine Familie gründet, denkt man noch intensiver darüber nach. Jetzt denke ich bestimmt noch mehr an die Zukunft. 

Wie ist Ihre Anlagestrategie?
Maier: Die Basis ist Grund und Boden. Das liegt bei mir nahe, weil ich weiß, was man damit anfangen und wie man darauf bauen kann. Dann kommen Sparbuch, Lebensversicherung, danach Anleihen, Fonds und dann noch ein paar Aktien. 

Nehmen Sie viel Beratung in Anspruch oder sind es Ihre eigenen Ideen?
Maier: Die Basis für die Beratung sind meine eigenen Ideen. Ich mache mir da – genauso wie jeder andere – sehr viele Gedanken darüber, wenn die Zeit passt. 

Wie oft gehen Sie in die Bank? 
Maier: Ich habe in regelmäßigen Abständen Banktermine, versuche aber so viel wie möglich zu Hause übers Internet zu erledigen. Weil Zeit für mich das Wichtigste ist. Die Veranlagung soll im Großen und Ganzen von selbst funktionieren. 

Haben Sie einen Überblick, wo Ihr Vermögen investiert ist?
Maier: Natürlich, der Überblick ist vorhanden und sollte immer gegeben sein. Wenn man in größere Projekte investiert, wird das Geld weniger und damit die Übersicht auch besser. 

Aber Sie haben doch jetzt erst einen Scheck gefunden?
Maier: Ja, aber ich habe noch genau gewusst, warum und wieso. Und ihn bewusst nicht eingelöst, da habe ich manchmal eine falsche Sturheit. 

Machen Sie selbst eine Einnahmen-Ausgaben-Rechnung?
Maier: Ja. Ich lebe nicht in den Tag hinein.

Welche Wünsche wollen Sie sich noch erfüllen? 
Maier: Ich genieße das Leben so wie es ist, das ist das Tolle. 

AusgabeRZ44-2015

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