Industrie: Trübe Aussichten

Die heimische Industrie kämpft weiterhin mit einer angespannten Konjunkturlage. Die Einigung im Zollstreit zwischen den USA und der EU bringt zwar Planungssicherheit, aber auch Belastungen.

Die Lage in der österreichischen Industrie bleibt weiter angespannt. Das Gros der heimischen Unternehmen kämpft nach wie vor mit einer hartnäckigen Rezession. Dazu tragen neben der Entwicklung an den internationalen Märkten „auch strukturelle und budgetäre Probleme in Österreich“ bei, betont Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV). Seit Beginn der Schwächephase vor über zwei Jahren gingen hierzulande an die 15.000 Arbeitsplätze in der Industrie verloren. Neumayer kritisiert, dass derzeit viel zu viel auf dem „Prinzip Hoffnung“ beruhe, auch beim Zollstreit mit den USA.

Die erzielte Einigung im monatelangen Zollkonflikt zwischen der EU und den USA wird von der Interessenvertretung zurückhaltend beurteilt: „Einerseits konnte damit ein größerer Handelskrieg veritablen Ausmaßes durch Verhandlungen abgewendet werden. Angesichts der Bedeutung der USA als zweitwichtigster Handelspartner Österreichs ist eine verlässliche und planbare handelspolitische Basis für die exportorientierte Wirtschaft von hoher Relevanz“, so Neumayer. Die großflächige Einführung von 15-Prozent-Zöllen sei aber „sehr kritisch“, auch wenn es Ausnahmen für ausgewählte Sektoren gäbe. Insbesondere die weiterhin bestehenden Zölle von 50 Prozent auf Stahl- und Aluminiumprodukte bleiben „höchst problematisch“. Im Vorjahr erreichten die heimischen Exporte in die USA in diesem Segment ein Volumen von etwa 1 Mrd. Euro. „Zölle, gleich welcher Höhe, wirken wie eine Belastung für Betriebe auf beiden Seiten des Atlantiks und kennen nur Verlierer“, konstatiert der Interessenvertreter.

Rasche Antworten gefordert

Um wieder wettbewerbsfähig zu werden, müsse Österreich vor allem seine Hausaufgaben erledigen, fordert die IV. Dabei geht es Chefökonom Christian Helmenstein zufolge um viel zu hohe Standortkosten und eine überbordende Bürokratie. Auf den internationalen sowie nationalen Druck, unter dem man stehe, brauche es rasche Antworten, etwa beim Thema Teilzeit oder Pensionen. Vermeintliche Lichtblicke in der Industriekonjunktur seien lediglich ein Geplänkel knapp unter- oder oberhalb der Nulllinie. Essenziell sei, dass die Produktivität steige. Dazu komme, dass Österreich ein „Hochkostenstandort“ geworden sei und sich aus dem Markt herausgepreist habe. Dazu hätten die relativ hohen Lohnabschlüsse beigetragen. So koste eine Mitarbeiterstunde bei einem heimischen Mittelständler inzwischen 95 Euro nach 75 Euro im Vorjahr. In Deutschland seien es heuer 76 Euro, in Slowenien 35, in Bulgarien 20 Euro. Daher sei Lohnzurückhaltung bei der bevorstehenden Herbstlohnrunde „das Gebot der Stunde“. Helmenstein fordert außerdem weitere Fortschritte bei Lohnnebenkostensenkungen.

Einen Lichtblick zeigte das IV-Barometer beim Auftragsbestand für die kommenden sechs Monate, der ins positive Territorium rückte. Es gibt also „endlich keine Verkürzung mehr bei den Aufträgen“, so Helmenstein. Das sei für die Bestandssicherung inländischer Betriebsstätten ein nicht zu unterschätzender Punkt. Trotzdem dürfte das Ergebnis „etwas überzeichnet“ sein und die aus europäischer Exportsicht schlechte Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar noch nicht berücksichtigt sein. apa/lov

AusgabeRZ31-2025

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