„Gekommen, um zu gestalten“

Die Jahrestagung von Raiffeisen NÖ-Wien stand im Zeichen der Hofübergabe von Klaus Buchleitner an den neuen Generaldirektor Michael Höllerer.

Gerade in einer Zeit, in der Krisen zu ständigen Begleitern werden, sei eine Veranstaltung wie diese eine willkommene Gelegenheit, Genossenschaft als Gemeinschaft der Stabilität, der Solidarität und der Sicherheit zu erleben, zeigte sich Obmann Erwin Hameseder erfreut, dass nach zwei Jahren Pandemie-bedingter Pause die Jahrestagung der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien und der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien wieder in der Messe Wien über die Bühne gehen konnte. Die Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben nicht nur das humanitäre Selbstverständnis von Raiffeisen gezeigt, sondern auch seine Rolle als Brückenbauer bzw. seine Resilienz gegenüber den wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges: „Im toxischen Zusammenwirken des Krieges in der Ukraine mit den Folgen der Corona-Pandemie – beides begleitet von unabschätzbaren politischen Risiken – erkennen Experten bereits die reelle Gefahr einer hohen Inflation oder gar Stagflation bis hin zu einer drohenden weiteren Migrationswelle aus Nordafrika, weil die Getreideversorgung der Menschen in dieser Region höchst gefährdet ist“, analysierte Hameseder.

Raiffeisen NÖ-Wien könne jedenfalls auf ein sehr gutes operatives Jahresergebnis 2021 und starke Kapitalquoten bauen: „Wir sind für künftige Herausforderungen gerüstet“, so Hameseder. In sämtlichen Geschäftsfeldern – bei den Banken wie bei den Industriebeteiligungen – sei es gelungen, das Ergebnis nahezu zu verdoppeln. Gemeinsam mit den niederösterreichischen Raiffeisenbanken habe die Gruppe ein Ergebnis von weit über 700 Mio. Euro erwirtschaftet. 

„Dieser feste Boden bei uns, das ist die Genossenschaft und ihre tiefe Verankerung in der Region“, betonte der Obmann, der gleichzeitig dazu aufrief, weiterzudenken und noch mehr Frauen und mehr junge Menschen zu motivieren, sich ehrenamtlich für die Genossenschaft zu engagieren. „Wir brauchen eine Klimaveränderung bei und für Raiffeisen, die Breite der Gesellschaft – Frauen und Männer, jung und alt – muss sich auch bei uns widerspiegeln“, formulierte Hameseder einen klaren Auftrag, auch in den Strukturen geeignete Rahmenbedingungen für mehr Vielfalt zu schaffen.

Taktstock-Übergabe 

Nach der formellen Übergabe aller Verantwortungen mit Anfang April 2022 erfolgte im Rahmen der Jahrestagung nun auch die symbolische Hofübergabe von Klaus Buchleitner an Michael Höllerer, der seit 8. April Generaldirektor von Raiffeisen-Holding und RLB NÖ-Wien ist. Hameseder bedankte sich bei Buchleitner, der mit seiner „umsichtigen Führung und gemeinsam mit einem exzellenten Team im Management und allen Mitarbeitern dieses solide Ergebnis“ möglich gemacht habe. Als Anerkennung für sein Engagement wurde Buchleitner mit dem Goldenen Ehrenzeichen mit Brillant, das erstmals verliehen wurde, ausgezeichnet.

Für den neuen Generaldirektor Michael Höllerer stehen Kundenorientierung und Innovation klar an erster Stelle, wie er in seiner Antrittsrede hervorhob: „Wir genießen großes Vertrauen als Bankpartner. Aber Raiffeisen ist mehr als eine Bank. Die über Jahrzehnte harter Arbeit aufgebauten Attribute der Sicherheit und Stabilität müssen wir weiterentwickeln, etwa mit einem generationenübergreifenden digitalen Angebot oder mit einem regionalen Loyalitätsprogramm“, gab Höllerer den Weg vor und betonte: „Ich bin gekommen, um zu gestalten und nicht, um zu verwalten.“ Raiffeisen NÖ-Wien wolle für seine Kunden „Partner in allen Lebenslagen“ sein. 

Vorhandene starke Partnerschaften weiterzuentwickeln betreffe aber nicht nur Kunden, sondern auch den Standort: „Mit unserem Beteiligungsportfolio haben wir hervorragende Instrumente in der Hand, die Zukunft unserer Region als Partner des Standorts zu gestalten.“ Dieses Portfolio gelte es „aktiv weiterzuentwickeln“. Aber auch die Energiewende sieht Höllerer als Chance, um Akzente zu setzen. Ein klares Bekenntnis gab der neue Generaldirektor auch in Richtung Verbund und Kooperation mit der Raiffeisenbankengruppe Österreich ab – „ohne politische Agenda und ohne Bundesländergrenzen“.  

Die RLB NÖ-Wien und die Raiffeisen-Holding werden sich in den nächsten Jahren in ihrer Organisation und in ihrem Aufbau grundlegend verändern. Dafür sei ein schnelleres Eingehen auf Bedürfnisse und transparente Entscheidungen unabdingbar, so Höllerer. Gleichzeitig werde Raiffeisen NÖ-Wien seine gesellschaftspolitische Rolle und soziale Verantwortung weiter wahrnehmen. So werde dem Raiffeisen-Credo ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘ folgend ein privater Social Bond für ein Kreditprogramm für ukrainische Flüchtlinge aufgelegt, um den Aufbau einer Existenz, die Gründung eines Unternehmens oder die Ermöglichung einer Ausbildung zu finanzieren.

Während Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka die Balance zwischen Eigenverantwortung und sozialer Verantwortung der Raiffeisen-Gruppe hervorhob, ging Verteidigungsministerin Klaudia Tanner in ihrer Ansprache auf die sicherheitspolitischen Herausforderungen angesichts des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine ein. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner bedankte sich in einer Videobotschaft für das „Zusammenhalten und Zusammenstehen“ des Landes Niederösterreich und Raiffeisen. Und ihr Stellvertreter, Stephan Pernkopf, strich die Unterstützung Raiffeisens in Bezug auf die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln und Energie hervor. 

AusgabeRZ19-2022

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