KI-Landkarte soll Nebel lichten

Die erste KI-Landkarte Österreichs macht anhand von 100 Beispielen den erfolgreichen Einsatz von KI-Technologien sichtbar.

„Der Hype um KI ist groß, aber nach der Rosarot-Phase kommen wir in die Niederungen des Alltags, wo viele Unternehmen noch nach Orientierung suchen. Jetzt geht es darum, konkrete Anwendungsfälle sichtbar zu machen. Es ist uns ein großes Anliegen, zu zeigen, wo der Einsatz von KI sinnvoll ist“, sagt Doris Lippert, Präsidentin des Verbands Österreichischer Software Innovationen (VÖSI) und Leiterin der Special Interest Group (SIG) „Künstliche Intelligenz“.

Letztere wurde Anfang 2025 gegründet, mit dem Ziel, Bewusstsein und Orientierung für den Einsatz von KI in der Software-Branche, in Unternehmen und Institutionen zu schaffen. „KI ist kein Mysterium, sondern ein vielseitiger Werkzeugkoffer aus Technologien, Algorithmen und leistungsstarker Hardware. Es geht um kluge Softwarelösungen, die uns helfen, das Potenzial unserer Daten zu entfalten und echten Nutzen zu generieren“, so Lippert.

Der „KI-Nebel“ sei undurchsichtig und die Landkarte – als übersichtliche Darstellung von konkreten KI-Usecases – „ist der erste Schritt, diesen Nebel zu lichten“, betont Lippert. Rund ein halbes Jahr wurden Fallbeispiele von der SIG KI gesammelt, bewertet und für die Landkarte ausgewählt. 100 Usecases sollen zeigen, welche Innovationen mit und durch KI-Technologien in Österreich bereits umgesetzt sind oder gerade umgesetzt werden. Um den Erfahrungsaustausch zu ermöglichen, steht bei jedem Anwendungsfall auch ein Ansprechpartner zur Verfügung.

Stärken gemeinsam nutzen

Ausschlaggebend für die Auswahl war zudem der Technologische Reifegrad (TRL) der Lösung. Anwendungsfälle der KI-Landkarte müssen zumindest ein „Pilot“ (Technologischer Reifegrad TRL 4) sein, weitere Einstufungen sind „Ready to Deliver“ (TRL 5–7) und „In Production“ (TRL 8–9). Über 80 Prozent der Usecases der KI-Landkarte sind produktiv im Einsatz. Um die Zusammenarbeit mit Forschung und Wirtschaft zu intensivieren, wurden auch Projekte im Pilotstadium (TRL 4), die mit Echtdaten geprüft wurden, zugelassen. 

„Wir haben in Österreich eine hervorragende KI-Forschungs-Community an den Universitäten, den Fachhochschulen und außer­universitären Einrichtungen wie dem AIT, die mit Software-Unternehmen und der Wirtschaft zusammenarbeiten. Das soll durch die KI-Landkarte auch noch sichtbarer werden. Wir müssen unsere Stärken kennen und diese als Standort Österreich gemeinsam nutzen, um im KI-Zeitalter erfolgreich zu sein“, betont Lippert.

Breite Abdeckung

Wichtig bei der Auswahl war auch eine breite Abdeckung von Branchen, technologischer Vielfalt, unterschiedlicher Unternehmensgrößen sowie Vielfalt entlang der Wertschöpfungskette – von Produktion und Logistik bis hin zur Kundenkommunikation. So finden sich Usecases aus der Industrie, dem Gesundheitsbereich, der Landwirtschaft, dem Tourismus, dem Handel, dem Mediensektor, der Energie-Branche bis hin zum öffentlichen Sektor und dem Bereich der angewandten Forschung und Innovation. 

„Wir sehen Erfolgsgeschichten aus allen Branchen, fast alle großen Unternehmen in Österreich beschäftigen sich mit dem Thema KI in irgendeiner Form. Wir sprechen von dem Zeitalter der KI Usecases. Bei den KMU sehen wir allerdings noch einen großen Nachholbedarf“, resümiert Lippert.

Doris Lippert präsentiert die KI-Landkarte.
Doris Lippert präsentiert die KI-Landkarte. © VÖSI/APA-Fotoservice/Madzigon

Kräfte bündeln

Nachdem die Industriellenvereinigung (IV) ebenfalls eine eigene Task Force KI gegründet hat, der sich mittlerweile über 120 österreichische Leitbetriebe aus dem heimischen industriellen Umfeld angeschlossen haben, begrüßt man auch seitens der Industrie die Ini­tiative des VÖSI. 

„Die KI-Landkarte veranschaulicht auf praxisnahe Art und Weise, was heimische Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen im Thema KI bereits umgesetzt haben. Sie inspiriert und regt zum Mitmachen an“, so Christoph Knogler, CEO der KEBA Group und Vorsitzender der IV Task Force. „Auch die KI-Landkarte senkt somit Eintrittsbarrieren für Unternehmen beim Start ihrer AI-Journey, genau wie wir uns das auch in der Task Force KI der Industriellenvereinigung zum Ziel gesetzt haben. Sie erleichtert zudem den Zugang zu relevanten Informationen und weist den Weg zu den richtigen Austausch-, Beratungs- bzw. Umsetzungspartnern. Dadurch können Unternehmen wunderbar voneinander lernen, finden schneller den Zugang zu möglichen KI-Usecases und können eigene Vorhaben schneller und effizienter umsetzen.“

Als besonders wichtig sieht Knogler die enge Zusammenarbeit aller treibenden Kräfte: „In der österreichischen Industrie gilt es im Thema KI-Anwendung rasch aufzuholen, um dem eigenen Anspruch – einen Spitzenplatz in Europa einzunehmen – gerecht zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir alle treibenden Kräfte bündeln.“ 

Digitaler Kollege

Mit „KI@RA“ hat es auch eine KI-Lösung aus dem Raiffeisensektor auf die Landkarte geschafft. Gemeinsam mit Cancom und Microsoft Austria hat die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich die Company GPT-Lösung KI@RA implementiert, um den Zugang zu internem Wissen für Mitarbeitende mittels einer Chatbot-Lösung deutlich zu vereinfachen. „Statt zeitintensiver Recherchen liefert die KI schnell und unkompliziert relevante Informationen. Ziel ist es, die tägliche Arbeit effizienter zu gestalten und KI@RA langfristig als festen Bestandteil im Arbeitsalltag zu etablieren – wie ein persönlicher, digitaler Kollege“, heißt es seitens der RLB OÖ. Darüber hinaus hat man die Lösung in einer von Raiffeisen gemanagten Cloud-Umgebung implementiert, um die Vorteile einer Cloud-basierten Entwicklungsumgebung mit den hohen Sicherheitsstandards einer Bank in Einklang zu bringen.


KI-Landkarte soll weiter wachsen

Aktuell ist die Version 1.0 der KI-Landkarte online und steht allen Interessierten kostenlos zur Verfügung: https://voesi.or.at/ki-landkarte 

Künftig soll die KI-Landkarte weiter wachsen und um neue, innovative Usecases erweitert werden. Gesucht sind daher weiterhin praxiserprobte und produktiv eingesetzte KI-Projekte, die zeigen, wie vielfältig und konkret KI bereits heute in der Anwendung ist. 

AusgabeRZ38-2025

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