Die neue WWF-Bankenstudie zeigt im Vergleich zur Vorgängerstudie Verbesserungen bei den größten österreichischen Banken im Bereich Natur- und Klimaschutz. Trotz aller Bemühungen kommt in der von WWF und dem Beratungsunternehmen PwC durchgeführten Studie keine einzige der 14 größten Banken Österreichs in den „Vorreiter“-Status, die höchste Stufe in der fünfteiligen Bewertungsskala. Vor allem in puncto Biodiversität ortet WWF-Geschäftsführerin Andrea Jahonides großen Handlungsbedarf: „Flächenfraß und der dramatische Rückgang an Wildtierbeständen erfordern ein grundlegendes Umdenken in der Politik, bei Privaten und auch den Banken. Die Finanzbranche hat einen sehr großen Hebel.“
Die Bewertung der Banken erfolgte in den drei Kategorien Unternehmensführung, Sparen und Anlage sowie Finanzierungen und Hypotheken und basiert auf Fragebögen, Interviews und eigenen Recherchen. Positiv beurteilt werden etwa die Teilnahme bei der Green Finance Alliance und anderen international anerkannten Initiativen wie dem Partnership for Biodiversity Accounting (PBAF), dem sich bisher keine einzige der untersuchten Banken angeschlossen hat. „Wir wollen die Banken nicht an den Pranger stellen, sondern Motivator sein“, erklärt Roland Schöbel von PwC Österreich. Es gehe darum, Nachhaltigkeit in alle Geschäftsbereiche einer Bank zu bringen, vom Recruiting über Datenmanagement bis hin zu nachhaltigen Bonuszahlungen für Führungskräfte.
Nicht nachvollziehbar sind die Ergebnisse für Franz Rudorfer, Geschäftsführer der Bundessparte Bank und Versicherung in der Wirtschaftskammer Österreich: „Der heimische Finanzsektor steht zu seiner Verantwortung – auch und gerade in volatilen Zeiten. Nachhaltigkeit und Mitwirkung bei der Klimatransformation stehen seit langem ganz oben auf der Prioritätenliste der Banken in Österreich.“ Banken zu kritisieren, wenn aber in weiten Bereichen Definitionen, zum Beispiel jene von Nachhaltigkeit, fehlen und dennoch eine Umsetzung eingefordert wird, bringe die Banken keinen Schritt weiter.
Chancen durch Klimatransformation
Im Sinne der Kunden unterstützen die österreichischen Kreditinstitute die Klimatransformation und bieten entsprechende Produkte an, betont Rudorfer und ergänzt: „Das Frontrunning der Europäischen Union bei der Bekämpfung der Klimakrise unterstützen wir allein aufgrund der gewaltigen Chancen, die diese Transformation bietet.“ Das damit verbundene Potenzial beziffert das Umweltbundesamt mit einem zusätzlichen Investitionsbedarf bis zum Jahr 2030 in den Sektoren Energie, Industrie, Gebäude und Verkehr von insgesamt rund 145 Mrd. Euro. Das entspricht einem jährlichen Investitionsvolumen von 13,9 bis 18,5 Mrd. Euro, das zusätzlich ausgelöst wird.
„Allein um dieses Potenzial heben zu können, braucht es einen nationalen Schulterschluss und entsprechende Rahmenbedingungen. Dazu zählt vor allem ein leistungsfähiger Kapitalmarkt, ohne den wir diese Aufgabe nicht meistern können“, unterstreicht Rudorfer. „Weitere Voraussetzungen, um diese ambitionierten Ziele zu erreichen, sind Rechtssicherheit und Klarheit bezüglich der gesetzlichen Vorgaben zur Klimatransformation.“ Dass hier gerade der europäische Gesetzgeber immer wieder den zweiten vor den ersten Schritt setze und entsprechende Klärungen fehlen, mache das Erreichen der Ziele nicht gerade einfacher.