„Genossenschaften als wichtige Konstante“

Der Raiffeisenverband OÖ zog beim diesjährigen Landesgenossenschaftstag in Linz eine gute Bilanz über die wirtschaftliche Entwicklung der oberösterreichischen Raiffeisen-Genossenschaften 2023.

Walter Lederhilger, Johannes Rehulka, Landesrätin Michaela Langer-Weninger, Thomas Stelzer, Bischof Manfred Scheuer und Norman Eichinger
Walter Lederhilger, Johannes Rehulka, Landesrätin Michaela Langer-Weninger, Thomas Stelzer, Bischof Manfred Scheuer und Norman Eichinger © Foto Strobl

Mit seinen insgesamt mehr als 250 Mitgliedsgenossenschaften ist der Raiffeisenverband Oberösterreich die Dachorganisation für die wirtschaftlich starke und breite Vielfalt aller Genossenschaften nach dem System Raiffeisen in Oberösterreich. Mit ihren ca. 10.500 Mitarbeitern erwirtschafteten sie im Jahr 2023 rund 4,5 Milliarden Euro an Umsätzen und investierten mehr als 150 Millionen Euro in die Zukunft ihrer Genossenschaften. „Damit sind sie ein starker Wirtschaftsmotor in Oberösterreich sowie ein wichtiger Impulsgeber und Gestalter in den Regionen“, unterstreicht Genossenschaftsanwalt Walter Lederhilger in seiner Eröffnung. 

Trotz schwieriger Zeiten, geprägt von geopolitischen Krisen und Verwerfungen auf den Rohstoffmärkten, konnten die oö. Genossenschaften eine gute Bilanz legen – auch, „weil Genossenschaften mit Krisen umgehen können“. Gerade in herausfordernden Zeiten gehe es darum, Verantwortung zu übernehmen und vom Wollen ins Tun zu kommen, so Lederhilger, der sich besonders stolz auf die zahlreichen Neugründungen von Genossenschaften in den Bereichen Energie, Pflege, Gesundheit oder regionale Infrastruktur sowie über die sieben Schülergenossenschaften zeigte.  Genossenschaften seien nicht nur wirtschaftliche Akteure, sondern auch solidarische Gemeinschaften, die sich durch soziale Verantwortung und gelebte Nachhaltigkeit auszeichneten, für Sicherheit und Stabilität sorgten und sich als unverzichtbare Stützen der regionalen Entwicklung erwiesen.

Stärke und Sicherheit 

Als finanzieller Nahversorger, starker Partner der Landwirtschaft und regionaler Energieversorger leisten Genossenschaften einen wesentlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit. „Genossenschaften sind damit eine wichtige Konstante in den aktuell unsicheren Zeiten“, ergänzt der Direktor des Raiffeisenverbandes OÖ., Norman Eichinger. Dabei stehen die Raiffeisen-Genossenschaften im Eigentum von über 350.000 Oberösterreichern und seien niemand anderem verpflichtet als der Förderung ihrer Eigentümer, die gleichzeitig ihre Kunden sind. Alle wesentlichen Entscheidungen würden von demokratisch gewählten Eigentümervertretern vor Ort getroffen. „Das Besondere ist, dass sämtliche Gewinne und die Wertschöpfung in der Region bleiben, was vor allem in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wichtig ist“, so Eichinger.

Deutlicher Marktführer 

Als unangefochtener Marktführer sichert die Raiffeisenbankengruppe OÖ mit 68 selbstständigen Raiffeisenbanken und mehr als 360 Bankstellen vor Ort sowie mit ihren digitalen Dienstleistungen den finanziellen Blutkreislauf in Oberösterreich. Die 2023 um 4,5 Prozent auf 38,8 Mio. Euro deutlich gestiegenen Gesamtmittel seien Beweis eines hohen Kundenvertrauens. Davon betragen die Spar- und Giroeinlagen der Kunden 26,4 Mrd. Euro, mit denen dank einer hohen Risikotragfähigkeit mit einer Finanzierungsleistung von 23,2 Mrd. Euro viele wirtschaftliche Impulse finanziert wurden. Es wird ein Betriebsergebnis von rund 630 Mio. Euro und ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von rund 450 Mio. Euro erwartet, das das Eigenkapital und damit die Sicherheit und Risikotragfähigkeit der oö. Raiffeisenbanken weiter stärke, so Eichinger. 

Starke Kraft fürs Land

Als starker Partner der oberösterreichischen Landwirte fungieren die Lagerhausgenossenschaften, die mit 116 Filialen, 37 Werkstätten und 1.900 Mitarbeitern von der Lieferung von Saatgut und Betriebsmitteln bis hin zur Lagerhaus-Technik und der Lagerung und Vermarktung von Agrarprodukten alles anbieten, was in der Land- und Forstwirtschaft benötigt wird.

Aber auch darüber hinaus punkten die oö. Lagerhausgenossenschaften mit hochqualitativer Nahversorgung mit einem breiten Produkt- und Dienstleistungsangebot vor allem im Haus- und Gartenbereich sowie rund ums Bauen. Auch wenn angesichts des sehr schwierigen wirtschaftlichen Umfelds im Jahr 2023 Umsatzrückgänge zu verzeichnen waren, sei die Betriebsleistung mit ca. 975 Mio. Euro die zweitbeste in der Geschichte der oö. Lagerhäuser. Mit einer Eigenkapitalquote von über 40 Prozent stehen sie zudem auf einem starken wirtschaftlichen Fundament. 

Wichtiger Nahversorger 

Für die Versorgungssicherheit und die Befüllung der Regale des Lebensmittelhandels besonders wichtig seien die oö. Molkereiunternehmen, die 2023 ca. 1,7 Milliarden Kilogramm Milch zu hochwertigen Lebensmitteln verarbeitet haben. Sie konnten trotz besonders volatiler Absatzmärkte erneut eine gesteigerte Betriebsleistung von 1,5 Milliarden Euro erwirtschaften. Auch wenn deutliche Kostensteigerungen nicht zuletzt aufgrund hoher Lohnabschlüsse, der gegebenen Inflation sowie den gestiegenen Zinsaufwendungen zu verkraften waren, sei es gelungen, 2023 die Milchauszahlungspreise gegenüber 2022 nochmals zu verbessern. Dass unter diesen schwierigen Rahmenbedingungen ein insgesamt positives Ergebnis erwartet werden könne, sei eine besondere Leistung der Verantwortungsträger, unterstreicht Eichinger.

Bunte Vielfalt an Genossenschaften

Abseits der drei großen Genossenschaftssparten gibt es eine bunte Vielfalt von über 160 weiteren genossenschaftlichen Unternehmen, die von der Saatguterzeugung der Saatbau Linz bis hin zur Brandverhütung der BVS-Gruppe einen breiten Bogen spannen (z.B. Österreichische Bergkräutergenossenschaft, Maschinenring Oberösterreich Service, Maschinenring Personal und Service, GBC – Österreich Gartenbaucentrum, ARGE Rind, Hopfenbaugenossenschaft, Bürgergenossenschaften).

Dabei erlange eine Gruppe immer mehr an Bedeutung: die Energiegenossenschaften. Hervorzuheben sind hier laut Eichinger die 84 oö. Biomassegenossenschaften, die in nachhaltiger Form für regional produzierte Energie vor Ort sorgen. Durch die Verwertung von großteils bäuerlichem Hackgut sind sie sicherer Versorger von mittlerweile mehr als 6.000 Wärmekunden mit einer Wärmeleistung von 260.000 MWh im Jahr. Dadurch wird in Oberösterreich jährlich ein Äquivalent von 32 Mio. Liter Heizöl eingespart. 

Daneben etablieren sich mehr und mehr Energiegenossenschaften und insbesondere Erneuerbare Energiegemeinschaften, welche die neuen Möglichkeiten des Erneuerbaren Ausbaugesetzes nützen, um die Wertschöpfung aus vor Ort erzeugter Energie zur Gänze vor Ort zu belassen und von reduzierten Netzentgelten und Abgaben zu profitieren. Diese spielen eine Schlüsselrolle bei der Transformation hin zu einer nachhaltigen, klimafreundlichen Energieversorgung, indem sie lokale Gemeinschaften mobilisieren und innovative Lösungen für eine klimafreundliche Zukunft vorantreiben, ist RV-Direktor Eichinger überzeugt.