Vom Kienspan bis zur Leuchtdiode

Im Museum „Leum“ im niederösterreichischen Leobersdorf wird seit 2012 die „G’schicht vom Licht“ erzählt.

Einblicke ins Leum in Leobersdorf
(c) Sandra Schäfer

Kerzen, Fackeln, Öl- und Petroleumlampen sowie eine Auswahl an Glühbirnen: Noch heute sind diese am Markt erhältlich und den meisten trotz modernster LED-Technik nach wie vor mehr oder minder vertraut. Blickt man auf die Geschichte der Beleuchtungstechnik, so war diese immer schon von einer gewissen Vielfalt geprägt. Seit der Steinzeit war der Mensch bemüht, Licht ins Dunkel zu bringen. Dabei nutzte man im Laufe der Geschichte diverse Öle (in der Antike füllte man vor allem Tonlampen mit Olivenöl) und tierische Fette ebenso wie das Harz der Bäume als Mittel zur Beleuchtung. 

Nicht jeder hatte jedoch auch die Möglichkeit, aus den besten vorhandenen Mitteln zu schöpfen. So waren Kerzen aus Bienenwachs zwar geeignet, eine im Vergleich zu anderen Materialien (wie den aus tierischem Fett gewonnen Unschlitt) weniger rußende und übel riechende Flamme zu erzeugen, für die einfache Bevölkerung jedoch nicht annähernd erschwinglich. 

Jahrhundertelang zählten flache, in Scheiben geschnittene, harzreiche Holzstücke zu den verbreitetsten Beleuchtungskörpern. Sogenannte Kienspäne brannten noch Ende des 19. Jahrhundert in der einen oder anderen österreichischen Stube. Als Halterung dienten in den meisten Fällen Kienspanhalter, die es noch heute in so manchem Heimatmuseum zu betrachten gibt und die dementsprechend auch in einem Museum über die Geschichte der künstlichen Beleuchtung nicht fehlen dürfen.

Das Wunder Gas

Als erstes Lichtmuseum Österreichs zeichnet das „Leum“ die Entwicklung der Beleuchtungstechnik vom Kienspan über die Öllampe bis zu modernen Beleuchtungstechniken nach. Einen besonderen Platz nimmt dabei das Gaslicht ein. Diese Ende des 18. Jahrhunderts erstmals in London eingesetzte Form der Beleuchtung ermöglichte es im Laufe des 19. Jahrhunderts erstmals, dass Energie und Lichtquelle sich nicht mehr am selben Ort befinden mussten. Bereits zuvor hatte der Schweizer Chemiker Ami Argand eine Lampe erfunden, die aufgrund eines von ihm entwickelten Runddochtes und einem birnenförmigen Glaszylinder mit Kaminwirkung ein bis dato noch nicht gesehenes künstliches helles Licht erzeugte, das allerdings noch aus der in einem direkt an der Lampe angebrachten Ölbehälter gespeist werden musste. 

Mit der Einführung des Gaslichts hatte der Kunde nun lediglich an einem Schalter zu drehen und schon erstrahlte der Raum in Helligkeit. Das „Wunder“ war jedoch vorwiegend auf den städtischen Raum beschränkt, da sich der Aufbau eines Versorgungsnetzes in ländlicheren Regionen als zu aufwendig und kostspielig erwiesen hätte. In vielen Dörfern wurde nach wie vor auch die Straßenbeleuchtung mit Öl betrieben. Hier stellte man Anfang des 20. Jahrhunderts gleich auf elektrische Beleuchtung um.

Im Zeichen des Fortschritts

Noch bevor das elektrische Licht jedoch endgültig seinen Siegeszug antreten konnte, verhalf der österreichische Chemiker Carl Auer von Welsbach mit seiner Erfindung des Gasglühstrumpfes dem Gaslicht zur Lebensverlängerung. Mit seiner Technik gelang es ihm, bei stärkerer Leuchtkraft, die Kosten zu minimieren. Eine besondere Stellung in der Geschichte der Beleuchtung nimmt auch das sogenannte Bogenlicht (bei dem zwischen zwei Elektroden ein Lichtbogen erzeugt wird) ein. In Scheibbs brannten als erste Stadt mit gemeindeeigenem Kraftwerk in Niederösterreich ab 1886 elektrische Bogenlampen. 

In Wien sorgten diese unter anderem am Graben für Aufregung. Aktuell setzt man in vielen Städten und Gemeinden – auch in Leobersdorf – auf Beleuchtung mittels LED. Auch hier entwickelt sich die Technik ständig weiter – um neue Objekte und (Licht-)Geschichten für das zwar relativ kleine, doch sehr feine Leobersdorfer Lichtmuseum dürfte man sich also keine Sorge machen müssen. Eine der Ausstellung im Halterhaus, dem ältesten Gebäude des Ortes, angeschlossene originale Schuster- sowie eine Fassbinder-Werkstatt liefern gemeinsam mit Touchscreens zur Leobersdorfer Ortsgeschichte zudem Einblicke in das Leben früher Zeiten.