In so gut wie allen Rankings wird Bob Marley als einer der wichtigsten Songwriter und Sänger aller Zeiten gelistet. Alben wie „Exodus“ zählen dabei zu den besten Musikalben des 20. Jahrhunderts und sein Lied „Get Up, Stand Up“ wurde zur inoffiziellen Hymne von Amnesty International. Viele seiner Songs gehören auch über 40 Jahre nach seinem Tod zu den meistgespielten Liedern der Welt. Bob Marley war aber mehr als ein Musiker, der zeitlebens zwölf Alben veröffentlichte und den Reggae mitbegründete. Mit seiner Konvertierung vom Christentum zum Rasta wurde er zunehmend politisch aktiv. Rastafari ist eine religiöse und soziale Bewegung, die sich für unterdrückte dunkelhäutige Menschen in Jamaika einsetzt, aber auch für die Befreiung Afrikas. Für deren Anhänger und darüber hinaus war und ist Bob Marley eine wichtige Identifikationsfigur.
Der in den 1970er-Jahren zunehmend politischen Gewalt auf Jamaika wurden Friedensinitiativen entgegengehalten, unter anderem mit einem Friedenskonzert mit Bob Marley im Dezember 1976. Zwei Tage vor dem Konzert drangen Unbekannte in sein Haus ein und verletzten durch mehrere Schüsse ihn, seine Frau Rita und seinen Manager Don Taylor. Hier setzt der Kinofilm „Bob Marley: One Love“ an. Der Film fokussiert sich auf das Leben von Bob Marley nach diesem missglückten Mordanschlag. Der Reggae-Sänger begibt sich aufgrund der angespannten politischen Situation in Jamaika nach London, wo er das Album „Exodus“ aufnimmt. Zwei Jahre später kehrt er in die Karibik zurück. Mit seiner Band The Wailers tritt er beim „One Love Peace Concert“ auf, bei dem es ihm tatsächlich gelang, den jamaikanischen Premierminister Michael Manley und den Oppositionsführer Edward Seaga auf der Bühne zum öffentlichkeitswirksamen Händedruck zu animieren. Die Anhänger beider Parteien stellten die gewalttätigen Auseinandersetzungen daraufhin weitgehend ein. Und genau das zeigt auch dieser Film – ein Porträt eines Musikgiganten, dessen Botschaft des friedlichen Zusammenlebens ihn zur Zielscheibe machte.
Der Film gibt aber auch Einblicke in das Leben von Bob Marley als Familienmensch, als Vater von letztlich zwölf Kindern. Für die Authentizität der Geschichte sorgt die Marley-Familie, die den Film koproduzierten, allen voran die zwei Kinder Ziggy und Cedella, sowie die Witwe Rita Marley. „Dieser Film“, so Ziggy Marley, „ist ein authentischer Blick auf Jamaika, wie es noch nie zuvor in einer Hollywood-Produktion gezeigt wurde und auf Bob und seiner Kreierung von Musik. Unser Vorhaben war es, die Wahrheit zu zeigen.“
Ein hartes Stück Arbeit dabei war auch den Schauspieler zu finden, der Bob Marley verkörpern soll, „denn“, so Ziggy Marley, „Bob ist kein normaler Typ mit einem Alltagsgesicht. Er war einzigartig in vielerlei Hinsicht.“ Gefunden haben sie ihn schließlich in der Person von Kingsley Ben-Adir, der unter anderem bereits als Malcolm X im Kinofilm „One Night in Miami“ zu sehen war. Regisseur Reinaldo Marcus Green: „Wir haben in jeder Ecke der Welt nach jemandem gesucht, der Bob Marley verkörpern kann. Du kannst Bob ja nicht neu erschaffen, ihn nicht zurückbringen, aber du kannst die Essenz von ihm zeigen. Was Kingsley machte, war Bob zu interpretieren, ihn zu spielen, nicht nachzuahmen. Es war meisterhaft.“
Für Ben-Adir war es ebenfalls eine weite Reise, damit er Bob Marley überhaupt einmal richtig kennenlernte. „Ich beschäftigte mich jeden Tag intensiv mit Bob“, so Ben-Adir. „Ich hörte mir Unmengen von Interviews an, die Bob Marley machte, um überhaupt einmal zu verstehen, was er alles sagte. Es war mehr als ein Jahr an Vorbereitung und Vorfreude. In dieser Prozessfindung muss man schließlich auch darauf vertrauen, dass Bobs Stimme zu dir durchdringen wird.“ Diese Transformation nahm nicht nur viel Zeit in Anspruch, sondern forderte Ben-Adir auch dahingehend, dass er zusätzlich Gitarre spielen lernen musste und nicht zuletzt, sich zu bewegen und sich anzuhören wie Bob Marley. Eine Herausforderung, die in vielerlei Hinsicht gelang. „Bob Marley: One Love“ beweist es.