In einer Partnerschaft kommt es ja oft darauf an, da zu sein, wenn man wirklich gebraucht wird. Bis 2020 wurden die Mattersburg Rocks von einer gewissen Commerzialbank gesponsert. Doch als das Imperium von Martin Pucher in sich zusammenbrach, musste ein neuer starker Partner her, damit das erfolgreiche Basketball-Projekt eine Zukunft hat.
„Uns wurde von heute auf morgen ein ziemlich großes Loch in das Budget gerissen und wir waren dann mehr als froh, mit der Raiffeisenlandesbank Burgenland einen noch stärkeren Ersatz gefunden zu haben“, sagt Paul Bugnyar, Vorstandsmitglied und Marketing-Beauftragter des Vereins.
Also firmiert der Verein, der 2005 aus den finanziell angeschlagenen UBC Mattersburg 49ers hervorging, seitdem als Raiffeisen Mattersburg Rocks. Wovon Obmann Corey Hallett, seit 2018 im Amt und auch noch als Spieler tätig, sehr angetan ist. „Wir freuen uns, dass sich die größte Bankengruppe des Landes hinter uns stellt und wir ein positiver Werbeträger für Raiffeisen in der Region und darüber hinaus sind. Ohne Raiffeisen könnten wir die Intensität im Basketballsport weder bei den Erwachsenen noch im Nachwuchsbereich derart aufrechterhalten“, so der 40-Jährige.
Play-offs als Ziel
Dementsprechend konnte man auch in die aktuelle Saison der 2. Liga, in der man seit ihrer Gründung 2008 durchgehend vertreten ist und die am letzten September-Wochenende mit einem klaren 87:69-Erfolg über KOŠ Celocev (slowenischer Name für Klagenfurt) gestartet ist, mit vollem Elan gehen. Was auch daran liegt, dass der ohnehin starke Kader, mit dem man im vergangenen Jahr Dritter des Grunddurchgangs wurde und im Play-off erst im Viertelfinale an den Tirol Raiders gescheitert ist, zusammengehalten wurde. Leistungsträger wie Julian Alper oder Kapitän Niki Bugnyar konnten gehalten werden, dazu gab es Verstärkungen wie Asdren Drew Koka, der gleich beim Auftaktspiel überzeugte. „Er wird uns als ‚big man‘ unter dem Korb sicher weiterhelfen, das hat man gleich gesehen“, freut sich Paul Bugnyar, Bruder des Kapitäns.
Das alles führt dazu, dass das Erreichen der Play-offs das ausgerufene Ziel der Rocks ist, wozu man in der Ost-Division der 2. Liga mindestens Vierter werden müsste. „Die Play-offs haben dann ohnehin ihre ganz eigenen Gesetze, ab dann ist sowieso immer alles möglich“, sagt Bugnyar. Also auch der Titelgewinn? Die Favoriten sind zwar andere Mannschaften, aber die Mattersburger haben von 2012 bis 2014 mit drei Titeln nacheinander bewiesen, dass sie durchaus auch für ganz große Würfe gut sind. Was die Frage aufwirft, warum sie damals nie das Recht in Anspruch genommen haben, in die allerhöchste Liga aufzusteigen.
Vernünftige Basis
Hier spielt die wirtschaftliche Vernunft eine entscheidende Rolle. Schließlich wollte man nie in das Fahrwasser geraten, das dem Vorgängerverein letztlich die Existenz gekostet hat. „Das finanzielle Risiko war uns letztlich zu groß, auch wenn wir nach dem dritten Titel 2014 schon größere Diskussionen darüber geführt haben, ob wir das Abenteuer wagen sollen“, erzählt Bugnyar. Und auch wenn die Aussicht da war, eine Saison auf höchster Ebene ausfinanzieren zu können – nachhaltig wäre das Projekt wohl nicht gewesen. „Uns war es aber wichtig, auf einer vernünftigen Basis weiterzumachen, als uns zu übernehmen. Davon profitiert der Verein auf lange Sicht gesehen mehr.“
Ein Ansatz, der bis heute gilt, schließlich müsste man bei einem Aufstieg das etwa 150.000 Euro starke Budget deutlich mehr als verdoppeln. Ein schwerer Brocken für einen Amateur-Klub, der von ehrenamtlichen Funktionären lebt. Also wurde erst gar nicht um eine Lizenz angesucht, um in der sogenannten Superliga mitspielen zu dürfen.
Einen Nachteil am Transfermarkt, wo es dadurch womöglich schwieriger sein könnte, ehrgeizige Sportler zum Kommen zu motivieren, sieht der 26-Jährige dabei nicht: „Wir überzeugen die Spieler mit anderen Argumenten. Zum Beispiel dem, dass wir ein hervorragendes Sprungbrett sind, um es zu einem anderen Verein in der höchsten Spielklasse zu schaffen.“ Sprich: Sollte es für einen herausragenden Akteur ein gutes Angebot geben, würde man ihm keine Steine in den Weg legen und die Freigabe erteilen.
Nachwuchs forcieren
Dazu kommt, dass man bei den Mattersburg Rocks ohnehin darauf baut, Spieler aus dem eigenen Nachwuchs zu forcieren und sie eines Tages in die Kampfmannschaft einzubauen. So wie es beispielsweise bei Niki Bugnyar gelungen ist, aber auch bei anderen Spielern wie Strahinja Stevanovic oder Noah Williams, Sohn des amerikanischen Headcoaches James Williams. Der ist bereits seit 2018 im Amt und kennt die Rocks von früheren Engagements sogar noch länger. „Ein gewiefter Taktiker, eher introvertiert, aber mit einem riesigen Verständnis für das Spiel, bei dem sich junge Spieler hervorragend entwickeln können“, betont Bugnyar.
Von denen gibt es einige in Mattersburg. Ab der U8 gibt es für jede Altersklasse Mannschaften, die am Ligabetrieb teilnehmen, an die 100 Kinder und Jugendliche sind unter den Fittichen des Klubs. Und träumen natürlich davon, eines Tages auch in der Sporthalle Mattersburg auflaufen zu können, wenn es gegen die Jennersdorf Blackbirds oder die Mistelbach Mustangs geht. Letztere sind der größte Rivale der Mattersburger, seit man sich 2011 im Play-off-Finale gegenüberstand und knapp den Kürzeren zog – ehe man danach den Titel-Hattrick schaffte. „Normalerweise haben wir bei unseren Heimspielen etwa 200 Zuschauer“, erzählt Bugnyar, der im zivilen Leben als Techniker bei der burgenländischen Landesregierung arbeitet. „Aber wenn es gegen unsere speziellen Rivalen geht, platzt die Sporthalle mit mehr als 500 Fans aus allen Nähten.“
Das wird konkret Anfang Februar 2025 der Fall sein. Bis dahin wird es wohl schon eine belastbare Tendenz geben, ob die Mattersburg Rocks als Felsen in der Brandung ihre Ziele für diese Saison erreichen können.