An Österreichs Grenze zu Ungarn und der Slowakei herrscht seit vergangenem Wochenende Alarmstimmung. Die hochansteckende Maul- und Klauenseuche (MKS) bereitet sich in unseren Nachbarländern Ungarn und Slowakei aus. Rund 10.000 Rinder mussten bereits gekeult werden. Um die heimische Landwirtschaft zu schützen, wurden nun kleinere Grenzübergänge dicht gemacht und an den größeren Übergängen Seuchenteppiche ausgelegt und die Kontrollen verschärft. „Die Seuche steht direkt vor unserer Grenze“, warnt Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig bei seinem Besuch am Grenzübergang Berg bei Hainburg. Oberstes Ziel ist es nun, eine Einschleppung nach Österreich zu verhindern.
Das Maul-und-Klauenseuche-Virus ist für Rinder, Schweine, Ziegen, Schafe, Rehe, Hirsche sowie Wildschweine gefährlich und gilt für alle Paarhufer als höchst ansteckend. Menschen erkranken nicht daran und auch Pferde sind dagegen immun. Wird ein Tier positiv getestet, müssen alle empfänglichen Tiere im Betrieb getötet werden. Eine Schutzzone von mindestens drei Kilometern wird eingerichtet, sowie eine Überwachungszone von mindestens zehn Kilometern Umkreis. Kleinere Gebiete in Niederösterreich und dem Burgenland liegen aktuell in einer grenzüberschreitenden Überwachungszone, aber die rund 1.000 heimischen Tierproben waren bis dato negativ.
„Speziell die nächsten Wochen sind entscheidend, ob es gelingt, die Tiere und Betriebe in Österreich zu schützen. Die getroffenen Präventionsmaßnahmen sind nicht bequem, aber notwendig. Alle sind gefordert, äußerst verantwortungsvoll zu handeln, um eine Verbringung der Seuche nach Österreich zu verhindern“, unterstreicht Robert Pichler vom Österreichischen Raiffeisenverband.
Eingeschränkter Handel
Die Einfuhr von Lebendtieren empfänglicher Arten sowie frischem Fleisch, Rohmilch, Jagdtrophäen, Gülle und Einzelfuttermitteln aus Ungarn und der Slowakei ist derzeit verboten. „Wir setzen alles daran, unsere bäuerlichen Betriebe zu schützen – denn ein Ausbruch der Maul- und Klauenseuche hätte dramatische Folgen für das Tierwohl sowie die Wirtschaftlichkeit unserer Betriebe: beispielsweise durch Keulungen oder Handelssperren“, verdeutlicht Totschnig. Schon jetzt wurden einige Handelsrestriktionen durch Drittländer gegen österreichische Agrarprodukte erlassen. Japan hat etwa die Einfuhr von Fleisch und Fleischerzeugnissen von Rind und Schwein sowie Tierfutter und Rohmilch aus Österreich verboten, obwohl Österreich offiziell – laut OIE Office International des Epizooties – ein MKS-freies Land ist. Auch Kanada und die USA haben die Einfuhr von Lebendtieren und unverarbeiteten tierischen Produkte aus Österreich untersagt und auch von Großbritannien und Bosnien-Herzegowina gibt es Handelsbeschränkungen.
Bei einem Ausbruch der MKS in Österreich ist mit deutlich geringeren Absätzen im Ausland zu rechnen. „Das ist in Seuchenfällen übliche Praxis, weil die potenziellen ökonomischen Schäden einer Ausbreitung sehr groß sind. Da werden sich die einzelnen Länder schützen“, erklärt Agrarökonom Franz Sinabell vom Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo. Wirtschaftlich wäre ein Ausbruch für die heimischen Agrarbetriebe jedenfalls spürbar und auch für die Abnehmer wären steigende Preise für Fleisch- und Milchprodukte die Folge. „Bei einem Ausbruch käme es zu einer Verknappung des Angebots und damit zu einer Erhöhung der Preise“, so Sinabell.
Bewusstsein schärfen
Die Bevölkerung und insbesondere Reisende werden dazu aufgefordert, die Grenzübergänge auf ein Mindestmaß zu reduzieren und die Vorschriften zu befolgen: Keine fremden Ställe betreten, von Klauentieren fernhalten, Hunde in Risikogebieten an die Leine, Verzicht auf nicht notwendige Reisen und auf Jagdtourismus in betroffene Gebiete. Zudem ist es verboten, Speisereste an Nutztiere zu verfüttern und Lebensmittel in der Natur wegzuwerfen. Besonders Arbeitgeber von Personen aus den Risikogebieten – nicht nur landwirtschaftliche Betriebe – sollen auf Hygiene und Desinfektion von Schuhen, Kleidung und Fahrzeugen achten. „Der Ernst der Lage ist nicht zu unterschätzen“, warnt der Agrarminister.