Chancen in schweren Zeiten

Einen umfassenden Einblick in die Wirtschaftsentwicklung und Geopolitik erhielten die MBA-Absolventen des Raiffeisen Campus.

Die Pandemie und ihre Nachwehen, wirtschaftliche Verwerfungen wie Inflation und Lieferkettenprobleme und der verheerende Ukraine-Krieg und die zunehmenden geopolitischen Spannungen standen im Fokus des zweitägigen Updates, das die bisherigen Absolventen des MBA „Banking & Management“ am Raiffeisen Campus aus erster Hand erhielten. „Raiffeisen ist bis dato sehr, sehr gut durch diese Entwicklungen gekommen“, betonte Erwin Hameseder, Generalanwalt des Österreichischen Raiffeisenverbandes (ÖRV), in seinem Vortrag vor den MBA-Absolventen. Die Ergebnisse der Raiffeisen- und  Raiffeisenlandesbanken für das Geschäftsjahr 2021 waren überaus erfreulich. Der Krieg in der Ukraine hat dann zu einer Zäsur geführt. „Nun ist die Wirtschaft in eine Schwächephase eingetreten“, konstatierte Hameseder. Die Herausforderungen werden immer komplexer, so dass derzeit kaum ersichtlich sei, in welche Richtung es gehe. Daher gelte es insbesondere für die Raiffeisen Bankengruppe, jene Chancen zu nutzen, die sich typischerweise auch in derart herausfordernden Entwicklungen ergeben. 

Mit dem schrecklichen Krieg in der Ukraine, aber auch den geopolitischen Spannungen etwa zwischen China und Taiwan wurde man wieder schmerzlich daran erinnert, „dass insbesondere im Banken- und Finanzgeschäft die sogenannten politischen Risiken unsere größten Risiken sind“, betonte der Generalanwalt. Der Ukraine-Krieg habe nicht nur eine unfassbare humanitäre Katastrophe gebracht, sondern auch für viele wirtschaftliche Verwerfungen gesorgt. So habe etwa die Inflation eine unglaubliche Dynamik bekommen. In Österreich mündete der Preisauftrieb zuletzt in einer Teuerungsrate von lange ungekannten 9,2 Prozent – der höchste Wert seit fast fünfzig Jahren. „Und wir werden wahrscheinlich noch doppelstellige Werte sehen“, so Hameseder. Damit wurden geldpolitische Maßnahmen wie sie die Europäische Zentralbank mit der Zinswende spät aber doch eingeläutet hat, dringendst notwendig. Man werde nun sukzessive auf eine vernünftige Verzinsung auf der Passivseite kommen. Fraglich bleibe aber, ob es alle Kreditkunden vertragen werden. Daher betont Hames­eder: „Das Thema Risikomanagement hat immer eine große Bedeutung gehabt, jetzt hat es eine sehr große Bedeutung.“ Es gehe darum, vor allem bei den Betriebskosten runterzukommen. 

Grundsätzlich werden die Banken eine Rolle spielen müssen, um den sozialen Frieden weiter aufrechterhalten zu können. „Allerdings können wir nur dort mitwirken, wo marktwirtschaftliche Prinzipien nicht außer Kraft gesetzt werden“, stellte Hameseder mit Hinweis auf die Debatte zur Übergewinnbesteuerung klar. Er halte nichts davon, sogenannten „Übergewinne“ abzuschöpfen: „Wir kennen das als Bankensteuer, die wir über viele Jahre lang bezahlt haben.“ Dasselbe droht jetzt der Energiewirtschaft und noch ein paar anderen. „Das ist der falsche Weg“, betont der Generalanwalt.

Systemische Rivalität 

Einen tieferen Einblick in die globalen geopolitischen Entwicklungen gab den MBA-Absolventen der ehemalige Brigadier und Geopolitik-Experte Walter Feichtinger. Auf der Welt spitze sich  die sogenannte „systemische Rivalität“ zwischen demokratischen und autoritären Systemen zu. Es gehe darum, zu zeigen, welches Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell „das bessere“ sei. Die aktuelle Häufig von globalen geopolitischen Krisen und Spannungen erklärt Feichtinger damit, dass die alte Status-quo-Macht USA, die die Welt nach dem Zweiten Weltkrieg geprägt hat, nun Konkurrenz durch die neue aufstrebende Macht China und die rückkehrende alte Regionalmacht
Russland erhält. „Dann kriselt es natürlich. Und die Krisen sind meistens an den Rändern, wo diese Imperien oder Machtsysteme aneinanderprallen.“

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