Liquidität parken, mündelsichere Veranlagung, langfristig Vermögen aufbauen und dabei auch auf eine breite Streuung achten – die Anforderungen an die Nostroveranlagung von Banken sind vielschichtig und in der Regel individuell zugeschnitten. Über die Trends wurden über 60 Teilnehmer beim erstmals abgehaltenen Nostro-Rat der Raiffeisen Capital Management in der Südsteiermark informiert.
Die Veranstaltung ist eine Weiterentwicklung des bisherigen Nostrotages mit dem Fokus auf Austausch der Nostro-Community. Auf dem Programm standen neben Fachvorträgen auch aktuelle Kapitalmarktinformationen, der Blick aufs Risikomanagement und die regulatorischen Anforderungen an die Eigenveranlagung von Banken. „Die Eigenveranlagung ist ein wichtiger Puzzlestein in der Gesamtbanksteuerung“, betonte Florian Stryeck, Risikovorstand der Raiffeisen-Landesbank Steiermark, in seiner Eröffnungsrede. In der Steiermark manage die Landesbank gemeinsam mit den Raiffeisenbanken den Liquiditätspuffer und das Nostro. Im Letzteren seien rund 1,1 Mrd. Euro mit einer Quote von 70 Prozent Anleihen und 30 Prozent Aktien veranlagt. Ziel sei es, Zusatzerträge zu generieren und die Überliquidität auszusteuern.
Wie sich die Produkte in diesem Segment weiterentwickeln, skizziert Hannes Cizek, CEO der Raiffeisen Capital Management. Das aktuelle Marktmomentum spreche dafür, sich wieder mehr der Nostroveranlagung zu widmen. „In den letzten Jahren haben Banken viel Liquidität aufgebaut. Zudem ist das Kreditwachstum überschaubar. Daher ist das Thema Eigenveranlagung ein sehr wichtiges“, so Cizek. Seit 2016 unterstützt die Raiffeisen KAG verstärkt die Landesbanken und Raiffeisenbanken beim Veranlagen ihrer eigenen Liquidität. Verwaltet werden aktuell rund 1,25 Mrd. Euro. Davon entfällt je ein Drittel auf Spezial-, Publikums- und Laufzeitenfonds. Mehr als 130 Banken nutzen diese Möglichkeit bereits.
Private Markets im Kommen
Die Marktentwicklung sei heuer fordernd, die Zollpläne von US-Präsident Donald Trump hätten im Frühjahr für eine Delle gesorgt, die man bisher weitgehend aufgeholt habe, aber es werde schwer werden, diese bis zum Jahresende vollständig wettzumachen, so Cizek. Im institutionellen Geschäft beschäftige sich der Fondsanbieter mit neuen Produkten wie den privaten alternativen Assetklassen. „Das ist ein Veranlagungsbedürfnis der Investoren, das immer stärker wird“, berichtet Cizek. Ein Vorteil sei, dass man mit diesen sogenannten „Private Markets“, also Fonds und Assetklassen, die nicht an der Börse gehandelt werden, die Diversifikation verbessern kann. Die Investitionsfelder sind dabei sehr breit und reichen von Infrastruktur über Immobilien bis hin zu digitalen Assets.
Dem Ausbau oder Erhalt der Infrastruktur in Europa werde angesichts der limitierten Möglichkeiten in den Staatshaushalten eine erhöhte Aufmerksamkeit zuteil, so Cizek. Hier gebe es eine große Investitionsnachfrage. All diese Projekte seien in der Regel Betreiberprojekte, meistens mit staatlich garantierten Abnahmeverträgen, etwa im Bereich der erneuerbaren Energien, der digitalen und der klassischen Infrastruktur. Diese seien in der Regel indexiert und böten damit einen Inflationsschutz. Zudem sei die Volatilität gering und das Geschäft insgesamt relativ resilient. Die jährliche Cash-Yield beziffert Cizek mit 2 bis 4 Prozent. Dazu kommt auch eine eventuelle Rendite aus dem Vermögenszuwachs.
Treasury neu gedacht
Einblicke in die Neuaufstellung des Treasurys der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien gab Bereichsleiter Christian Lenk. Zinsänderungen, komplexe wirtschaftliche Entwicklungen und eine wachsende Regulatorik veränderten die Rahmenbedingungen fürs Treasury, wo die Eigenveranlagung angesiedelt ist, nach der langen Null- und Negativzinsphase grundlegend. Das habe auch zu einem neuen Verständnis geführt. „Wir wollen unsere Rolle als Spitzeninstitut besser wahrnehmen, einen Beitrag zur Strategie leisten und die Kommunikation verbessern“, schilderte Lenk die Zielsetzung des Veränderungsprozesses. Es sei klar, dass nicht alles von heute auf morgen gehe. Wichtig sei es gewesen, „das Silo-Denken“ im Treasury, im Risikomanagement und im Vertrieb aufzubrechen. „Es geht darum, dass wir Ziele kombinieren und so neue Sachen machen. Wir haben gemerkt, dass wir im Treasury besser werden, wenn wir auch andere Sichtweisen oder Blickwinkel zulassen“, sagt Lenk. Dazu zählt auch der Austausch mit der Primärstufe.
Neue Ära der Mobilität
Wie man auf neue Investitionsmöglichkeiten frühzeitig aufmerksam wird, zeigte Christian Leinweber, Senior Investment Manager der Raiffeisen Capital Management, anhand der Mobilität. Am Horizont zeichnet sich mit Flugtaxis, zivilen Drohnentransporten und Co. ein neues Zeitalter der Fortbewegung, vor allem in Ballungsräumen, ab. Das Konzept der Urban Air Mobility (UAM) mache große Fortschritte und habe das Potenzial, die überlastete städtische Infrastruktur und Verkehrsprobleme zu lösen, vor allem in dicht besiedelten Megastädten. Die Treiber der Entwicklung seien die USA und China.
„Die Idee, Flugtaxis, elektrische Senkrechtstarter (eVTOLs) und Drohnen in den urbanen Raum zu integrieren, gewinnt immer mehr an Bedeutung“, so Leinweber. Zahlreiche Testflüge und Entwicklungen haben bewiesen, dass die Technologie funktioniere. Nun liege die Herausforderung darin, diese Systeme sicher, effizient und kostengünstig in die Anwendung zu bringen, so Leinweber. Schätzungen zufolge könnte der Markt für UAM bis 2040 ein Volumen von mehreren hundert Milliarden US-Dollar erreichen.

Meisterklasse
Die Parallelen zwischen einer professionellen Fußballmannschaft und der Finanzindustrie wurden bei einem intensiven Austausch mit Sturm Graz, dem österreichischen Fußballmeister der vergangenen zwei Jahre, gesucht. Das richtige Mindset, der Fokus auf die eigenen Kernkompetenzen, aber auch Best Practice spielen in beiden Bereichen eine entscheidende Rolle, um erfolgreich zu sein. Den Anspruch der Mannschaft formulierte Mannschaftskapitän Stefan Hierländer: „Wir wollen immer die Besten sein.“ Gerade auch in schwierigen Phasen sei es immens wichtig, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen und die Zügel als Trainer wieder anzuziehen, sagte Cheftrainer Jürgen Säumel. In einer Fußballmannschaft gehe es emotionaler zu als in Unternehmen. Als Trainer müsse man sich auf die einzelnen Spieler einstellen und brauche sehr viel Gespür für die Situation. Dazu gehöre es auch, sich mit der Mannschaft auszutauschen und nötigenfalls Pläne anzupassen. Beim Finden und Integrieren neuer Spieler in die Mannschaft spielen „Kultur und Werte“ der Mannschaft eine wichtige Rolle, ergänzte Co-Trainer Sargon Duran.
Abschließend betonte Dieter Aigner, Mitglied der Geschäftsführung von Raiffeisen Capital Management, dass es der richtigen Fokussierung bedarf: „Wir alle haben Kundenbeziehungen, für die wir Verantwortung tragen. Dazu tragen auch Investmententscheidungen bei.“ Es gebe dabei so viel Positives, das man als Investor besetzen kann. Umso wichtiger sei es, einen verlässlichen Partner im Investitionsprozess zur Seite zu haben – das gelte besonders im Sport, aber auch in der Finanzwelt.