Die Vereinten Nationen haben das Jahr 2025 zum Internationalen Jahr der Genossenschaften erklärt. Unter dem Motto „Genossenschaften gestalten eine bessere Welt“ soll von der internationalen Staatengemeinschaft die weltweite Bedeutung von Genossenschaften für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung stärker ins Bewusstsein gerufen werden.
„Das Wirtschaftsmodell von Genossenschaften geht weit über das reine Wirtschaften hinaus und kann mithelfen, Gesellschaftsprobleme wie die Förderung der Gemeinschaft, regionales Handeln oder Inklusion zu lösen“, ist der Generalanwalt des Österreichischen Raiffeisenverbandes (ÖRV), Erwin Hameseder, überzeugt. Denn wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer Verantwortung zu verbinden, sei Raiffeisen mit seiner genossenschaftlichen Organisation ein besonderes Anliegen. Daher sei es auch die Aufgabe des ÖRV, gerade im UN-Genossenschaftsjahr dieses Thema verstärkt in die österreichische Bevölkerung hineinzutragen und das Bewusstsein für Genossenschaften zu stärken und nachzuschärfen.
Mehr Menschen begeistern
Das Jahr 2025 werde somit den Startpunkt darstellen, um die genossenschaftliche Idee neu zu beleben. „Wir möchten erreichen, dass sich noch mehr Menschen in Genossenschaften engagieren und Mitglied werden“, gibt der Generalanwalt den Weg vor. Der ÖRV setze daher erstmals eine Genossenschafts-Kampagne für die breite Öffentlichkeit um. Ziel sei es, über Plakate, Radiospots, Social-Media-Beiträge und eine eigene Website das Thema Genossenschaft und Raiffeisen stärker zu verknüpfen und die Werte und Funktionsweise von Genossenschaften bekannter zu machen.
„Eine Umfrage zeigt, dass nur ein Drittel der Menschen in Österreich mit Genossenschaft etwas anfangen kann“, ergänzt ÖRV-Generalsekretär Johannes Rehulka bei der Präsentation der Genossenschaftskampagne, die unter dem Motto „Wir-Kraft“ läuft. Aber der genossenschaftliche Grundgedanke bzw. diese besondere Form des Wirtschaftens zum Wohle der Mitglieder sei für 55 Prozent sehr relevant, so Rehulka. Zwei Elemente seien dabei für die Befragten von Bedeutung gewesen: Dass man Eigentümer einer Genossenschaft werden könne und als solcher das Unternehmen mitgestalten kann und dass der Grundsatz „Member Value statt Shareholder Value“ gelte: Statt kurzfristiger Gewinnmaximierung werde die langfristige Stärkung der Mitglieder verfolgt. „Wir wollen Raiffeisen wieder stärker mit kooperativem Wirtschaften in Verbindung bringen“, unterstreicht der ÖRV-Generalsekretär.
Die Kampagne lege einen Fokus auf alle Genossenschaften und sei als Informations-Kampagne und nicht als Image-Kampagne konzipiert.
Drei unterschiedliche Plakate und Radio-Spots fokussieren auf die Themen Mitgliedschaft, Vertrauen durch Entscheidungen vor Ort und auf das Füreinander in der Region – „ein Aspekt, der oft nicht gesehen wird“, so Rehulka, der auf die zahlreichen Sponsorings von Raiffeisen vom Sport- bis zum Sozialverein am Land verweist. Start der Kampagne ist am 24. März.
Globale Bewegung, lokale Wirkung
„Beeindruckend“ ist laut Hameseder auch die weltweite Dimension von Genossenschaften: Mehr als eine Milliarde Menschen – rund 12 Prozent der Weltbevölkerung – seien Mitglied einer der weltweit drei Millionen Genossenschaften. Sie fördern lokales Unternehmertum, schaffen Zugang zu Märkten und bekämpfen Armut sowie soziale Ausgrenzung.
Und auch in Österreich stellen Genossenschaften eine unverzichtbare Säule für Wohlstand und Wertschöpfung in den Regionen dar. 1.400 der insgesamt 1.800 Genossenschaften gehören hierzulande zu Raiffeisen. Mit zwei Millionen Mitgliedern ist Raiffeisen die mitgliederstärkste Unternehmensgruppe in Österreich. Jedes Mitglied hat eine gleichwertige Stimme und kann somit aktiv über die Zukunft ihrer oder seiner Genossenschaft mitentscheiden.
Laut dem aktuellen Raiffeisen-Wertschöpfungsbericht leistet Raiffeisen einen gesamtwirtschaftlichen Beitrag von 13,1 Milliarden Euro, sichert 93.000 Arbeitsplätze und trägt jährlich 3,7 Milliarden Euro an Steuern und Abgaben bei. „Genossenschaften sorgen für Wertschöpfung in den Regionen, fördern nachhaltige Investitionen vor Ort und tragen wesentlich zum Wohlstand bei“, fasst Hameseder zusammen.
Verantwortung übernehmen
„Gerade in einer Zeit unglaublicher geopolitischer Umwälzungen und wirtschaftlicher Herausforderungen haben die Menschen ein Bedürfnis nach Vertrauen, Regionalität und Nähe“, ist der Generalanwalt überzeugt. Genossenschaften seien der Garant, dieser Sehnsucht zu begegnen. Die Kampagne soll dafür neues Bewusstsein schaffen und es soll auch gelingen, neue Genossenschaftsmitglieder zu gewinnen.
Genossenschaften sind selbständige Gesellschaften, die im Eigentum ihrer Mitglieder aus der Region stehen. Damit befinden sie sich zu 100 Prozent im österreichischen Eigentum. Entscheidungen werden vor Ort getroffen und Gewinne grundsätzlich nicht ausgeschüttet, sondern in der Region investiert, um Arbeitsplätze zu schaffen, die lokale Infrastruktur zu erhalten und den Zusammenhalt in der Region zu stärken.
„Genossenschaften zeigen seit mehr als 100 Jahren, dass wirtschaftlicher Erfolg und soziale Verantwortung kein Widerspruch sind“, unterstreicht Hameseder. Das Internationale Jahr der Genossenschaften biete eine einzigartige Gelegenheit, die Vielfalt und Vorteile von Genossenschaften stärker in den Fokus zu rücken. Gerade in den letzten Jahren seien eine Reihe von neuen Genossenschaften entstanden – von Energie-, über Schüler- bis zu Pflege- und Ärztegenossenschaften. „Menschen tun sich zusammen und suchen eine eigene Lösung – das ist Genossenschaft“, bringt es Hameseder auf den Punkt.