Ohne Zucker wird’s bitter

Die österreichischen Zuckerrübenbauern sehen ihre Ernte gefährdet und machen mit Vertretern des Agrarsektors bei einer Infoaktion auf ihre Probleme aufmerksam.

„Heuer im Frühjahr hat der Rübenrüsselkäfer etwa 5.000 Hektar an Ernte zerstört. Das sind rund 60.000 Tonnen an Zucker. Damit hätten wir ganz Wien ein Jahr lang mit Zucker versorgen können“, so Markus Simak, Pressesprecher und PR-Manager der Agrana, über die prekäre Lage der Zuckerproduktion in Österreich. Bei einer Infoaktion unter dem Titel „Ohne Zucker aus Österreich wird’s bitter für uns“ machten Vertreter der Landwirtschaftskammer NÖ, vom Niederösterreichischen Bauernbund, Agrana und Die Rübenbauern am Nikolaustag zahlreiche Menschen auf die Bedeutung der österreichischen Zuckerrübe aufmerksam.

Die Organisationen verschenkten zudem süße Germteig-Krampusse, unter anderem am Wiener Stephansplatz, und kamen mit Bürgern ins Gespräch. Simak erklärt, warum diese Aktion besonders zur Weihnachtszeit große Wichtigkeit hat: „Gerade jetzt in der Weihnachtszeit spielt Zucker eine große Rolle. Der Zuckerverbrauch ist um diese Jahreszeit enorm hoch. Leider blicken wir mit großer Unsicherheit ins kommende Frühjahr und hoffen auf ähnliche Temperaturen wie schon dieses Jahr.“

Der Zuckerrübenanbau in Österreich ist ein wichtiger Bestandteil in der Fruchtfolge sowie auch für das bäuerliche Einkommen. Besonders in Niederösterreich spielt Zuckeranbau eine zentrale Rolle, denn hier liegen mit über 25.000 Hektar etwa 70 Prozent der Anbaufläche ganz Österreichs.

Richtige Werkzeuge notwendig

Stephan Pernkopf, Obmann des NÖ Bauernbundes und Landeshauptfrau-Stellvertreter, weiß: „Nur mit bäuerlicher Produktion gibt es Versorgungssicherheit am Kontinent. Unsere Bauern müssen und wollen produzieren, um die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln zu sichern. Dafür brauchen sie aber auch die richtigen Werkzeuge, um sich gegen Schädlinge wehren zu können, die halbe Ernten vernichten.“ Es gehe dabei jedoch nicht nur um das Einkommen heimischer Bauern. Auch für die Umwelt ist die heimische Zuckerproduktion essenziell: „Ohne wirksame Pflanzenschutzmittel müssen Lebensmittel importiert werden. Womöglich noch aus Erdteilen, wo der Regenwald niedergebrannt und CO₂ in die Luft geblasen wird. Das kann nicht im Sinne des Erfinders und schon gar nicht im Sinne der Umwelt sein“, ergänzt Pernkopf.

Hauptverantwortlich für die derzeitige Lage sei das Auftreten von Schädlingen und das gleichzeitige Verbot wirksamer Pflanzenschutzmittel, erklärt Johannes Schmuckenschlager, Präsident der Landwirtschaftskammer NÖ. Er fordert zudem: „Um den Zuckerrübenanbau und die Zuckerproduktion in Österreich zu erhalten, brauchen die Bauern klare und planbare Rahmenbedingungen. Dazu gehört ein klares Bekenntnis zu wirksamen Pflanzenschutzmitteln sowie deren Verfügbarkeit. Ebenso bedarf es einer Risikoabsicherung für die Rübenanbauer im Falle von erneuten Flächenverlusten.“

Anpassungsfähiges Gewächs

Trotz der hohen Ansprüche an Bodenbeschaffenheit, Dünge und Pflanzenschutzmittel sei die Zuckerrübe ein durchaus robustes und anpassungsfähiges Gewächs – besonders was das Klima angeht. So kann sie auch mit trockenen Jahren gut umgehen und wird in Österreich schon seit langem erfolgreich gezüchtet.

Ernst Karpfinger, Präsident der Vereinigung Die Rübenbauern betont: „Die Zuckerrübe hat in Österreich eine über hundert Jahre lange Tradition und ist für viele Betriebe ein fixer Bestandteil im Anbau. Außerdem dient sie zur Auflockerung der Fruchtfolge. Wenn uns aber immer mehr die notwendigen Werkzeuge des Pflanzenschutzes weggenommen werden, laufen wir Gefahr, dass wir die Zuckerproduktion in Österreich und Europa verlieren und die Eigenversorgung aufgeben müssen. Dadurch wären wir dann auf Importe eines Grundnahrungsmittels angewiesen. Es kann wohl nicht im Sinne der EU sein, hierzulande die Produktion zurückzufahren, Pflanzenschutzmittel zu verbieten und gleichzeitig das Tor für Importe zu öffnen, die bei weitem nicht unsere hohen Produktionsstandards erfüllen.“

AusgabeRZ50-2023

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