Pension: Die große Unbekannte

Mehr als die Hälfte der Bevölkerung kennt die drei Säulen der Pensionsvorsorge nicht. Private Altersvorsorge steckt weiterhin in den Kinderschuhen.

In der öffentlichen Diskussion ist das Thema Pensionsvorsorge aufgrund demografischer Entwicklungen und leerer Staatskassen in den vergangenen Jahren ein Dauerbrenner. Für Hannes Cizek, CEO von Raiffeisen Capital Management, und Sabine Pfeffer, als Uniqa-Vorständin für die Marke Raiffeisen Versicherung verantwortlich, ist es deshalb umso verwunderlicher, dass die Bevölkerung keine klare Vorstellung hat, wie groß die Lücke zwischen der Pension und dem letzten Erwerbseinkommen ist.

„Viele Österreicher haben nur eine diffuse Vorstellung davon, mit welchen monatlichen Beiträgen sie in der Pension rechnen“, weiß Cizek. „Die Unsicherheit ist bei Frauen sogar noch stärker ausgeprägt“, ergänzt Pfeffer. 

Die von Appinio Marktforschung durchgeführte repräsentative Studie zur privaten Altersvorsorge in Österreich zeigt auch, dass mehr als die Hälfte nicht davon ausgeht, dass die gesetzliche Pension ausreicht, um den Lebensstandard im Ruhestand zu halten. Parallel dazu rechnen acht von zehn Befragten mit einem weiteren Anstieg des Pensionsantrittsalters bis 2033. Die Pensionslücke ist für jeden vierten Befragten eine große Unbekannte, bei Frauen ist es sogar jede dritte. Die Lücke wird konkreter, je näher man zur Pension rückt. Immerhin haben 61 Prozent ein gewisses Bewusstsein für ihre Pensionslücke und 21,3 Prozent sorgen dafür bereits vor.

Die Altersvorsorge noch stärker in die Gesellschaft zu tragen, Wissenslücken zu schließen und Bewusstsein für finanzielle Vorsorge zu schaffen, sehen Bank und Versicherung auch als ihre gemeinsame Verantwortung. Vorsorge ist Fürsorge – auch bei finanziellen Angelegenheiten. Dabei ist nicht einmal die Hälfte der Befragten mit den drei Säulen der Altersvorsorge vertraut: Nur 41 Prozent kennen das staatliche Pensionssystem, 33 Prozent die private Altersvorsorge und 29 Prozent die betriebliche Altersvorsorge. 

Risiko und Langfristigkeit

Die Studie bestätigt einmal mehr, dass hierzulande Sicherheit wichtiger ist als Erträge. Nur 9 Prozent zeigen sich risikobereit, wenn es um höhere Renditechancen geht. Darin sieht Cizek einen klaren Bildungsauftrag, denn „Risiko und Langfristigkeit müssen zusammenpassen, um das Potenzial einer Altersvorsorge auszuschöpfen. Diese Möglichkeiten gilt es mehr zu nutzen und genau das ist der Kern unseres Geschäftsmodells.“ 

Die Risikoaversion spiegelt sich auch bei der Altersvorsorge wider. 46,5 Prozent sorgen mit Sparbuch und Bausparer für die Pension vor. 35,8 Prozent haben eine Lebensversicherung, 28,2 Prozent nutzen eine betriebliche Altersvorsorge, jeder Vierte setzt auf Wertpapiere und jeder Fünfte auf Fonds. Monatlich werden von der Mehrheit der Befragten zwischen 50 und 200 Euro auf die Seite gelegt. Bei Frauen sind es aufgrund von Teilzeitarbeit und Einkommensunterschieden meist unter 100 Euro. „Frauen sind deshalb besonders von Altersarmut bedroht“, weiß Sabine Pfeffer. Raiffeisenbanken weisen in gezielten Informationsveranstaltungen für Frauen auf diese Problematik hin und präsentieren Vorsorgelösungen. 

Attraktivität erhöhen

Um die Altersvorsorge attraktiver zu machen, wünschen sich die Befragten steuerliche Vorteile, mehr persönliche Beratung und konkrete Rechenbeispiele. Auch die Vererbbarkeit der Altersvorsorge ist für viele ein wichtiger Aspekt, den eine Lebensversicherung heute schon erfüllen kann. Für steuerliche Anreize plädieren auch Banken und Versicherer, denn private Altersvorsorge sei nicht nur Privatsache. „Altersvorsorge stärkt österreichische Unternehmen und den heimischen Kapitalmarkt“, führt Cizek ein Argument aus und fordert etwa, Kapitalerträge aus langfristigen Wertpapieranlagen von der Kapitalertragsteuer zu befreien oder geringer zu besteuern. Steuerlich begünstigte Sparpläne würden durch den Zinseszinseffekt die langfristige Vermögensbildung fördern. Die Besteuerung sollte dann erst bei der Auszahlung im Pensionsalter erfolgen. 

AusgabeRZ44-2025

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