Noch vier Wochen, dann wird der LASK einen der bedeutendsten Tage seiner Klub-Geschichte begehen. Denn nach langem hin und her im Vorfeld, einer 15-monatigen Bauzeit und viel Schweiß, Blut und Tränen, wird die Raiffeisen Arena eröffnet. Und zwar genau an der Stelle auf dem Linzer Froschberg, an der bis Jänner 2021 noch die städtische „Gugl“ stand, in der der LASK seit den 50er Jahren – zumindest zu großen Teilen – seine Heimspiele austrug. In den letzten Jahren wich man als Übergangslösung nach Pasching aus, da das Stadion des Vororts die Kriterien der Bundesliga erfüllte und musste für Europacupspiele sogar nach St. Pölten umziehen.
Das alles ist ab sofort Geschichte, wenn die Schwarz-Weißen in eines der modernsten Stadien des Landes einziehen. „Wir freuen uns sehr über unser künftiges Schmuckstück. Die Raiffeisen Arena garantiert eine zeitgemäße Infrastruktur und entspricht modernsten Sicherheitsstandards“, frohlockt Präsident Siegmund Gruber, einer der großen Ermöglicher des Projekts, und verspricht damit nicht zu viel.
19.080 Fans finden in der Arena Platz, kein Zufall, sondern eine Reminiszenz an das Gründungsjahr 1908. 4.520 von ihnen stehen auf der sogenannten ASK-Stehplatz-Tribüne. Besteht der Rest des Stadions aus zwei Rängen, ist diese von unten bis oben durchgehend, um für eine möglichst imposante Stimmung zu sorgen. „Ich bin mir sicher, dass wir hier eine überragende Atmosphäre erleben werden. Und die Fans können sich darauf verlassen, dass wir Vollgas geben werden“, sagt Abwehrchef Philipp Ziereis. Der Mann weiß, wovon er spricht, kam er doch im Sommer vom deutschen Kultklub FC St. Pauli nach Oberösterreich. Also von einem Verein, bei dem Fankultur großgeschrieben wird.
Nachhaltiges Konzept
Keine Laufbahn, perfekte Sicht von allen Plätzen, moderne Architektur (wie das geschwungene Dach mit einem Höhenunterschied von bis zu sieben Metern) – den Besuchern wird ein Fußball-Erlebnis geboten werden, das hierzulande nur an wenigen Standorten möglich ist. Acht Kioske mit insgesamt 68 Ausgabestationen versorgen die Fans mit Speisen und Getränken, bezahlt wird ausschließlich ohne Bargeld. Allerdings braucht man nicht, wie in anderen Stadien, eine spezielle Klubkarte, um sein Bier mit Bratwurst zu berappen. „Uns war wichtig, ein offenes System zu haben, bei dem auch alle gängigen Kredit- und Bankomatkarten funktionieren“, sagt Geschäftsführerin Barbara Niedermayr. „Damit wird verhindert, dass einmal aufgeladenes Geld versandet, wenn man danach nicht mehr ins Stadion geht.“
Groß geschrieben wurde bei dem Neubau auch das Thema Nachhaltigkeit. Das Stadion ist Plastik-Flaschen-frei, die Lichtanlage funktioniert mit neuester LED-Technologie, der Rasen wird mit Regenwasser gepflegt, das in speziellen Tanks gesammelt wird. „Und es wurden Teile des Schutts, der beim Abriss der alten Gugl entstanden ist, in den Beton-Fertigteilen verarbeitet“, sagt Andreas Protil, ebenfalls in der Geschäftsführung des Klubs. Eine Geste, die bei den historisch feinfühligen Fans ankommt, ist sie doch eine Verbindung zu der durchaus großen Geschichte des Klubs, der als erster nicht aus Wien stammender Verein österreichischer Meister wurde (1965). Wie überhaupt die Anhänger durchaus ein Mitspracherecht hatten, wie der neue Hexenkessel gestaltet werden soll. Protil: „Wir haben eine Wunschliste bekommen und versucht, so viel wie möglich davon zu realisieren.“
„Jahrhundertprojekt“
Ohne starke Partner ist so ein „Jahrhundert-Projekt“, wie es intern genannt wird, natürlich nicht zu realisieren. Für die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich war es eine Herzensangelegenheit, das Unternehmen tatkräftig zu unterstützen und am Ende auch als Namensgeber zu fungieren. „Als wir die ersten Pläne gesehen haben, hat es bei uns im Haus niemanden mehr gegeben, der gesagt hätte, da machen wir nicht mit. Es ist für die gesamte Stadt und das ganze Bundesland wichtig, dass man so ein Stadion hat. Raiffeisen ist dafür bekannt, dass wir die Region unterstützen“, sagt Generaldirektor Heinrich Schaller, der beim ersten großen Lichttest die Anlage einschalten durfte und dem ersten Heimspiel entgegenfiebert. „Das Stadion wird ein Anziehungspunkt sein, dass Leute von außen oft nach Linz kommen. Und davon profitieren wir alle.“
Das soll auch für Fans des österreichischen Nationalteams gelten. Ende März finden zwei Spiele im Rahmen der WM-Qualifikation statt, die Gegner heißen Aserbaidschan und Estland. Gegner, mit denen man das Prater-Stadion kaum füllen könnte und für die die Raiffeisen Arena genau richtig dimensioniert ist. Es sind die ersten offiziellen Bewerbsspiele des ÖFB in Linz seit 1981. „Als wir vom Interesse des LASK gehört haben, das Nationalteam zu Gast haben zu wollen, waren wir sofort Feuer und Flamme“, sagt ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel. „Ich bin überzeugt davon, dass wir dort vor guter Kulisse und starker Atmosphäre unsere Partien bestreiten können.“
Das soll auch für den LASK gelten, der schon in der ersten Hälfte der Saison im Paschinger Exil eine starke Performance hinlegte und nach 16 Runden auf Platz drei der Tabelle steht. Damit ist die Wahrscheinlichkeit hoch, im nächsten Jahr wieder in einem internationalen Bewerb vertreten zu sein. Da es sich bei der Raiffeisen Arena um ein Stadion der UEFA-Kategorie 4 handelt, wären theoretisch Spiele bis hin zu einem Champions-League-Halbfinale möglich. „Im Herbst haben wir uns eine sehr gute Ausgangslage erarbeitet. Daran wollen wir anknüpfen und den Schwung bestmöglich in die neue Arena mitnehmen“, sagt Trainer Didi Kühbauer, der sein Team noch bis Ende Jänner im türkischen Belek auf die Frühjahrsrunde vorbereitet.
Selbst einem so weit gereisten Haudegen wie „Don Didi“ ist anzumerken, wie sehr er dem Start in die neue Ära des LASK entgegenfiebert.