Die Raiffeisen-Landesbank Steiermark und der Raiffeisenverband Steiermark luden zum 1. Raiffeisen-Bauwirtschaftsforum nach Raaba-Grambach, zu dem mehr als hundert Teilnehmer kamen. Zu Beginn der Veranstaltung gab Matthias Reith, Immobilienexperte und Senior Ökonom von Raiffeisen Research, einen Überblick über die gegenwärtig schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Bauwirtschaft und den Rückgang der Konjunktur seit Mitte 2022 sowie den anhaltenden Anstieg der Inflation. Danach zeigten die Immobiliensachverständigen Christian Neuhold, Stefan Csejtei (beide Neuhold + Partner) sowie Werner Schönfelder (Valere Beteiligung und Consulting) auf, dass die Preiskurve aufgrund der hohen Inflation abflache, was zu realen Preisrückgängen bei Immobilien führe. Die Anzahl der Immobilienverkäufe sei ebenfalls rückläufig, besonders in Graz. Dies werde durch geopolitische und wirtschaftliche Spannungen weltweit und durch ein steigendes Angebot beeinflusst. Im Gewerbesektor sehe man die Situation ebenfalls angespannt, da niedrige Büroflächenverfügbarkeit und wirtschaftliche Unsicherheiten den Markt beeinflussten.
Unter anderem im Auslaufen der Corona-Förderungen und in gestiegenen Herstellungskosten sieht Michael Stvarnik, der Landesinnungsmeister Bau Steiermark, die Gründe für den Einbruch in der Bauwirtschaft. „Lösungsansätze wären beispielsweise Investitionsanreize durch vorzeitige Abschreibungen oder die Lockerung der KIM-Verordnung, welche die Banken in der Kreditvergabe sehr stark einschränkt“, so der Baumeister aus Fohnsdorf. Auch Sanierungsförderungen und Maßnahmen zur Baukostenreduktion wurden in diesem Zusammenhang diskutiert.
Sanierungsförderungen
Ob Sanierungsbonus, Sonderförderungen für den Umstieg von Öl und Gas auf eine andere Heizung, ÖMAG-Förderungen für neue PV-Anlagen und Stromspeicher oder Gemeindeförderungen für Photovoltaikanlagen, Heizungsumstellungen oder Fernwärme: Kaum eine mögliche Unterstützungsmöglichkeit hat der Förderungsprofi der Raiffeisen-Landesbank Steiermark, Ludwig Grobelscheg, in seinem Vortrag ausgelassen.
Bonität im Fokus
„Die Bonität der Kunden ist bei Fixzins-Krediten im Durchschnitt besser als bei variablen Verzinsungen, sowohl im privaten Wohnbaubereich als auch bei Projektfinanzierungen“, wusste Elisabeth Frankl zu berichten. Die Leiterin des Risikocontrollings in der RLB Steiermark konnte ferner bereits beobachten, dass die ausstehenden Salden von zahlungsrückständigen Kunden im Steigen begriffen und erste Bonitätsmigrationen bereits zu spüren seien.
Den Abschluss der Veranstaltung bildete Martin Trapitsch, der stellvertretende Leiter der Abteilung Revision im Raiffeisenverband Steiermark, der über die umstrittene KIM-Verordnung, mögliche Abänderungen und vergleichbare Situationen in anderen europäischen Ländern informierte.