„Es braucht Zeit, um eine Innovationskultur zu verankern“, weiß Ariane Pfleger, Vorständin der Raiffeisen-Landesbank Steiermark, „doch wir sind auf einem guten Weg.“ Zwei Tage lang war die RLB Steiermark Gastgeberin des dritten Bundeskongresses für Transformation & Nachhaltigkeit. Dabei war man sich einig: Nachhaltigkeit ist längst in allen Lebensbereichen angekommen – auch in der Finanzwelt. Und: Die einzige Konstante im Leben ist Veränderung. Wer den Wandel aktiv gestaltet, kann daraus wirtschaftlichen Erfolg generieren.
Führungskräfte spielen dabei eine zentrale Rolle – ebenso wie die Selbstwirksamkeit der Mitarbeitenden. „Zusammenarbeit ist das Erfolgsrezept von Raiffeisen“, so Pfleger.
Nachhaltigkeit als Innovationschance
René Schmidpeter, Wirtschafts- und Transformationsexperte, Universitätsprofessor und Mitglied des Nachhaltigkeitsbeirats der RBI, sprach von einer Zeit der Weichenstellung, vergleichbar mit der Industrialisierung: „Die drängendsten Herausforderungen, die die Welt beschäftigen, sind Klimawandel, Energieknappheit, Schuldenkrise, geopolitische Konflikte sowie soziale Themen wie Wohnen oder Zusammenhalt. Höchste Zeit also, aus dem Dornröschenschlaf aufzuwachen und im Eiltempo die Wirtschaft auszubauen – und zwar auf nachhaltige Art und Weise.“ China investiere massiv in grüne Technologien – ein Vorbild auch für heimische Unternehmen. Banken wiederum profitieren von zukunftsweisenden Geschäftsmodellen. „Wo die Interessen des Unternehmens und der Region zusammenkommen, entsteht Innovation“, so Schmidpeter. „Deshalb ist der Genossenschaftsgedanke so erfolgreich.“
Auch Tina Taucher, Expertin für nachhaltiges Wirtschaften, betont das Potenzial: „Die Frage ist immer: In welche Unternehmen investieren wir als Bank?“ Ein Beispiel ist KWB, langjähriger RLB-Kunde, der sich vom Biomasse-Heizungshersteller zum Systemanbieter für Energielösungen transformiert hat. Geschäftsführer Helmut Matschnig: „2015 haben wir unser Geschäftsmodell transformiert und uns damit unabhängig von Preisschwankungen gemacht.“
Die Bank als Sparringspartner
Gelungen ist diese Transformation mit der Unterstützung der RLB Steiermark, die abgesehen von der Finanzierung auch noch weitere wichtige Aufgaben übernimmt: „Die Bank hat für mich auch eine Coaching- und Inspirationsfunktion“, so Matschnig. RLB-Vorstand Rainer Stelzer betont die „duale Matrix-Kundenberatung“, bei der gemeinsam mit dem Unternehmen die besten Fördermöglichkeiten analysiert werden. Elmar Gassner, Bereichsleiter Kommerzkunden, unterstreicht: „Wir wollen der Region durch Fortschritt und Wachstum weiterhelfen.“
Ein weiteres Beispiel ist die Bioenergie GmbH, ein international tätiges Familienunternehmen im Energiebereich. Geschäftsführer Bernhard Karrer: „Für langfristige Infrastrukturinvestitionen braucht man einen starken Partner, der mit den Projekten mitwachsen kann.“
ESG verändert die Kreditwelt
Alexander Schiebel vom Österreichischen Raiffeisenverband (ÖRV) zeigt, wie ESG-Daten wertvollen Cashflow erzeugen können. „Die Kreditanalyse wird auch die ESG-Analyse beinhalten“, ergänzt Gernot Hinterleitner, Leiter des Risikomanagements der RBI. Nachhaltigkeit beeinflusst also zunehmend Kreditentscheidungen. Auch die Kundensicht ist wichtig, wie ÖRV-Generalsekretär Johannes Rehulka betont: „Vor allem bei Jungen spielt Nachhaltigkeit eine große Rolle.“ Felix Mayr (RLB NÖ-Wien) nennt als Ziel einen Anteil von 30 prozent ESG-konformer Finanzierungen bis 2030.
Transformation als Heldenreise
Coach Michael Pohl vergleicht die Transformation mit der klassischen Heldenreise: Vom „Ruf zum Abenteuer“ über die „Zeit der Prüfungen“ bis zur Integration des Neuen. Fast jedes Filmdrehbuch funktioniert nach demselben Prinzip – so auch die Transformation in Unternehmen. Der entscheidende Moment ist jener der „radikalen Akzeptanz“, wenn man die Notwendigkeit nach Veränderung bedingungslos annehmen kann. Auch wenn Veränderungen im Berufsleben meist mit weniger dramatischen Worten auskommen, so muss man sich trotzdem auf den Prozess einlassen, immer wieder. Veränderungskompetenz ist ein Muskel, den man trainieren muss“, ist Pohl überzeugt.
Teamtransformation mit „Hummelflug“
Dass jeder Mitarbeitende zur Transformation beitragen kann, zeigt das Mitarbeiterprogramm „Hummelflug“ der RLB Steiermark. 93 Ideen wurden in der aktuellen Runde eingereicht – Motto: „Innovating the Core“. Die besten Ideen werden gemeinsam umgesetzt.
Für Ariane Pfleger ist Teamarbeit auf allen Ebenen generell ein großes Anliegen. Doch nicht immer funktioniert die Zusammenarbeit in Unternehmen reibungslos. Unterstützung bei Transformationsprozessen bietet zum Beispiel das KI-Tool „Monday Rocks“, das Teamdynamiken analysiert und Führungskräften Handlungsempfehlungen liefert. Gründer Christoph Schönfelder: „Der Kern von Führung ist die Begleitung von Teams in dynamischer Veränderung.“
Führungspersönlichkeiten müssen sich mit dem gesellschaftlichen Wandel auseinandersetzen und eine Arbeitsweise ermöglichen, die Transformation und Innovation zulässt, stellte Johannes Rehulka seinen Standpunkt dazu dar – das beinhalte auch eine bewusste Fehlerkultur. Bei Raiffeisen dürfte dieses Konzept funktionieren. „Wir arbeiten auf allen Ebenen zusammen“, betont Ariane Pfleger. „Ich halte das System Raiffeisen für unglaublich resilient.“