„Stabiles Klima, stabile Preise“

Raiffeisen Burgenland startet eine landesweite Nachhaltigkeitsinitiative und gründet 20 Energiegenossenschaften.

Andreas Wirth, Thomas Steiner, Eva Fugger und Erwin Tinhof präsentieren die neue Nachhaltigkeitsinitiative.
Andreas Wirth, Thomas Steiner, Eva Fugger und Erwin Tinhof präsentieren die neue Nachhaltigkeitsinitiative. (c) RLB Burgenland

Mit der groß angelegten Nachhaltigkeits­initiative widmet sich Raiffeisen Burgenland gemeinsam mit Kooperationspartnern der nachhaltigen Energiegewinnung und dem Aufbau regionaler Energie-Infrastrukturen im privaten, unternehmerischen und öffentlichen Bereich. „Raiffeisen ist seit jeher starker Partner der Menschen hier in der Region. Wir begleiten diese Menschen bei ihren Anliegen, bei finanziellen oder persönlichen Lebensträumen. Wir versuchen immer zeitgemäß auf die Sorgen und Wünsche der Menschen zu reagieren. So haben wir auch schon seit längerer Zeit das Thema Nachhaltigkeit auf unserer Agenda“, betont Erwin Tinhof, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Raiffeisenlandesbank Burgenland.

Die neue Nachhaltigkeitsinitiative zielt auf „landesweite Impulse für eine ökologisch weitblickende Entwicklung auf möglichst vielen Ebenen“ ab. So widmet man sich dem Thema Photovoltaik als erstem Baustein der Initiative möglichst ganzheitlich. „Es geht uns dabei um weit mehr als nur die Frage der Energiegewinnung. So beinhalten unsere Aktivitäten auch Maßnahmen im Bereich der regionalen Wertschöpfung, der Finanzierung und der intensiven Nutzung vorhandener Strukturen, wie etwa beim Vertrieb von Materialien über das Netzwerk der Raiffeisen-Lagerhäuser. Von unserer Initiative soll schließlich nicht nur unser gemeinsamer Lebensraum, sondern vor allem auch jeder einzelne Mensch im Burgenland profitieren“, so Tinhof.

Genossenschaft als ideale Rechtsform

Letztendlich mündet dieser ganzheitliche Ansatz in der Gründung von 20 „Erneuerbaren Energiegemeinschaften“ (EEG) als Raiffeisen-Genossenschaften. Als EEG bezeichnet man einen Zusammenschluss von verschiedenen Teilnehmern, die gemeinsam erneuerbare Energie produzieren, speichern, verbrauchen und verkaufen – und zwar auf freiwilliger und nicht gewinnorientierter Basis, weiß Eva Fugger, Vorstandsdirektorin der RLB Burgenland, die betont, dass sich die Rechtsform der Genossenschaft genau deshalb ideal für die Umsetzung solcher Gemeinschaften eignet. Als technische Voraussetzung gilt, dass alle EEG-Teilnehmer sich im selben Netz eines Betreibers befinden und am selben Umspannwerk angeschlossen sind.

„Auf Basis dieser 20 Energiegenossenschaften, die das gesamte Burgenland abdecken, haben Gemeinden, Vereine, Verbände, Unternehmen und jede Burgenländerin und jeder Burgenländer die Möglichkeit, sich einer Energiegemeinschaft anzuschließen“, unterstreicht Fugger. Die Vorteile für alle Beteiligten – ob Einspeiser oder Bezieher – liegen auf der Hand: zum einen größtmögliche Unabhängigkeit, da sämtliche Entscheidungen innerhalb der Genossenschaft von der Generalversammlung getroffen werden. Zum anderen können durch die nicht auf Gewinn ausgerichtete Organisationsform attraktive Preise angeboten werden. Zudem nimmt man dadurch aktiv an der Energiewende teil und trägt zu einem nachhaltigeren Energiesystem bei. 

Eisenstädter Pioniere

Die Gründung der Genossenschaften soll „jetzt zügig über die Bühne gehen“ und bis Ende Juni erfolgen, sagt Fugger. In der Landeshauptstadt wurde bereits die „Energiegenossenschaft Eisenstadt eGen“ gegründet. „In Eisenstadt nehmen wir seit Jahren den Klimaschutz auch selbst in die Hand. Jetzt gehen wir mit dieser ersten Genossenschaft gemeinsam mit Raiffeisen Burgenland und den Bürgerinnen und Bürgern in der Energiewirtschaft voran. Gemeinsam, nachhaltig und regional setzen wir ein Zeichen für die Umwelt und gegen die explodierenden Strompreise. Nach dem Motto: Stabiles Klima, stabile Preise“, sagt Bürgermeister Thomas Steiner.

Für die Mitgliedschaft bei der Energiegenossenschaft Eisenstadt können sich Interessierte ab sofort vormerken. „Jeder kann Teil von regionalen Energieanlagen werden und so auch bei der eigenen Stromrechnung sparen – egal ob er selbst Strom produziert oder nur konsumiert“, so Steiner. Für die Zeichnung des Genossenschaftsanteils fallen einmalig 10 Euro an. Mitgliedern, die auch Strom einspeisen, wird zusätzlich eine einmalige Bearbeitungsgebühr von 100 Euro in Rechnung gestellt.

Für Eisenstadt sieht Steiner besonders viel Potenzial: „Wir haben viele öffentliche Gebäude in der Stadt, wo wir die Flächen zur Verfügung stellen können. Bei uns gilt aber das Prinzip ‚Dächer vor Äcker‘. Wir wollen die schon versiegelten Flächen wie Dächer und Parkplätze nutzen.“ Von große Versiegelungen durch Mega-PV-Anlagen auf landwirtschaftlichen Flächen will man absehen.

Regionaler Kreislauf

Großen Zuspruch und Lob für die Nachhaltigkeitsinitiative gibt es auch vom Bundes- und Landesinnungsmeister der Elektriker Österreichs, Andreas Wirth: „Die Energiewende geht uns alle an und muss auch bei den Menschen ankommen – spürbar und von möglichst breitem Nutzen geprägt sein. Es ist ein Faktum, dass der Umstieg in Sachen Energie untrennbar mit dem heimischen Handwerk und Gewerbe verbunden ist und damit auch für eine Stimulierung regionaler Wirtschaftskreisläufe beiträgt.“

Die heimischen Betriebe spielen eine besondere Rolle bei der Initiative: „Diese werden dafür verantwortlich sein, dass der mit dem Projekt bezweckte Ausbau von Photovoltaikanlagen im ganzen Burgenland auch wirklich so stattfindet – individuell geplant, professionell begleitet und möglichst zeitnah umgesetzt wird.“ Für den Innungsmeister steht fest: „Wir Elektriker können Energiewende, wir können Digitalisierung und unterstützen daher diese Nachhaltigkeitsinitiative und die burgenlandweiten Energiegenossenschaften, die einen sehr breiten Kreis an Teilnehmern und Nutznießern anspricht.“ 

Wie viele Menschen den 20 Energiegenossenschaften beitreten werden, sei nicht abzuschätzen. Eva Fugger erwartet sich jedenfalls „einen ordentlichen Zulauf unter der Bevölkerung“. Ein genaues Ziel könne man sich keines setzen: „Es gilt: Je mehr mitmachen, umso besser ist es für alle.“