Günter Nentwich ist ein echter Basketball-Freak. Als sein Heimatverein, der damalige WBC Wels, 2009 den ersten und einzigen Meistertitel holte, jubelte er als Fan in der Halle mit. „Schon damals ist mir das Engagement von Raiffeisen aufgefallen“, sagt der 39-jährige Familienvater. Als Marketingleiter bei der Raiffeisenbank Wels ist er heute nicht nur Sponsor der Raiffeisen Flyers, wie der Klub seit einem Neustart 2017 heißt, sondern leitet seit 2021 auch als Vize-Präsident die Geschicke des Vereins mit. Und surft mit dem aktuellen Cup-Sieger und Tabellenführer der Basketball Superliga derzeit auf einer Welle des Erfolgs.
Sie arbeiten seit 2012 bei der Raiffeisenbank Wels und sind seit drei Jahren auch Vize-Präsident der Raiffeisen Flyers, mit denen seit mehr als 20 Jahren eine Partnerschaft besteht. Wie kam es zu dieser Doppelfunktion?
Günter Nentwich: Die Raiffeisenbank Wels wird, das belegen auch Umfragen, sehr stark im Sponsoring in der Region wahrgenommen, in der Kultur, vor allem aber im Sport. Das führt dazu, dass die Zusammenarbeit zwischen der Bank und den Vereinen sehr intensiv ist. Da wussten die Funktionäre des Klubs bald, dass ich privat sehr stark am Basketball interessiert bin. Mit meiner Funktion als Vize-Präsident bin ich die Klammer verschiedener Interessen und überlege: Was tut dem Verein gut, was ist für uns als Sponsor wichtig. Wenn wir überlegen, wie wir neue Anhänger in die Halle bekommen, denke ich gleich mit, wie sich Raiffeisen als Sponsor dabei positionieren kann. Davon profitieren am Ende des Tages alle.
Im vergangenen Sommer holten die Raiffeisen Flyers Wels erstmals den österreichischen Cupsieg. Was hat dieser Erfolg für den Verein bedeutet?
Nentwich: Eine ganze Menge! 2017 gab es einen Umbruch, der alte Vorstand hat sich zurückgezogen, und Michael Dittrich als Obmann und Sebastian Waser als Sportdirektor und Trainer haben den Klub übernommen. Damals gab es eine Pressekonferenz, auf der es hieß: Was wir hier präsentieren, ist ein Konzept, das auf viele Jahre ausgelegt ist. Wir wollen langfristig und mit vielen Eigenbauspielern am Erfolg arbeiten und wissen, dass sich der weder heute noch morgen einstellt. Damals wurde die Saat dafür gesät, was wir mit dem Cupsieg 2024 geerntet haben und was wir hoffentlich noch ernten werden.
Dafür braucht man einen langen Atem.
Nentwich: Richtig, es war Geduld gefragt, auch für uns als Sponsor. Aber Raiffeisen denkt jede Form der Zusammenarbeit immer langfristig. Es gab ja in der Zwischenzeit einige Vereine, die ins Schlingern geraten sind, weil ihnen der Hauptsponsor weggebrochen ist. Wir dagegen haben eine andere Strategie. Somit hat der Verein einen Partner, der beständig dabeibleibt und auch einmal eine sportliche Dürreperiode mitmacht. Heute sieht man, dass die sportliche Leitung in der Zeit Entscheidungen getroffen hat, die zum Erfolg führen.
Mit welchen Ambitionen sind die Flyers dann in die aktuelle Saison gegangen? Hat man den ganz großen Wurf, sprich den Meistertitel, im Blick?
Nentwich: Grundsätzlich ja. Wenn man so einen Erfolg feiert, legt man sich die Messlatte automatisch hoch. Und wir haben im Umfeld und in der ganzen Stadt eine große Euphorie verspürt. Die Menschen haben sich unheimlich auf die neue Saison gefreut, der Verkauf der Tickets lief richtig gut an.
Und die Mannschaft hat geliefert. In den ersten 14 Spielen gab es zwölf Siege, zuletzt wurde das Derby gegen Gmunden gewonnen, die Flyers sind Tabellenführer.
Nentwich: Es ist dem Verein gelungen, die Mannschaft auf ihren Schlüsselpositionen zusammenzuhalten. Ich möchte in diesem Zusammenhang unseren Kapitän erwähnen, Christian von Fintel. Ein großer Mentalitätsspieler, der immer vorneweg marschiert und alle anderen mitzieht und nach unserem Langzeit-Kapitän Davor Lamesic ein Gesicht des Klubs geworden ist. Er betreibt über sein Engagement bei den Flyers hinaus ein Ballsport-Projekt, mit dem er an die Schulen fährt und Kindern das Spielen mit Bällen näherbringt, nicht nur Basketball. Das kommt toll an, die Kinder werden auf unseren Verein aufmerksam und kommen zu uns in die Halle. Auch dieses Projekt wird von der Raiffeisenbank unterstützt.
Ganz ohne amerikanische Legionäre geht es aber nicht …
Nentwich: Nein, und da ist uns mit Damion Rosser schon vor einiger Zeit ein großer Glücksgriff gelungen. Ein wahnsinnig cooler, freundlicher Typ, der perfekt in unser Gefüge passt. (Anm.: Laut Statistik der zweiteffizienteste Spieler der Liga) Da ist aber natürlich auch das gute Händchen des Trainers gefragt.
Sie sprechen Sebastian Waser an, er steht in seiner achten Saison an der Seitenlinie, im Profisport eine wahnsinnig lange Zeit. Was macht ihn zum passenden Trainer für die Flyers?
Nentwich: Er hat vom ersten Tag an seine klare Linie gehabt und hat diese durchgezogen. Und zwar auch in den Phasen, als es sportlich nicht so lief. Viele seiner strategischen Entscheidungen haben sich als richtig erwiesen. Er hat schon vor vielen Jahren auf Spieler gebaut, die heute zu unserem Fundament gehören. Es ist meiner Ansicht nach wichtig, eine Vision zu haben, im Privaten wie im Beruflichen. Ich möchte aber eins betonen: Wir als Sponsor haben niemals versucht, Einfluss auf sportliche Entscheidungen zu nehmen. Wenn es nicht lief, haben wir mal nachgefragt, uns aber nie über Gebühr eingemischt.
Basketball gehört ja zu den Sportarten, die nach dem Grunddurchgang im Play-off entschieden werden. Dort herrschen bekanntlich eigene Gesetze. Ist die Mannschaft reif, erstmals nach 2009 den Meistertitel nach Wels zu holen?
Nentwich: Wenn Sie mich fragen: Ja! Jetzt heißt es durchhalten, die nötige Puste haben, bereit sein, wenn es hart auf hart geht. Wobei ich betonen möchte, dass wir kein Verein sind, der jetzt auf die Idee käme, für den Endspurt teure Spieler zu verpflichten und sich dabei zu übernehmen. Alle Beteiligten wissen um unsere Möglichkeiten und halten die Budget-Disziplin ein. Das ist ein Teil unseres Erfolgswegs. Auch daran erkennt man, dass der Spirit bei uns im Verein riesig ist. Mir ist aber noch ein Punkt wichtig …
Und zwar?
Nentwich: Natürlich ist unsere erste Mannschaft das Aushängeschild. Für uns hat aber auch die Jugendarbeit eine hohe Priorität. Wir haben seit dem Neuanfang 2017 eine Kooperation mit den FCN Baskets aus Wels, die immer schon für gute Nachwuchsarbeit standen. Es ist großartig, wenn man einem begeisterten 5-jährigen Basketballer sagen kann: Wenn du fleißig trainierst, hast du vielleicht mal die Chance, in der höchsten Liga zu spielen.