Vorhang auf!

Die Kulturszene tanzt vor Freude über die neuen Lockerungen. Aber auch die Wirtschaft atmet auf, denn allein in der Steiermark lukriert der Kultursektor in einem normalen Jahr 920 Mio. Euro an Wertschöpfung.

Nervenzermürbend“, so beschreibt Mathis Huber, Intendant der Styriarte, die Pandemiezeit. „Die Krise hat unsere Betriebe so durchgebeutelt, dass wir auch die Inhalte neu denken. Vieles, was uns die Not auferzwungen hat, werden wir heuer beibehalten“, erklärt Huber. So will man beim Musikfestival trotz Lockerungen der Covid-Auflagen an der „Komfortspielweise“ mit mehr Freiraum um die Sitzplätze, an kürzeren Konzertprogrammen – dafür zweimal am Abend -und zusätzlichen Onlineangeboten festhalten. „Kunden wollen viel flexibler bedient werden als früher“, analysiert Huber. Die Kunstwelt sei durch die Krise für das Publikum generell leichter zugänglich geworden.

Pianist Markus Schirmer, künstlerischer Leiter von Arsonore, kann der Pandemie ebenfalls etwas Gutes abgewinnen und berichtet etwa von der Erschließung neuer Publikumsschichten. Auch neue Formen der Darbietung -Screens, Streams, Hybrid -hätten sich entwickelt, um zu bleiben: „Und das ist gut so, auch wenn die Live-Auftritte immer das Beste bleiben werden.“ Für das kommende Festival gebe es schon viele Reservierungen und anders als bei der Styriarte will man die Reihen komplett füllen.

Trotz aller Euphorie sprechen die Intendanten der beiden Festivals auch über die finanziellen Nöte, die vor allem Künstler plagen. „Wir hatten etliche Fälle, da kamen Studenten zu mir und liehen sich Geld, weil sie sich das Essen nicht mehr leisten konnten und etwa ihre Eltern aufgrund der Krise arbeitslos waren“, erzählt Schirmer. Die Styriarte sei ökonomisch gesehen „fantastisch“ durch die Krise gekommen, dank der staatlichen Stützungsmaßnahmen und verlässlicher Partner. „Unser Hauptsponsor, die Raiffeisen-Landesbank Steiermark, ist vollkommen zu seinen Verpflichtungen gestanden, ohne dass wir eine Gegenleistung erbringen konnten“, betont Huber.

Wichtiger Wirtschaftsmotor

Für die Raiffeisen-Bankengruppe Steiermark ist das künstlerische Engagement selbstverständlich, denn wie Generaldirektor Martin Schaller betont: „Die Kulturszene ist wichtiger Motor der steirischen Wirtschaft. 11.600 im Kulturbereich tätige Personen leisten eine Wertschöpfung von 625 Millionen Euro im Jahr.“ Werden die wirtschaftlichen Effekte auf Sparten wie Tourismus und Gastronomie mitberücksichtigt, dann steigt die Wertschöpfung auf 925 Mio. Euro, wie das Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) im Jahr 2020 errechnet hat. Mehr als 15.000 zusätzliche Beschäftigungsverhältnisse aus anderen Bereichen hängen an der Kulturszene. „Umso erfreulicher ist es, dass nun eine Belebung der Szene und damit auch der steirischen Wirtschaft stattfindet, an der wir als Raiffeisen-Bankengruppe einen wesentlichen Anteil haben“, hält Schaller bei der Präsentation des Raiffeisen Kultursommers 2021 fest. Speziell der Kunst-und Kulturbereich wird mit rund 1.000 Sponsorings, dem Raiffeisen Kultursommer und dem Kunstbankomat in der Bankstelle Raiffeisen City gefördert. Für jede Abhebung dort legt die RLB 10 Cent in einen Fonds. Eine Jury werde über die Vergabe entscheiden, infrage kommen junge Künstler aus allen Bereichen. Man rechne mit zumindest 10.000 Euro.

Waren im April 2020 staatlichen Hilfspakete erste Rettungsanker für Kunstschaffende, hat Raiffeisen in weiterer Folge Kunden aus diesem Bereich mit intensiver Beratung begleiten können. „Das ist in Summe aus Sicht der RLB Steiermark gut gelungen“, resümiert Schaller. Raiffeisen leiste einen maßgeblichen Teil für die regionale Wertschöpfung, die essenziell für den Aufschwung nach der Pandemie ist. „Eine erstarkte Kulturszene ist einerseits Transporteur eines Lebensgefühls und fungiert andererseits als ein wirtschaftlicher Motor. Stimmung ist die halbe Konjunktur. Deshalb ist neben Hochkultur auch eine Hochstimmung für den Wirtschaftsstandort Steiermark wichtig“, sagt Schaller.

„Die Unsicherheit war wahnsinnig herausfordernd, aber wir haben die Krise gut gemeistert, auch indem wir alle Wohltaten des Landes in Anspruch genommen haben“, berichtet Alexia Getzinger, Kaufmännische Direktorin des Universalmuseums Joanneum. Von den 550 Mitarbeitern seien rund 400 in Kurzarbeit gewesen. Die Fortsetzung der Landesausstellung „Steiermark Schau“ lässt Getzinger jedenfalls optimistisch in die Zukunft blicken: „Bis dato haben wir 23.700 Besucher gezählt, aber jetzt zieht es wieder an.“ Die Steiermark Schau zeigt die Vielfältigkeit der Steiermark in der Vergangenheit, in der Gegenwart sowie in möglichen Zukunftsszenarien. Der mobile Pavillon gewährt in vier steirischen Regionen Einblick in unterschiedlichste künstlerische Positionen der Steiermark. „Die Steiermark Schau wirkt dabei auch als wirtschaftliche Multiplikatorin und generiert eine nachhaltige Wertschöpfung sowie Arbeitsplätze für die Steiermark“, ist sich auch Getzinger sicher.

Vom Raiffeisen Kultursommer 2021 profitieren nicht nur die Kulturinstitutionen, sondern auch Raiffeisenkunden, so können etwa mit einer Raiffeisen-Debitkarte alle Schauplätze der Steiermark Schau kostenlos besucht werden.

AusgabeRZ25-2021

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