Mobilität hautnah erleben konnten auch heuer Kunden und Gäste bei den „Flottentagen 2022“ der Raiffeisen-Leasing im ÖAMTC-Fahrtechnik-Zentrum im niederösterreichischen Teesdorf. Mehr als 120 Auto-Modelle konnten an zwei Tagen besichtigt, inspiziert und getestet werden. Dabei kamen auch jene auf ihre Kosten, die sich für E-Bikes, Nutzfahrzeuge, Wohnmobile, aber auch Traktorfahren und Offroad interessierten. Begleitet wurde das umfangreiche Angebot von Fachvorträgen – allen voran von „Auto-Papst“ Professor Ferdinand Dudenhöffer, der über die Zukunft der Mobilität referierte. „Wir haben die Corona-Zeit gut genutzt und das Leasing schneller gemacht“, sagt Raiffeisen-Leasing-CEO Alexander Schmidecker. Mittlerweile könne ein Leasingvertrag rasch kalkuliert und unterschrieben werden. Das Full-Service-Leasing – „es ist nichts anderes als ein Auto-Abo“ – spiele sich seit Jahrzehnten vor allem im Firmenkundenbereich ab. Warum sich dieses Modell bei Kleinunternehmen und im privaten Bereich bisher kaum durchgesetzt hat, erklärt der Leasing-CEO so: „Meine Hypothese ist, dass die Leute nicht wirklich wissen wollen, was das Auto im Monat kostet. Mir geht es selbst so.“ Mit der Elektromobilität gewinne das Abo-Modell aber nun an Fahrt.
Das Geschäft mit dem Fuhrparkmanagement sei trotz Gegenwind nach wir vor wachsend, die Nachfrage sehr hoch, erklärte Renato Eggner, Geschäftsführer von Raiffeisen-Leasing Fuhrparkmanagement: „Die Unternehmen wollen die Kosten für die Fahrzeuge gerade in Zeiten steigender Inflation absichern und lagern das Management dafür aus. Wir garantieren die Preise über den gesamten Leasingzeitraum – in der Regel sind es vier Jahre. Dass wir dieses Risiko analysieren, nehmen und managen, ist unsere Daseinsberechtigung“, so Eggner. Dazu komme, dass viele Fahrzeuge aktuell nur schwer verfügbar seien, Wartezeiten von über einem halben Jahr seien keine Seltenheit. Aus diesem Grund würden viele Firmen ihre laufenden Leasingverträge aktuell verlängern.
Dass Raiffeisen-Leasing in der Branche Benchmarks setzt, bestätigt auch das Industriemagazin in einem Vergleich von 13 heimischen Leasinganbietern. Dabei wurden Angebote für zwei beliebte Elektrofahrzeugmodelle (VW ID.4 Pro Performance und Tesla Model 3 Long Range) eingeholt. Zum Testsieger wurde Raiffeisen-Leasing gekürt. Innerhalb von rekordverdächtigen 90 Minuten lag den anonymen Testern ein umfassendes individuelles Leasingangebot vor, das nicht nur preislich top war und transparent alle notwendigen Informationen aufschlüsselte, sondern auch ein Angebot für die Finanzierung einer passenden Ladeinfrastruktur sowie ein All-in-Paket mit Versicherung und Wartung beinhaltete.
Blick in die Zukunft
Ein besonderes Highlight der Flottentage war der Impulsvortrag des renommierten Kenners der Autoindustrie, Professor Ferdinand Dudenhöffer, der mit den Besuchern seine Vision für die Mobilität der Zukunft teilte. An ein Ende des Autozeitalters glaubt Dudenhöffer nicht, auch wenn es seit Jahrzehnten immer wieder Unkenrufe gibt, die das Auto als ein Auslaufmodell sehen. Die Autoverkäufe sprechen dagegen eine andere Sprache: 2010 wurden global 41,7 Millionen Neuwagen verkauft, im Vorjahr waren es 48,5 Millionen. Die Wachstumskurve sei bisher nie eingebrochen. „Warum soll es sich plötzlich ändern?“ fragt sich der Autoexperte. Im Pkw-Bereich führt seiner Ansicht kein Weg an der Elektromobilität vorbei. Das EU-Parlament hat vor kurzem entschieden, dass ab dem Jahr 2035 in der EU keine Autos mit Verbrennungsmotoren zugelassen werden sollen. Nun werde mit den Mitgliedstaaten über die Umsetzung verhandelt. „Alle Autobauer haben angekündigt, bereits früher den Verbrennungsmotor aus dem Auto verbannen zu wollen“, berichtet Dudenhöffer. Er schätzt, dass das E-Auto im Neuwagenbereich noch vor dem Jahr 2030 preisgünstiger wird als der Benziner und Diesel. Die Nachfrage gehe überall hoch, die Fabriken für Lithium-Ionen-Batterien werden gebaut und auch das Recycling komme langsam in Fahrt.
Das Elektroauto sei aber nur ein kleines Vorspiel, was mit dem softwaregetriebenen Fahrzeug kommen werde, also dem autonomen Fahren mit E-Autos ohne Menschen am Steuer. „Wir reden hier über Apple, Google, Huawei und andere Tech-Riesen. Der Gewinn bzw. Umsatz wird dann künftig zwischen den Autobauern und den großen Tech-Konzernen geteilt“, ist Dudenhöffer überzeugt. Das werde auch die Beziehung zum Fahrzeug ändern. In den kommenden zehn Jahren werden sich vor allem bei Privatpersonen flexible Auto-Abos, also Full-Service-Leasing, durchsetzen, prognostiziert der Professor. Das temporäre Anmieten von autonomen Fahrzeugen werde helfen, die Pkw-Dichte pro Kopf und den Flächenbedarf für Autos insgesamt zu verringern. Aktuell leide die Autoindustrie unter anderem an Halbleiter-Engpässen, die eine Verknappung des Autoangebots nach sich ziehen – „das gab es noch nie in der Autoindustrie“, erklärte Dudenhöffer. Um neue Kapazitäten aufzubauen, brauche es rund drei Jahre. Ab 2023/24 dürfte es wieder zu einer schrittweisen Normalisierung des derzeit engen Automarktes kommen.
Kritisch äußert sich Dudenhöffer über Berechnungen von CO2-Bilanzen von Elektroautos, die nach einigen Berechnungen schlechter ausfallen als jene von Autos mit Verbrennungsmotoren. „Das, was man da als Ergebnis erhält, hängt immer von den Annahmen ab, die man reinsteckt. Man kann sich die Ergebnisse zurechtlegen und das ist bei vielen Studien der Fall. Wenn wir den klimaneutralen Weg gehen wollen, dann dürfen wir nicht immer alles schlechtrechnen“, ist der Professor überzeugt. Die Autoindustrie sieht Dudenhöffer hier auf einem richtigen Weg, noch effizienter und umweltfreundlicher zu werden. So hätten sich etwa in Deutschland alle Autobauer dazu verpflichtet, nur noch Lithium-Ionen Batterien zu verwenden, die einen höheren Wirkungsgrad hätten als andere.
Verlängerung der Krise
Neben der Entwicklung des Automarktes stand auch die Konjunktur mit Fokus auf Zinsen, Inflation und Energie am Programm des Flottentages. „Der wirtschaftliche Ausnahmezustand geht in die Verlängerung“, erklärte Matthias Reith, Finanzexperte von Raiffeisen Research, mit Blick auf den Ukraine-Krieg. Das konjunkturelle Drehbuch hatte eigentlich etwas anderes vorgesehen, 2022 hätte nach zwei Jahren pandemiebedingten Aufs und Abs der Konjunktur wieder das Jahr der Normalisierung werden sollen. Aber mit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine kam alles anders. Die konjunkturellen Aussichten haben sich verschlechtert, die energieintensive Industrie – bis zuletzt Konjunkturmotor – wird zum Bremsklotz. Anders der Tourismus, der sich trotz europaweiter Reallohnverluste von einem Belastungs- zu einem Unterstützungsfaktor aufschwingen dürfte, so Reith.
Trotz des konjunkturellen Gegenwinds hob Raiffeisen Research die BIP-Prognose für 2022 auf 4 Prozent an, vor allem weil das Winterhalbjahr 2021/22 besser lief als erwartet. Auch die Teuerung steuert heuer auf den höchsten Wert seit über 40 Jahren zu. Im Mai lag die Inflation laut vorläufigen Zahlen bei 8 Prozent auf Jahresbasis. Auch wenn der Höhepunkt der monatlichen Teuerungsraten im Sommer erreicht werden dürfte und nachfolgend der Beitrag der Energiepreise abnehmen sollte, sei mit keinem allzu schnellen Absinken der Teuerungsrate zu rechnen. Denn: „Der Überwälzungsprozess der gestiegenen Energiepreise auf andere Güter und Dienstleistungen ist in vollem Gange, zudem dürfte 2023 von der Lohnentwicklung stärkerer Inflationsdruck ausgehen, was auch unsere über Konsens liegende Inflationsprognose von 3,5 Prozent für den Jahresdurchschnitt 2023 begründet. Das inflationäre Aufwärtspotenzial wurde und wird allgemein unterschätzt“, so Reith.