Raiffeisen NÖ-Wien steigt bei Mavie Next ein 

Das Uniqa-Corporate-Start-up setzt auf einfach zugängliche Gesundheitsservices. Der Umsatz soll von 35 Mio. Euro heuer auf bis zu 100 Mio. Euro steigen.

Neue Wege beschreitet die Raiffeisen-Holding NÖ-Wien mit dem Einstieg beim auf gesundheitliche Dienstleistungen ausgerichteten Ökosystem Mavie Next, einem Corporate-Start-up der Uniqa Österreich. Für einen Anteil von 25,1 Prozent nimmt die Raiffeisen-Holding laut Generaldirektor Michael Höllerer einen „mittelgroßen zweistelligen Millionenbetrag“ in die Hand. Bis 2030 soll das Investment auf bis zu 100 Mio. Euro ansteigen. Ein gutes Jahr habe man an der Kooperation gearbeitet.

Für die Raiffeisen-Holding NÖ-Wien ist das Engagement Teil einer langfristigen Strategie im neuen Geschäftsfeld Gesundheit. „Wir sehen den Bereich als ein Wachstumsfeld, aber auch als ein wichtiges gesellschaftspolitisches Thema“, betont Höllerer. Das klassische Banking verändere sich massiv. Man wolle den Kunden auch Lösungen außerhalb des Kerngeschäftes anbieten. Dabei setzt Höllerer auf Kooperationen mit etablierten Profis. 

„Logischer Schritt“

„Wir wollen das Gesundheitsthema über die Raiffeisenlandesbank, die niederösterreichischen Raiffeisenbanken und die Kollegen im Burgenland sukzessive ausweiten. Und dann war es ein logischer Schritt, uns an Mavie zu beteiligen“, berichtet Höllerer über die Motive für die Beteiligung. Technisch erfolgt der Schritt über die neue Holding-Tochter Cureon. Ziel von Mavie Next ist es, innovative, niederschwellige Angebote in der Gesundheitsvorsorge zu schaffen, die das öffentliche Gesundheitssystem ergänzen und unabhängig von einer klassischen Krankenversicherung sind. „Wir wollen einfache Lösungen anbieten“, so Höllerer.

Das große Potenzial des heimischen Gesundheitsmarktes skizzierte Uniqa-CEO Andreas Brandstetter. 2023 erreichten die Gesamtausgaben ein Volumen von 53 Mrd. Euro, ein Plus von 4,9 Prozent. Davon fließen jedoch nur rund 10 Prozent in die Prävention. Frappant sei, dass fast zwei Drittel der Menschen in Österreich ihren Gesundheitszustand als sehr gut bzw. gut einschätzen und gleichzeitig 44 Prozent der Bevölkerung chronische Beschwerden haben. „Wir sind nicht so gesund, wie wir denken“, konstatiert der Uniqa-CEO. Zudem gehen 88 Prozent der Österreicher nicht zu Vorsorgeuntersuchungen. Aufgrund des zunehmenden Drucks auf das staatliche System investiert Uniqa schon seit Jahren abseits ihres Kerngeschäfts in das Gesundheitswesen und baut Services sukzessive aus. „Mit Mavie haben wir eine zweite Marke gegründet und wollen bewusst auch jenen ein Angebot machen, die nicht unsere Kunden sind“, so Brandstetter. 

Mavie Next deckt bisher vier Bereiche ab: Bei Mavie Work geht es um die betriebliche Gesundheitsvorsorge von über 150.000 Mitarbeitenden. „Vor allem kleinere Unternehmen ohne eigene HR-Abteilungen stehen dabei im Mittelpunkt. Ihr wichtigstes Kapital sind gesunde, zufriedene Mitarbeitende – dafür entwickeln wir praxistaugliche Lösungen und bringen sie bald auf den Markt“, erklärt Höllerer.

Ein strategisch wichtiger Bereich ist die Telemedizin (Mavie Telemed). Ende 2023 kaufte Uniqa den größten polnischen Telemedizinanbieter mit einem Marktanteil von 23 Prozent und einem Netzwerk von rund 500 Ärzten. Nun wird das Konzept auch auf andere Länder übertragen. In Serbien sei man bereits gestartet und in Österreich stehe dieses Service rund 500.000 Uniqa-Kunden zur Verfügung.

Um die Prävention zu stärken, bietet das Unternehmen Mavie Me Blut- und Mikrobiomtests für zuhause an. Analysiert werden bis zu 40 Blutparameter bzw. bis zu 1.500 Bakterien im Darm. Dem Test angeschlossen sind ein ärztlicher Befund sowie ein Aktionsplan zur Verbesserung des Gesundheitszustandes. Und der großen Herausforderung Pflege stellt sich das Mavie-Next-Unternehmen Curo Domo, das in Österreich mit einem Anteil von rund  6 bis 7 Prozent Marktführer in der 24-Stunden-Betreuung mit über 2.200 Betreuungspersonen ist.

„Kein Neuland“

Noch sei Mavie Next mit 35 Mio. Euro Umsatz im Jahr 2024 ein „kleines Pflänzchen“, so Brandstetter. Heuer soll dieses aber auf 75 bis 100 Mio. Euro anwachsen – und Mavie Next habe das Potenzial, künftig einen signifikanten Konzernbeitrag zu leisten. Der Einstieg von Raiffeisen NÖ-Wien wird das Wachstum weiter antreiben. „Gesundheit und Mavie sind kein Neuland für uns. Wir haben bereits Ende des letzten Jahres ein dreimonatiges Pilotprojekt mit dem Mavie-Next-Unternehmen Cura Domo durchgeführt. Das Projekt hat gezeigt, dass die Angebote von unseren Kunden angenommen werden“, betont Höllerer.

Bei Uniqa verlängert Mavie die Wertschöpfungskette im Bereich der Krankenversicherung. Das sei auch für eine Bank interessant, die ihre Kunden begleitet, die persönlichen Lebensumstände kennt und im Sinne von „Beyond Banking“ nicht nur Konten und Kredite anbietet, sondern auch Produkte, die darüber hinausgehen, so Höllerer abschließend. Nicht Teil der Beteiligung sind die Privatkliniken von Uniqa, die in der Mavie-Next-Schwesterfirma Mavie Med (früher PremiQaMed) gebündelt sind. Insgesamt betreibt die Versicherungsgruppe in Österreich sechs Spitäler. 

AusgabeRZ20-2025

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Mehr lesen

Aktuelles

Die Welt der Raiffeisenzeitung

Banner für die Newsletter Anmeldung
Banner: