Fokus auf den Ski-Nachwuchs

Vor der Saison 21/22 wurden beim ÖSV die Raiffeisen Ski Rookies ins Leben gerufen, ein Projekt, bei dem talentierte Athleten besonders gefördert werden.

Der Kader der Raiffeisen Ski Rookies: Vorne: Adrian Tschach (NÖ), Victoria Bürgler (SBG), Magdalena Egger (V), Nina Ortlieb (V), Amanda Salzgeber (V) und Valentina Rings-Wanner (T) Hinten: Philip Hoffmann (K), Katharina Gallhuber (NÖ), Lukas Passrugger (SBG), Lukas Broschek (SBG) und Raphael Riederer (NÖ)
Vorne: Adrian Tschach (NÖ), Victoria Bürgler (SBG), Magdalena Egger (V), Nina Ortlieb (V), Amanda Salzgeber (V) und Valentina Rings-Wanner (T) Hinten: Philip Hoffmann (K), Katharina Gallhuber (NÖ), Lukas Passrugger (SBG), Lukas Broschek (SBG) und Raphael Riederer (NÖ) © Raiffeisen

Um es in Österreich als Skifahrer ganz nach oben zu schaffen, braucht es vieles: Ehrgeiz, Talent, mentale Stärke, Durchsetzungsvermögen. Schließlich gibt es im Land von Franz Klammer und Annemarie Moser-Pröll eine Vielzahl an herausragenden Athleten, die alle den gleichen Traum haben – eines Tages um Weltcuppunkte und Kristallkugeln zu kämpfen. „Das ist eine Medaille mit zwei Seiten“, sagt Adrian Tschach, 19-jähriges Top-Talent vor allem in den technischen Disziplinen Slalom und Riesentorlauf. „Auf der einen Seite macht es einem die riesige Konkurrenz schwerer, den Durchbruch zu schaffen. Andererseits pusht einen der interne Kampf, sodass man selbst immer besser werden muss, um mithalten zu können.“

Und was es noch benötigt, den manchmal steinigen Weg vom ambitionierten Nachwuchsfahrer zum Profi zu bewältigen, ist ein starker Partner. Genau das war der Ansatz, warum zur Saison 2021/22 die Raiffeisen Ski Rookies ins Leben gerufen wurden. Ein Projekt, bei dem ein ausgewählter Pool an jungen Top-Fahrern speziell gefördert und unterstützt wird. „Wir sind seit vielen Jahrzehnten Partner des ÖSV, seit 2020 Verbandssponsor, und uns liegt die Nachwuchsarbeit immer schon am Herzen. Mit den Rookies wollen wir dieses Engagement besonders betonen“, erklärt Petra Walter, Geschäftsführerin der Zentralen Raiffeisenwerbung (ZRW). 

Ein Paradebeispiel

So wie bei Adrian Tschach. Der gebürtige Wiener, der mittlerweile am Skigymnasium Saalfelden an seiner Matura arbeitet, ist die wohl größte Nachwuchshoffnung des Jahrgangs 2004 und gewann bereits mit 16 Jahren und einem Monat sein erstes Rennen in seinem Debüt-Jahr als FIS-Fahrer – und war dabei jünger als es spätere Topstars wie Marcel Hirscher, Henrik Kristoffersen, Marco Odermatt oder Lucas Braathen bei ihren ersten Siegen waren. Nach einer schweren Schulterverletzung, die ihn die komplette vergangene Saison kostete, ist er aktuell wieder auf dem Weg zu alter Stärke und hat heuer bereits vier Top-10-Platzierungen bei FIS-Rennen auf seinem Konto.

Er ist ein Paradebeispiel, welche Art von Athleten für die Raiffeisen Ski Rookies infrage kommen. „Die Fahrer müssen zumindest im C-Kader des ÖSV fahren und sollten durch ihr besonderes Talent und erste sportliche Erfolge auffallen. Wichtig ist uns auch, dass möglichst viele Bundesländer vertreten sind. Aktuell sind Fahrer aus Niederösterreich, Salzburg, Tirol, Vorarlberg und Kärnten im Rookies-Team“, sagt Petra Walter.

Die Unterstützung für die Sportler ist dabei nicht nur rein finanzieller und organisatorischer Natur, sie werden auch bei ihren Marketing-Maßnahmen unterstützt, etwa durch regelmäßige Aktivitäten im Social-Media-Bereich. „Das hilft mir natürlich, wenn es darum geht, bekannter und für weitere Sponsoren interessant zu werden“, erzählt Tschach. „Für mich als jungen Athleten war das ein großer Schritt.“ Doch bei aller Hilfe von außen, am Ende zählen doch immer die Leistungen, um sich nach vorne zu entwickeln. Hier will sich der begeisterte Mountainbiker, der auch Tennis und Golf zu seinen Hobbys zählt, nicht zu sehr unter Druck setzen. „Meine nächsten Ziele sind, mir das Startrecht für Europacup-Rennen zu erkämpfen und in den B-Kader des ÖSV aufzusteigen. Wenn ich im Europacup etabliert bin, ist der nächste Schritt, erste Erfahrungen im Weltcup zu sammeln. Dafür habe ich mir aber kein Zeitlimit gesetzt, ich will es step-by-step angehen.“ 

Große Träume

Der 19-Jährige weiß, dass auch Faktoren wie Glück und vor allem Verletzungsfreiheit dazu-gehören. Denn die Schulterluxation samt Labrum-Einriss zu Beginn der Saison 21/22 war nicht seine erste schwere Verletzung, 2019 setzte ihn bereits ein Unterschenkelbruch außer Gefecht. „Ans Aufhören dachte ich trotzdem nie. Der Traum, eines Tages zu den besten Skifahrern zu gehören, ist einfach zu groß.“ Sein Vorbild ist dabei Ted Ligety, der Amerikaner, der nicht nur auf den Brettern ein herausragender Athlet war, sondern stets als lässiger Typ galt, der auch außerhalb des Ski-Zirkus etwas darstellte.

Obwohl das Projekt der Raiffeisen Ski Rookies noch relativ jung ist, wurden doch schon beachtliche Erfolge von Sportlern mit dem Giebelkreuz auf dem Helm eingefahren. „Prinzipiell haben uns alle Athleten große Freude gemacht, weil sie für ihren Sport brennen und mit Leidenschaft und Freude bei der Sache sind“, sagt Petra Walter. „Besonders gefreut haben wir uns natürlich mit Magdalena Egger als erfolgreichste Nachwuchsfahrerin im Kader, die bei Junioren-Weltmeisterschaften sechs Goldmedaillen gewinnen konnte, was bisher niemandem gelungen war.“ Auch Valentina Rings-Wanner zählt mit ihren 17 Jahren zu den ganz großen Talenten und gehört zu den Besten ihrer Altersgruppe im Slalom und Riesenslalom. „Und Nina Ortlieb stand nach ihren vielen Verletzungen in den letzten Jahren heuer bereits in Lake ­Louise in einer Weltcupabfahrt als Zweite auf dem Stockerl. Das war großartig!“

Sehr gute Auswahl

Ob das Projekt mit derzeit elf Sportlern personell ausgereizt ist, möchte Walter nicht festlegen. „Die Qualität und der Erfolg entscheiden darüber, ob die Sportler Teil der Raiffeisen Rookies sind, nicht die Anzahl. Erfreulich ist, dass alle Raiffeisen Ski Rookies, die im letzten Weltcupwinter dabei waren, auch heuer wieder in den diversen ÖSV-Kadern sind. Wir haben hier also eine sehr gute Auswahl getroffen.“

Leistungen, die Ansporn geben weiterzumachen und an den Traum zu glauben. „Spätestens mit meinem Wechsel ins Skigymnasium Saalfelden wurde die Arbeit an meiner Karriere nochmal professioneller, ich konnte mich voll aufs Skifahren konzentrieren“, sagt Tschach, der am vergangenen Wochenende auf der Weltcup-Strecke in Kranjska Gora den FIS-Riesentorlauf gewann und seinen ersten Saisonsieg einfuhr. Und trotzdem einen Plan B im Kopf hat für den Fall, dass es am Ende doch nicht klappen sollte. „Nach meiner Matura 2024 würde ich gerne mit einem Studium beginnen, das ist sicher kein Nachteil.“ 

Es braucht eben auch eine realistische Her­angehensweise, um es im österreichischen Skisport ganz nach oben zu schaffen.