Angesichts vielfältiger Herausforderungen wie Ressourcenknappheit, Biodiversitätsverlust und Klimawandel gerät die heimische Landwirtschaft zunehmend unter Druck. Das Agrarsymposium der Raiffeisen-Landesbank Steiermark bot eine Plattform, um zukunftsweisende Lösungen zu präsentieren und zu diskutieren. Dabei analysierten die rund 500 Teilnehmer aus Landwirtschaft, Politik und Wirtschaft eingehend, wie die heimische Landwirtschaft resilienter werden kann. Als Basis der Diskussion gilt, laut Karin Huber-Heim, Präsidentin des Circular Economy Forums Austria, dass die konventionelle Aufbauwirtschaft ausgedient hat und eine Transformation hin zur Kreislaufwirtschaft unumgänglich ist.
Karin Huber-Heim ist Expertin für Kreislaufwirtschaft und erinnert in ihrer Keynote daran, dass die Aufbauwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg wertvolle Dienste geleistet hat. Inzwischen sei man jedoch an die systemischen Grenzen dieses Wachstumsmodells gestoßen, was sich an zerstörten Böden, instabilen Lieferketten und knappen Ressourcen zeige.
Ziel der Kreislaufwirtschaft ist es, den Lebenszyklus von Produkten zu maximieren, Abfälle weitgehend zu vermeiden und Ressourcen nachhaltig zu schonen. In diesen komplexen und ineinandergreifenden Prozessen spielt die heimische Landwirtschaft eine zentrale Rolle. „In Kreisläufen zu denken, liegt der Landwirtschaft nahe und bietet viele Chancen für Innovation“, betont Huber-Heim. Die Landwirtschaft müsse auf ihre regenerativen Traditionen zurückgreifen, um natürliche Systeme zu revitalisieren und die Biodiversität nachhaltig zu stärken.
Kooperationen entscheidend
Die Bedeutung regenerativer Methoden für die Welternährung unterstrich Katrin Hohensinner-Häupl, Geschäftsführerin von Frutura. Sie betont aber auch, dass dieser Wandel nur mit der Unterstützung von Seiten der Politik und Gesellschaft möglich sei. Dabei seien nationale und globale Kooperationen zwischen den unterschiedlichen Industriezweigen entscheidend. Denn eine regenerative Kreislaufwirtschaft erfordert neue Denkweisen sowohl in der Produktion als auch im Konsum.
Ein Beispiel für eine solche Kooperation ist die Verknüpfung von Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie und Energieerzeugung in einer symbiotischen Interaktion. Solche Modelle könnten auch in Österreich erfolgreich sein, indem Ressourcen effizienter geteilt und genutzt werden. Nicht zuletzt müssen aber die Konsumenten in diesen Kreislauf eingebunden werden und, wie Huber-Heim betont, vom Ver-Braucher zum Ge-Braucher werden.
Innovative Ansätze
Technologische Innovationen wie Precision Farming, digitale Kreislaufmodelle sowie künstliche Intelligenz sollen die Landwirtschaft ressourceneffizienter machen. Denn eine optimierte Ressourcennutzung, zum Beispiel von Wasser oder Düngemittel, kann helfen, den ökologischen Fußabdruck der Landwirtschaft deutlich zu verringern. Es gehe aber nicht nur um Technik, betonte Huber-Heim. Es brauche auch eine „Kreislaufgesellschaft“, die bereit sei, ihr Denken und Handeln zu ändern. Bildung, Netzwerke und die Bereitschaft zum Umdenken seien Schlüsselfaktoren.
Anreize statt Verbote
Gastgeber Martin Schaller, Generaldirektor der RLB Steiermark, sieht in der Kreislaufwirtschaft einen der großen Hebel für die Gesamtwirtschaft und die heimische Landwirtschaft als Vorreiter und Vorbild für andere Branchen: „Weiterentwicklungen sind immer dann gefragt, wenn es grundlegende Problemstellungen gibt, wenn die alten Rezepte nicht mehr greifen. Ein besonderes Potenzial für eine nachhaltige Zukunft sehen wir in der Förderung einer Kreislaufwirtschaft, weil sie nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch Sinn macht.“ Das belege die sogenannte Zirkularitätsrate – also der Anteil der Güter, die in irgendeiner Form wiederverwendet werden. Diese liegt in Österreich bei lediglich 13,8 Prozent. Schaller appelliert: „Damit die Potenziale gehoben werden können, braucht es aber auch Anreize statt Verbote für die Landwirte seitens der Politik.“
Das Raiffeisen Agrarsymposium hat gezeigt, dass die heimische Landwirtschaft auf einem guten Weg ist, nachhaltige und innovative Methoden zu integrieren. Für eine umfassende Transformation braucht es aber Mut, Innovationsbereitschaft und einen starken Willen zur Kooperation – sowohl auf praktischer als auch auf politischer Ebene.