Oft wirkt es ja etwas hölzern, wenn sich Sportvereine das Motto eines ihrer Sponsoren zu eigen machen. Im konkreten Fall passt der Raiffeisen-Slogan „WIR macht’s möglich“ aber perfekt zu dem, was im Salzburger Tennis in den vergangenen Monaten entstanden ist. „Bei uns ist die Idee entstanden, dass es mit einer Bündelung der Kräfte möglich sein muss, Salzburger Tennis-Talenten eine perfekte Plattform zu bieten und einen Verein in der höchsten Spielklasse zu etablieren, der regelmäßig um den Meistertitel mitspielt“, sagt Projekt-Koordinator Valentin Snobe.
Wenn der ehemalige Sportjournalist und begeisterte Hobby-Spieler „uns“ sagt, meint er konkret die Führungsriege des 1. Salzburger Tennisclubs (STC), einem der traditionsreichsten Vereine des Landes. Die nämlich wollte mit weiteren Vereinen eine Kooperation eingehen, nach dem Motto: Was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir zusammen.
Also ging man auf etablierte Klubs wie dem UTC Eugendorf und dem TC Radstadt zu, um eine in dieser Form einzigartige und noch nie dagewesene Kooperation abzuschließen und sich zum „Raiffeisen Team Salzburg“ zusammenzuschließen. „Wir sind dabei sofort auf offene Ohren gestoßen“, verrät Snobe, „weil jeder erkannt hat, dass jeder für sich kaum eine Chance hat gegen von Haus aus stärker aufgestellte Bundesländer wie Oberösterreich, die Steiermark oder Niederösterreich, wenn man immer nur sein eigenes Süppchen kocht.“
Erste Erfolge
Also stellten die Vereine ihre stärksten Spieler für eine gemeinsame Mannschaft zur Verfügung, die 2024 im ersten Jahr ihrer Bundesliga-Teilnahme prompt auf Rang drei ihrer Gruppe kam. „Mit etwas mehr Glück wäre sogar da schon die Halbfinal-Teilnahme (Anm.: dafür ist eine Top-2-Platzierung in der jeweiligen Division nötig) drin gewesen“, sagt Snobe.
Die ist für die aktuell laufende Saison dagegen bereits gesichert. Denn in den ersten drei Spielen ließen die Salzburger die Konkurrenz alt aussehen und gewannen ihre Partien gegen den TC Zugvogel Schwaz (7:2), ATV RE team future Irdning (6:3) und den TC Raiffeisen Dornbirn (8:1) in souveräner Manier. Damit ist ihnen Rang 1 in der Division Gruppe B und die damit verbundene Halbfinal-Teilnahme nicht mehr zu nehmen. Und nicht nur das: „Wir haben damit auch fix Heimrecht, wenn wir im Semifinale auf den Zweitplatzierten der Gruppe A treffen, das ist ein riesiger Vorteil.“ Nimmt man auch diese Hürde, würde man sich für die Ausrichtung des (für Männer und Frauen gemeinsam ausgetragenen) Final-Turnieres bewerben. Und wäre nur noch einen Sieg vom riesigen Erfolg entfernt.
Sportlich gesehen ist Lukas Neumayer einer der Hauptgründe dafür, schneller ans Ziel gekommen zu sein als vorher gedacht. Er ist die klare Nummer 1 des Teams, die Nummer 3 des Österreichischen Tennisverbandes (ÖTV) und hat es auch in der Weltrangliste geschafft, in die Phalanx der Top-200-Spieler einzubrechen. Bei der Qualifikation für die French Open ist der 22-Jährige erst an Filip Misolic gescheitert, der dort den weltbesten Spieler Novak Djokovic in beeindruckender Manier gefordert hat. „Ich bin davon überzeugt, dass Lukas das Potenzial hat, demnächst unter die besten 100 Spieler der Welt zu kommen und Österreichs Nummer 2 zu werden“, streut Snobe „seinem“ Youngster Rosen. „Denn neben seinem Talent hat er auch den nötigen Fleiß und Biss, sich in dem brutal harten Tennis-Business durchzusetzen. Das kann heutzutage den Unterschied ausmachen.“
Auf dem richtigen Weg
Da so ein Projekt wie das „Team Salzburg“ auch finanziell nicht so leicht zu stemmen ist, braucht es natürlich auch Sponsoren, die hinter der Idee stehen. Also machte man sich Anfang des Jahres auf, um sie dem Raiffeisenverband Salzburg (RVS) vorzustellen. „Das neu entwickelte Konzept zur Förderung des Tennis-Spitzensports in Salzburg ist aus unserer Sicht visionär und erfolgversprechend. Die enge Zusammenarbeit führender Vereine unter einem starken, gemeinsamen Dach zeigt, wie viel Kraft in einem gemeinsamen Auftritt liegt – das finden wir nicht nur spannend, sondern auch unterstützenswert“, sagt RVS-Marketingleiter Christoph Bachleitner. Also wurde im April ein Dreijahres-Vertrag abgeschlossen, um den gemeinsamen Weg zu besiegeln. „Das war für uns ein Ritterschlag“, sagt Snobe, „schließlich ist Raiffeisen im Sportsponsoring ja eine große Nummer. Das hat uns bestätigt, auf dem richtigen Weg zu sein.“
Und zwar nicht nur, was die Erfolge der ersten Mannschaft angeht. Denn insgesamt bringt die Kooperation, zu der mittlerweile auch die bayerische EUROELITE GERMANY Academy/TC Piding gehört, fünf Mannschaften in verschiedenen Leistungsstufen von der Bundes- bis in die Landesliga an den Start. Derzeit sogar zwei in der 1. Bundesliga, wobei das GM-Sports Raiffeisen Farmteam Salzburg derzeit im A-Pool gegen den Abstieg kämpft und somit in der nächsten Saison zweitklassig sein könnte. Durch diese Breite ist jedenfalls gesichert, dass jeder Spieler genau auf dem Niveau antreten kann, zu dem sein aktuelles Können am besten passt. „Dabei können sich die Top-Talente an erfahreneren und bereits erfolgreichen Spielern orientieren. Ein Lukas Neumayer ist dabei so etwas wie ein Role Model für den einen oder anderen Youngster.“
Kooperation erweitern
Auch wenn man beim Team Salzburg mit der aktuellen Konstellation durchaus zufrieden ist, könnte sich Snobe, in seinem Brotberuf in der Gabelstapler-Branche tätig, durchaus vorstellen, dass die Kooperation in den nächsten Jahren noch erweitert wird, um das gesamte Bundesland noch flächendeckender abzubilden.
„Toll wäre es, wenn es noch einen Verein aus dem Pinzgau oder dem nördlichen Flachgau gäbe“, sinniert er. „Das wäre schön für die Symbolik und würde nochmal unterstreichen, dass man nicht woanders hingehen muss, um Spitzentennis auf höchstem Niveau zu spielen.“