Zum fünften Mal zeichnen die Tiroler Raiffeisenbanken naturnahe Gärten und Renaturierungsinitiativen aus. „Als wir vor fünf Jahren den #beeraiffeisenAWARD ins Leben riefen, wollten wir damit gezielt immer zu Beginn der Pflanz- und Gartenzeit mehr Bewusstheit für die Bedeutung von Naturgärten und renaturierten Landschaftsflächen für die Artenvielfalt schaffen“, erklärte Christof Splechtna, Vorstand der Raiffeisen-Landesbank Tirol und Mentor dieser tirolweiten Raiffeisen-Initiative, bei der diesjährigen Verleihung. Es sei wirklich bemerkenswert, was sich hier in den letzten Jahren landauf, landab getan habe, wie viele mustergültige Projekte man bereits auszeichnen konnte. „Und es freut uns wirklich sehr, dass wir nun von Jahr zu Jahr mehr Einreichungen von Privatpersonen erhalten, was uns zeigt, dass die Menschen auch in ihrem ureigensten Einflussbereich etwas verändern wollen.“
Die Sensibilität für das Thema Wildbienen und Insekten sei enorm gestiegen, freute sich auch Projektleiterin und Raiffeisen-Werbung-Tirol-Geschäftsführerin Christine Hofer: „Wir sind jedes Jahr aufs Neue überwältigt, wie viel Herzblut und Engagement in diese Projekte und Maßnahmen fließen – ob nun in den Gemeinden, in Schulen und Kindergärten, in Unternehmen oder bei Privatpersonen, womit sie dann natürlich auch wieder andere Menschen in ihrem Umfeld inspirieren.“
Wie schon in den vergangenen Jahren wurden die insgesamt 52 Einreichungen wieder von einer eigens installierten Jury gesichtet und bewertet, der neben Wolfgang Bacher, dem naturpädagogischen Leiter von natopia, noch Matthias Karadar, Leiter von Natur im Garten, sowie Stefanie Pontasch von der Tiroler Umweltanwaltschaft angehörten. Die Raiffeisen-Bankengruppe Tirol war durch RLB-Tirol-Vorstand und Hobby-Imker Christof Splechtna und den RLB-Tirol-Nachhaltigkeitsmanager Martin Stolz vertreten.
Staudenreicher Privatbalkon
In der Kategorie Privatperson hat sich die Jury für die passionierte Topf- und Balkongärtnerin Eva Radenich entschieden, die ihren 20 m2 großen Südbalkon in Innsbruck-Mühlau innerhalb von fünf Jahren in ein kleines Trittstein-Biotop verwandelt hat. Über 150 verschiedene Stauden und Gehölze sowie zahlreiche Gemüsesorten hat die studierte Landschaftsarchitektin in Töpfen angepflanzt. Dabei legt sie größten Wert darauf, konsequent biologisch, torf- und pestizidfrei zu gärtnern. Ihre Erfahrungen und Erkenntnisse als Topfgärtnerin gibt sie täglich unter dem Instagram-Account @balkonia.verde an ihre Community weiter.
„Eva Radenich hat mit ihrem Südbalkon-Topfgarten eindrücklich bewiesen, dass es selbst in zubetonierten Wohnanlagen möglich ist, kleine Mikrokosmen der Artenvielfalt zu schaffen, die uns wieder näher an die Natur heranführen, womit sie auch andere Balkonbesitzer motiviert und inspiriert. Denn wie sie selbst schreibt: Jeder Quadratmeter zählt“, so das Urteil der Jury.

Renaturierte Dachterrasse
In der Kategorie Schulen und Kindergärten fiel das Votum auf das Projekt „Bee Home, Bee Happy – Gemeinsam für eine blühende Zukunft“ der Mittelschule Zams-Schönwies. Hier hat man es sich zum Ziel gemacht, die Kies-Dachterrasse wieder Stück für Stück zu renaturieren. In diesem Schuljahr haben die Schüler an der südlichen Hausmauer der Terrasse, geschützt vor Wind und Regen, eine ganze Reihe von selbstgebauten Wildbienenhotels angebracht. Parallel dazu hat man in zwei ebenfalls selbst gefertigten Hochbeeten und in zahlreichen recycelten Behältern auf der Terrasse gezielt (wild-)bienenfreundliche Blumen ausgesät sowie Stauden und Kräuter gepflanzt. Gerade bei den Pflanzenbehältnissen legte man großen Wert auf ressourcenschonendes Upcycling.
„Hier wurden fächerübergreifend mit bewusst einfachsten Mitteln erste Schritte zur Renaturierung des Schulgeländes gesetzt. Damit hat die Mittelschule Zams-Schönwies auf großartige Weise aufgezeigt, dass man selbst in Zeiten des Sparzwangs etwas zum Besseren und Lebendigeren verändern kann“, befand die Jury.

Engagierte Projektgruppe
Den #beeraiffeisenAWARD in der Kategorie Gemeinden und Vereine nahmen Vertreter der Bürger Biotope Stanzertal entgegen. Die im Frühjahr gegründete Projektgruppe sammelt einerseits Samen von sogenannten Spenderwiesen, in denen noch viele heimische Gräser, Blumen und Kräuter gedeihen, und bepflanzt damit gezielt ausgewählte und bereits denaturierte Grünbereiche. Zu einer regelrechten Attraktion hat sich gleich in diesem Sommer die Mohnblumenwiese östlich vom Friedhof in Schnann gemausert – dieser leuchtend rote, hochlebendige Farbtupfer mitten im Ort zieht schon von Weitem alle Blicke auf sich. An einem beliebten Wanderweg zwischen Schnann und Pettneu, im sogenannten Kartell, ist man gerade dabei, eine alte, vom Verfall bedrohte Natursteinmauer und damit ein weiteres wichtiges Biotop für Insekten und Reptilien wiederherzustellen. Und im Zuge der Aufräumarbeiten nach dem letztjährigen Murenabgang hat die engagierte Projektgruppe sofort die Gelegenheit ergriffen, um beim Kreisverkehr Rendlbahn in St. Anton einen weiteren Blühstreifen anzulegen.
„Die Initiative der Bürger Biotope Stanzertal hat in kürzester Zeit ungemein fokussiert reichhaltige Blühinseln und kleine Oasen der Artenvielfalt geschaffen und damit verstreut über die ganze Region Impulse für eine nachhaltige Kehrtwende eingeleitet, was hoffentlich Schule machen möge“, urteilte die Jury.


Summender Campus
In der Kategorie Unternehmen und Institutionen entschied sich die Jury für das Projekt „Es summt am Campus – Biodiversität im Fokus“ der Pädagogischen Hochschule Tirol. Dieses Projekt überzeugte insbesondere durch seinen ganzheitlichen und integrativen Ansatz. Denn abseits der schrittweisen Renaturierung sämtlicher verfügbarer Flächen am Dach und auf der schuleigenen Wiese werden alle diese Aktivitäten genutzt, um den Studierenden ebenso wie den Kindern der Praxisschulen wieder Zugänge zur Natur zur eröffnen. So siedelte man in Kooperation mit dem Imker Wolfgang Zangerl vier Bienenstöcke am Dach der PH Tirol an und entwickelte mit ihm ein innovatives Workshop-Konzept, das es Kindern wie Studierenden mittels Videoübertragung hinein in den Lehrraum ermöglicht, das Leben und die Organisation eines Bienenvolkes aus nächster Nähe zu erleben und zu studieren. Des Weiteren wurden gemeinsam mit den Schülern der Praxismittelschule Nisthilfen für Wildbienen gebaut und Exkursionen zu den „schlampigen Ecken“ des Campus unternommen. Im neu angelegten Hortus am Dach der Hochschule kultivieren Studierende gemeinsam mit Lehrenden und in Kooperation mit der Tiroler Fachberufsschule für Garten, Raum und Mode seit diesem Frühjahr in einer Vielzahl an Beeten eine beeindruckende Vielfalt an bestäuberfreundlichen Kräutern, essbaren Blüten, Obst- und Gemüsesorten, die sofort in der Schulküche weiterverarbeitet werden.
„Mit diesem Projekt geht die PH Tirol in der Gestaltung und Belebung ihres Campus ganz neue und vor allen Dingen zeitgemäße Wege – denn ein lebendiger Campus braucht Natur und eine Rückkehr der Artenvielfalt. Damit erhöht sich auch automatisch die Aufenthalts- und Lernqualität. Und die Studierenden und Kinder werden damit wie selbstverständlich für das wichtige Thema eines gesunden Lebensraumes sensibilisiert“, so die Jury.