„Die Kunden sollen unsere Qualität noch stärker spüren“

Die Raiffeisenbank Oberland-Reutte setzt weitere Schritte am Weg zu ihrem erklärten Ziel – die leistungsstärkste Bank im Westen Tirols zu werden.

Thomas Wass und Wolfgang Hechenberger präsentieren das neue Marktgebiet der Raiffeisenbank Oberland-Reutte.
Thomas Wass und Wolfgang Hechenberger wollen Raiffeisen in der Region Oberland-Reutte noch näher an die Kunden bringen. (c) Raiffeisen/Franz Oss

Vor einem Jahr vereinte die Raiffeisenbank Reutte ihre Substanzstärke mit dem chancenreichen Marktgebiet der Raiffeisenbank Oberland. Die Ambition: Aus der fusionierten Raiffeisenbank Oberland-Reutte soll auf lange Sicht die leistungsstärkste Bank im Westen von Tirol werden. Diesem Anspruch folgend setzt die Regionalbank nun zielgerichtete Maßnahmen. Im September erfolgt zunächst die Eingliederung der Raiffeisenbank Oberlechtal in die Genossenschaft. Diesem „wohl überlegtem Schritt“ gingen einstimmige Beschlüsse beider Banken bei der jeweiligen Generalversammlung voraus. Elbigenalp bleibt als Hauptstandort im Lechtal bestehen, alle dort tätigen Mitarbeiter an Bord.

Doch damit nicht genug, steht für die Raiffeisenbank Oberland-Reutte zum Jahreswechsel ein strategischer Ankauf ins Haus. Mit 1. Jänner 2023 wechseln die Bankstellen Imst und Tarrenz sowie die SB-Filiale (Selbstbedienung) in Nassereith die Eigentümerin. Bisher führte die Raiffeisen-Landesbank Tirol mehr als 30 Jahre lang die drei Standorte außerhalb ihres klassischen Marktgebietes im Großraum Innsbruck. Nun kommt die RLB Tirol dem Wunsch der Raiffeisenbank Oberland-Reutte nach, deren Marktgebiete im Außerfern und im Bezirk Landeck über die Region Imst-Gurgltal sinnvoll zu verbinden. „Mit der Entscheidung zum strategischen Verkauf stärken wir die regionalen Strukturen vor Ort. Als Spitzeninstitut sehen wir uns in der Verantwortung, Entwicklung nicht zur einzufordern, sondern auch zu ermöglichen“, erläutert Thomas Wass, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der RLB Tirol. Die Kunden wurden dieser Tage bereits über den Verkauf informiert. Für sie bleibt weiterhin alles innerhalb der Wertefamilie und Unternehmenskultur von Raiffeisen, betont Wass.

Mehr Nähe und gesundes Wachstum

Das Kundengeschäftsvolumen der drei Bankstellen in Höhe von 200 Mio. Euro verantwortet somit ab 2023 die Raiffeisenbank Oberland-Reutte, allen voran Vorstandsvorsitzender Wolfgang Hechenberger: „Die Region Imst-Gurgltal passt ideal zu unseren bisherigen Marktgebieten. Für die betreffenden Kunden sind wir mit starker lokaler Präsenz nah und greifbar.“ Mithilfe des vergrößerten Marktgebietes wolle man zudem Marktanteile gewinnen und weiter gesund wachsen. „Wir sehen die künftige Entwicklung der Region sehr positiv und wollen uns langfristig als leistungsstärkste Bank im Westen von Tirol positionieren“, so Hechenberger. Die Zielerreichung sei aber nicht nur eine Frage der Größe, „sondern vor allem der Qualität, die wir in der Lage sind, am Markt zu erbringen. Und daran arbeiten wir intensiv weiter.“

Ab 2023 agiert die Raiffeisenbank Oberland-Reutte also an insgesamt 37 Standorten (darunter 14 Vollbankstellen) in den Bezirken Imst, Landeck und Reutte. Mit der Eingliederung der Raiffeisenbank Oberlechtal und der Übernahme der Bankstellen Imst, Tarrenz und Nassereith wird die Regionalbank in Zukunft mit 144 Bankmitarbeitern rund 45.000 Kunden mit einem Gesamtgeschäftsvolumen von 2,8 Mrd. Euro betreuen. „In der Beratung setzen wir stark auf Spezialisten – im privaten Wohnbau, bei den Bauträgerfinanzierungen, im Firmenkundengeschäft, und vor allem auch in der Vermögensberatung durch unsere Top-Leute im Bankhaus Jungholz“, erläutert Hechenberger. „Diese Qualität sollen die Kunden in der Gesamtregion spüren, noch deutlich stärker als bisher.“

Die Frage der Größe

Die Raiffeisenbank Oberland-Reutte zählt somit zu den vier größten Raiffeisenbanken im Bundesland. Eine weitere Ausdehnung des Marktgebietes sei derzeit nicht geplant. „Wir haben für uns selbst jetzt eine gute Größe erreicht, um organisch weiter wachsen zu können“, sagt Hechenberger. Sollte bei Raiffeisenbanken aus der Nachbarschaft jedoch Fusionsbedarf aufkommen, „stehen wir dem natürlich positiv gegenüber.“

Wie groß regionale Banken werden müssen, um in Zukunft „überleben“ zu können, ist generell eine häufig diskutiertes Thema innerhalb der Raiffeisen Bankengruppe. Immerhin hat sich die Anzahl selbstständiger Raiffeisenbanken in Österreich in den vergangenen zehn Jahren deutlich verringert, während die Bilanzsumme insgesamt jährlich gestiegen ist – aus 531 Raiffeisenbanken im Jahr 2012 wurden 325 leistungsstärkere (Stand 1. Jänner 2022). Zunehmende regulatorische Vorgaben und Anpassung an wachsende Märkte waren dabei die überwiegenden Beweggründe für das Bündeln der Kräfte in Form von Fusionen.

„Entscheidend für jede Regionalbank ist es, dass sie in der Lage ist, ihren Markt erfolgreich zu bearbeiten und dabei die regulatorischen Erfordernisse zu erfüllen. Welche Größe es dazu braucht, ist abhängig von mehreren Faktoren und kann regional sehr unterschiedlich sein“, sagt Hechenberger dazu. Für die Zukunft der Raiffeisenbank Oberland-Reutte habe er jedenfalls eine klare Vision: „Wir wollen regional stark verankert bleiben und darauf achten, dass alle, die in unserer Region leben und arbeiten, von- und miteinander profitieren.“