Auf die Umwelt schauen

Österreichs Landwirtschaft ist auf einem guten Weg zu mehr Klimafreundlichkeit. Dennoch gibt es einige Hürden und Zielkonflikte, wie ein Report des Vereins Land schafft Leben zeigt.

Rund um die Themen Ernährung und Klimaschutz in der Landwirtschaft werde aktuell zunehmend Angst und Besorgnis verbreitet, berichtet Hannes Royer, Gründer und Obmann des Vereins Land schafft Leben. Primär führe dies jedoch bloß zu einer Angststarre. Um dieser Entwicklung gegenzusteuern, veröffentlicht der Verein nun den Report „Landwirtschaft, Ernährung & Klima“. Dieser soll eine neue Wissensbasis schaffen, „um als Gesellschaft wieder in die Handlungsfähigkeit zu kommen“. 

In Österreich ist der Sektor Energie und Industrie für 44 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich, gibt der Report Auskunft. Der Verkehr belegt dabei mit 28 Prozent Platz zwei, während die Landwirtschaft 11 Prozent für sich verbucht. Dennoch werden österreichische Lebensmittel zumeist mit einem geringeren CO₂-Fußabdruck produziert als Importprodukte. Ein Grund mehr, beim Einkauf vermehrt auf die Herkunft der Produkte zu achten, ist sich Royer sicher, denn „Konsum ist entscheidend dafür, wie sich unser Klima verändert“.

Saisonalität bringt psoitiven Effekt

So macht Lebensmittelverschwendung beispielsweise 10 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen aus. Nicht nur beim Fleischkonsum sollte man sich daher für Kreislaufwirtschaft und standortgerechte Landwirtschaft entscheiden. Im internationalen Vergleich zeigt sich zwar, dass Österreich in vielen Bereichen schon die Nase vorn hat – Österreich kann bei Milch, Rind und Eiern europaweit den niedrigsten CO₂-Fußabdruck aufweisen –, jedoch gibt es vor allem im Schweinebereich noch Aufholbedarf. Im pflanzlichen Bereich gilt vor allem: „Wir sollen nicht jederzeit alles essen“, wie Maria Fanninger, Gründerin von Land schafft Leben, anmerkt. Denn saisonales Obst und Gemüse schmeckt nicht nur besser, sondern hat auch einen positiven Effekt auf das Klima. Während Tomaten aus dem Glashaus im Winter drei bis neun Kilogramm und importierte Tomaten 400 bis 600 Gramm CO₂ pro Kilo ausstoßen, sind Tomaten in der Saison nur für 35 bis 45 Gramm CO₂ verantwortlich. 

Ein großes Thema der Landwirtschaft ist nicht zuletzt auch der Wassermangel. Während dieser in vielen Teilen der Welt stark ausgeprägt ist, sieht Royer hierzulande diesbezüglich noch keinen Grund zur Sorge. So werden sogar 97 Prozent der Niederschlagsmenge in Österreich aktuell noch nicht genutzt. Daher möchte er auch den weit verbreiteten Wert von 15.000 Liter Wasser pro Kilogramm Rindfleisch etwas differenzierter einordnen. Dieser sei zwar nicht falsch, jedoch ergibt er sich aus einem weltweit errechneten Durchschnitt, in welchem auch die trockensten Gebiete miteinbezogen werden. „Das tatsächliche Wasser, das wir für die Rindfleischproduktion in Österreich brauchen, ist 130 Liter. Es gibt Regionen auf der Welt, wo man nicht unbedingt Rindfleisch produzieren sollte, aber Österreich hat genug Wasser übrig“, führt Royer aus. Eine vegane Lebensweise habe aufgrund des hohen Wassergehalts diverser Gemüsesorten sogar einen höheren Wasserverbrauch, jedoch sind tierische Produkte für einen deutlich höheren CO₂-Ausstoß verantwortlich.

Notwendiger Mittelweg

Ebenso werden bei Rodungen von Regenwäldern, Trockenlegungen von Mooren und beim Umbruch von bereits bestehenden Flächen im Allgemeinen viele Kohlenstoffmengen freigesetzt. So macht die Landnutzungsänderung 11 Prozent der globalen menschengemachten Treibhausgasemissionen aus und betrachtet man allein den Sektor „Landwirtschaft, Forstwirtschaft und sonstige Landnutzung“, dann fallen 51 Prozent dieser Emissionen auf Landnutzungsänderungen. Würde jedoch nichts mehr umgebrochen, so ginge dies auf Kosten der Biodiversität. Auf dem Weg zu einer Landwirtschaft mit mehr Biodiversität, Tierwohl und Artenschutz mit der gleichzeitigen Forderung seitens der Gesellschaft zu billigen Preisen zeigen sich also einige Zielkonflikte.

Fleisch aus Österreich, das mit Regionalität und Tierwohl wirbt, wird teils dennoch mit aus dem Regenwald importiertem Soja als Futtermittel produziert. Im Zuge des Reports wurde daher klar: Den einen richtigen Weg wird es nicht geben. Viel eher geht es darum, den bestmöglichen Schnittpunkt zu finden. „Es braucht nicht die eine Lösung, die gut ist für alles, sondern ein Nebeneinander an Systemen und Ansätzen“, fasst Studienautor Timo Küntzle zusammen. 

Um das Ziel zu erreichen, werde man in jedem Fall etwas an Wohlstand einbüßen müssen, stellt Royer klar, denn den billigen Preis tausche man immer gegen andere Werte aus. „Mit dem Einkauf erteilen wir einen Produktionsauftrag. Wir entscheiden selbst, ob wir quadratmeterweise Regenwald essen wollen oder nicht“, appelliert Fanninger abschließend. 

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