Ziel des RLB Kunstpreises war es vor 20 Jahren, junge Tiroler Kunstschaffende mittels eines offenen Bewerbungsverfahrens zu fördern. Ins Leben gerufen hat diesen Preis für bildende Kunst die Raiffeisen-Landesbank Tirol – damals als erste Initiative dieser Art eines privaten Unternehmens in Tirol. Mit einer Gesamtdotierung von 18.000 Euro richtet sich der RLB Kunstpreis auch heute noch an alle im Bundesland Tirol geborenen oder lebenden Künstler bis zum vierzigsten Lebensjahr und wird alle zwei Jahre ausgeschrieben.
Kunst im Wandel der Zeit
Was die Einreichungen der jungen Künstler betrifft, so muss diese seit 2016 ausschließlich digital erfolgen. Seit der ersten Verleihung im Jahr 2004 haben sich auch die Arbeiten verändert: weg von klassischen Medien, wie Gemälden und Skulpturen, hin zu einer verstärkten Neigung zum Experimentieren mit unkonventionellen Materialien und Techniken, wie Installationen, 3D-Druck, digitalen und konzeptionellen Ausdrucksformen.
Außerdem beobachtet Silvia Höller, Leiterin der RLB Kunstbrücke Innsbruck, eine intensivere Auseinandersetzung mit der Wahrnehmung in der heutigen Zeit der Digitalisierung. Die persönliche Perspektive der jungen Künstler auf die Welt prägt verstärkt deren Kunst – sie möchten damit den Betrachter sensibilisieren und neue Erfahrungen vermitteln. Doch nicht nur die Vermittlung der Kunst hat sich in den vergangenen 20 Jahren verändert, auch die gesellschaftlichen Themen, mit denen sich junge Kunstschaffende befassen, sind nicht mehr dieselben wie früher, beschreibt Höller die Entwicklung: „Junge Gegenwartskunst ist ja auch immer ein Spiegel der Zeit.“
Die Jubiläums-Sieger
Bewertet werden die eingereichten Arbeiten von einer wechselnden Jury, die sich heuer wie folgt zusammensetzt: Silvia Höller (Leiterin RLB Kunstbrücke Innsbruck), Harald Krejci (Direktor Museum der Moderne Salzburg), Bettina Siegele (Künstlerische Leiterin und Geschäftsleitung Künstler:innen Vereinigung Tirol), Bettina Spörr (Kuratorin Secession Wien) und Bärbel Vischer (Kuratorin MAK Wien). Jede einzelne Position wird von der Jury unter die Lupe genommen und auch gemeinsam bewertet. Ist sie innovativ, aber dennoch konsistent im Gesamtkontext des Werkes? Ist die Umsetzung der Intention sowohl ästhetisch als auch technisch gelungen? Bei 57 eingereichten Arbeiten ein zeitaufwendiges und intensives Unterfangen. Im Mittelpunkt steht für Silvia Höller die Frage, ob eine leitende Fragestellung und Idee erkennbar sind.
Im heurigen Jubiläumsjahr konnten die Jury drei Künstler überzeugen. Über den Hauptpreis und damit 10.000 Euro durfte sich Esther Strauß freuen, die sich in ihrem Werk mit Erinnerung und Lücken, Leben und Tod auseinandersetzt. Die beiden Förderpreise zu je 4.000 Euro gingen an Fabian Lanzmaier für seine außergewöhnliche Arbeit mit Klang sowie Stephanie Stern für ihre fotografischen Assemblagen und Installationen.
Die Hauptgewinnerin wird aber nicht nur mit dem RLB Kunstpreis bedacht, sie bekommt außerdem eine Einzelausstellung in einem der Häuser Tiroler Landesmuseen. Eine einzigartige Chance, die den Kunstschaffenden neue Netzwerke eröffnet.
Hauptpreis: Esther Strauß
Zentraler Bestandteil des Werks der Performance- und Sprachkünstlerin Esther Strauß ist die intensive Auseinandersetzung mit Erinnerung und Lücken, Leben und Tod. Ihre für ein breites Publikum oft unzugänglichen Performances zeichnen sich durch Tiefgründigkeit, Präzision und Radikalität aus. Für Strauß bedeutet Performance, die eigene Souveränität aufzugeben. Eine Haltung, die sie auch im Konzept des performativen Denkmals weiterführt. Die Kompromisslosigkeit in ihrer künstlerischen Praxis und nicht zuletzt auch ihr Beitrag zur Erinnerungskultur im familiären und privaten Umfeld machen Strauß – so die Jury – zu einer bedeutenden künstlerischen Position in Tirol und darüber hinaus.
Kooperation mit Andreas Zißler. Klanginstallation, Supergaufestival, Salzburg © Andreas Zißler
Förderpreis: Fabian Lanzmaier
Fabian Lanzmaiers künstlerische Praxis basiert wesentlich auf der komplexen Auseinandersetzung mit Klang. Ihm geht es jedoch um die Erweiterung des analog und digital erzeugten Klangmaterials und deren Übersetzung in unterschiedliche bildnerische Prozesse. So entstehen neben Live-Performances auch Objekte oder Outdoor-Installationen. Lanzmaier analysiert Prozesse der Natur, die er für seine digitale Klangerzeugung nutzt. Er schafft mit seinen elektronisch-akustischen Netzen, Schaltkreisen und Feedbackschleifen eine fast körperliche Präsenz des Klangs, manchmal auch nur auf ganz flüchtige Art und Weise. Überzeugend ist, wie er in seinen Projekten der körperlich-physischen Qualität von Klängen Raum gibt und damit poetische Momente schafft (Jurybegründung).
Förderpreis: Stephanie Stern
Stephanie Stern begreift Fotografie als konzeptuelles Medium, das sie um die Dimension der Zeichnung und Schrift sowie des Skulpturalen erweitert. Ihre fotografischen Assemblagen und Installationen erzeugt sie aus Alltagsobjekten, in die Geschichte, Gegenwart und unsere Rituale eingeschrieben sind. Dabei entwickelt Stern aus diesen Ikonen des Alltags oftmals Muster und neue Ordnungen, die auf Syntax, Software oder Kompositionen verweisen. Leerstellen und Verschiebungen der Kontexte machen die Betrachter auf die Poesie der Darstellung und der freien Assoziation aufmerksam. Die Jury war fasziniert, in die Matrix der Künstlerin einzutauchen, und ist gespannt auf ihre zukünftigen Projekte.