Zukunftsweisende Agrarsysteme

Start-ups und innovative KMUs aus aller Welt präsentierten die neuesten Robotik- und KI-Technologien für den Agrarbereich bei der „Robotics & Smart Implements Challenge“.

Agrarroboter am Feld
© Sophie Balber

Digitalisierung, Automatisierung und künstliche Intelligenz halten Einzug in der Landwirtschaft. Die Raiffeisen Ware Austria (RWA) hat daher gemeinsam mit den Tochterunternehmen Lagerhaus Technik-Center und Agro Innovation Lab Unternehmen aus aller Welt eingeladen, ihre innovativen Lösungen bei der „Robotics & Smart Implements Challenge“ einzureichen. 

„Als Innovationsführer im Agrarbereich ist es unser Ziel, praxistaugliche Lösungen nach Österreich zu bringen und diese so rasch wie möglich für den direkten Einsatz im landwirtschaftlichen Betrieb vorzubereiten“, erklärt RWA-Vorstandsdirektor Christoph Metzker die Idee hinter dem Wettbewerb. Insgesamt wurden 45 Ideen aus 19 Ländern eingereicht, 14 Lösungen schafften es ins Finale – vier im Bereich der Unkrautregulierung, zehn im Bereich „Perfect Use Case“. Präsentiert wurden die Innovationen am Versuchsfeld der Universität für Bodenkultur in Groß-Enzersdorf und am RWA-Campus in Korneuburg.

Bereits 2019 hatte es eine ähnliche Challenge zur Robotik gegeben. „Damals haben wir viele Prototypen gesehen, die für erste Feldversuche verwendet werden konnten“, erinnert sich Metzker, „es waren aber keine praxistauglichen Lösungen für die nächsten ein, zwei Jahre dabei.“ Diesmal war es anders. Viele Innovationen sind bereits auf ersten Höfen im Einsatz oder stehen kurz vor der Marktreife. „Wir sehen, dass wir den richtigen Weg gegangen sind, als wir 2016 das Agro Innovation Lab gegründet haben.“ Davor habe man hauptsächlich am eigenen Markt agiert. „Wir waren uns sicher, dass es im Rest der Welt mehr geben muss“, so der Vorstandsdirektor. Heute holt man sich die internationalen Innovationen über Pitches wie die „Robotics & Smart Implements Challenge“ ins Haus. Disruptive Ideen werden früh erkannt. „Die Start-ups pflegen ein ‚Out of the box‘-Denken. Wir bieten ihnen ein Netzwerk und bekommen dafür einen Überblick.“

Effizienz durch neue Technologie

Bei einem Netzwerkabend der Teilnehmer im Marmorsaal des Landwirtschaftsministeriums am Wiener Stubenring unterstreicht Ressortchef Norbert Totschnig, dass die Landwirtschaft vor großen Herausforderungen stehe. „Sie muss Versorgungssicherheit, Arbeitskräftemangel und Klimawandel auf einen Nenner bringen. Neue Technologien bieten das Potenzial, um die Landwirtschaft effizienter zu machen.“ Die Zukunft sei digital, nachhaltig und oft auch autonom. Das habe man in Österreich früh erkannt und entsprechende Initiativen, wie zum Beispiel die Innovation Farm gegründet. 

In diesem Netzwerk ist auch der Geschäftsführer der Josephinum Research in Wieselburg, Heinrich Prankl, aktiv. „Wir befinden uns in einer Phase der Transformation“, sagt er. Österreichs Bauern seien trotz der kleinen Strukturen gut aufgestellt, verweist Prankl auf die mittlerweile rund 1.700 Melkroboter. Im nächsten Schritt kommt die Künstliche Intelligenz nun auch am Acker an. „Wir müssen die Vorzüge erklären und die Landwirtschaft fit für die Zukunft machen.“

Mut zur Veränderung

Das größte Thema für den Geschäftsführer des Lagerhaus Technik Centers (LTC), Günter Kallus, ist es, neue Technologien mit einem traditionellen Business in Einklang zu bringen. „Manche Kunden haben Angst vor Veränderungen. Dabei war alles, was heute an Technik da ist, vor Dekaden einmal eine Innovation.“  Im Zuge des Generationswechsels seien Junge aber aufgeschlossen. Sie erkennen, dass es notwendig ist, den Input zu minimieren und den Output zu maximieren. „Es ist wichtig, die richtige Idee zur richtigen Zeit zu präsentieren. Wir wollen Lösungen für die aktuellen Herausforderungen anbieten“, unterstreicht Kallus. 

Christopher Klook von John Deere, dem Landtechnik-Partner des LTC, erläutert, dass sich auch sein Konzern weg vom Bild eines Herstellers von Eisen und Pferdestärken hin zum Anbieter intelligenter Lösungen in Produktionssystemen wandle. Beim autonomen Fahren ist man in den USA schon weiter: „Die Normen und gesetzlichen Anforderungen sind einfacher, deshalb sind dort schon etliche Maschinen im Einsatz.“ Es sei wichtig, dafür die Akzeptanz zu bekommen, dass die Autonomie die Zukunft ist.

Geballte Innovationskraft

Mastermind der Robotics-Challenge ist der Geschäftsführer des Agro Innovation Labs, Georg Sladek. „Das ist geballte Innovationskraft“, zeigt er sich stolz. „Heuer wurden viele marktfähige Produkte eingereicht, vom autonom fahrenden Roboter zur Unkrautbekämpfung bis hin zu Spezialanwendungen mit multiplen Einsatzmöglichkeiten.“ 

Schließlich gingen aus der Challenge zwei von einer Fachjury gekürte Siegerprojekte hervor: Die Firma Ullmanna mit Sitz in Brünn in Tschechien präsentiert eine Plattform für klassische Zugmaschinen namens „Newman“, die dank künstlicher Intelligenz Unkraut schon im Anfangsstadium erkennt und in der Reihe bekämpft. Die Firma AVL aus den Niederlanden hat einen autonomen Spargel-Ernteroboter entwickelt, für den nur mehr ein Arbeiter zum Reihenwechsel und zur Entleerung der Erntebox notwendig ist. Damit kann dem drängenden Mangel an Personal begegnet werden.