Beim 79. Landesgenossenschaftstag des Raiffeisenverbands Oberösterreich zogen Genossenschaftsanwalt Walter Lederhilger und Verbandsdirektor Norman Eichinger zufrieden Bilanz über die erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung der oö. Raiffeisen-Genossenschaften im Jahr 2024.
„In einem sehr herausfordernden Umfeld haben sich die oberösterreichischen Raiffeisen-Genossenschaften einmal mehr als stabile und zukunftsorientierte Wirtschaftsakteure bewiesen“, zeigte sich Lederhilger zufrieden. Die geopolitischen Rahmenbedingungen erforderten eine „Neuausrichtung, in der Eigenverantwortung wieder in den Mittelpunkt gerückt wird“ – ein Prinzip, das gerade Genossenschaften eigen sei.
Regionale Wertschöpfung
Ob in der Finanzwirtschaft, der Landwirtschaft, der Lebensmittelproduktion oder der Energieversorgung – Genossenschaften stärken nicht nur den regionalen Wirtschaftskreislauf, sondern tragen auch wesentlich zur Versorgungssicherheit bei, ergänzte Eichinger. Auch Genossenschaften stünden einem schwierigen Umfeld gegenüber, sorgten jedoch gerade jetzt für Sicherheit und Stabilität.
Das Besondere an den über 280 Raiffeisen-Genossenschaften in Oberösterreich sei, dass sie im alleinigen Eigentum von mehr als 350.000 Oberösterreichern stehen und im Sinne des Förderungsauftrages auch nur diesen verpflichtet sind. Dies garantiere, dass die Interessen der Menschen vor Ort an erster Stelle stehen und dass die Wertschöpfung und sämtliche Gewinne in der Region bleiben, so Eichinger.
Gerade im Internationalen Jahr der Genossenschaften, das die Vereinten Nationen für 2025 ausgerufen haben, müssten die positiven Unterscheidungsmerkmale von Genossenschaften und deren wesentlicher Beitrag zu einer besseren Welt hervorgehoben werden, sagte Lederhilger und betonte: „Dieser Genossenschaftstag soll ein kräftiges Lebenszeichen für das Genossenschaftswesen sein.“
Stabilitätsanker der Wirtschaft
Die Raiffeisenbankengruppe Oberösterreich mit ihren 66 Raiffeisenbanken hat sich einmal mehr als unangefochtener Marktführer und Stabilitätsanker erwiesen. Mit einem Gesamtmittelwachstum von 6,5 Prozent auf 41,3 Milliarden Euro zeigt sich einmal mehr ein hohes Kundenvertrauen. Mit den Kundengeldern und dank einer hohen Risikotragfähigkeit konnten mit Krediten von 23 Milliarden Euro viele wirtschaftliche Impulse finanziert werden. Dabei wird ein sehr gutes Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) von rund 400 Mio. Euro erwartet, das das Eigenkapital weiter stärkt.
„Raiffeisen Oberösterreich sieht sich aber nicht nur als Finanzdienstleister, sondern auch als starker Impulsgeber in den Regionen“, betonte Eichinger. Zahlreiche Projekte und Investitionen in Unternehmen, Infrastruktur und Nahversorgung sichern Arbeitsplätze und steigern die Lebensqualität in Oberösterreichs Regionen.
Partner für die Landwirtschaft
Von der Lieferung von Saatgut und Betriebsmitteln bis hin zur Landtechnik und der Lagerung und Vermarktung von Agrarprodukten im ganzen Bundesland fungieren die oö. Lagerhausgenossenschaften mit 116 Filialen, 34 Werkstätten und ca. 1.900 Mitarbeitenden als starker Partner der Landwirte. Mit einer Betriebsleistung von insgesamt 942 Mio. Euro sind sie ein wesentlicher Player in der regionalen Nahversorgung mit Energie, Baustoffen und Haus- und Gartenmärkten, der mit einer soliden Eigenkapitalausstattung von etwa 40 Prozent auf einem stabilen wirtschaftlichen Fundament steht.
Steigender Milchpreis
Die oö. Molkereiunternehmen haben 2024 rund 1,7 Milliarden Kilogramm Milch verarbeitet und eine Betriebsleistung von etwa 1,5 Mrd. Euro erwirtschaftet. Dabei konnten die Milchauszahlungspreise an die Bauern seit Jahresbeginn 2024 kontinuierlich gesteigert werden. Diese lagen sowohl über dem EU-Durchschnitt als auch über den Preisen in Deutschland. Auf Basis eines soliden Ergebnisses und einer guten Eigenkapitalausstattung wurden erneut wesentliche Investitionen in die heimischen Werke getätigt, die eine entsprechende Grundlage für auch zukünftig hohe Wertschöpfung der in Österreich erzeugten Milch sind.
Regionale Energieversorgung
Mit 126 Energiegenossenschaften etabliert sich neben Bank, Ware und Milch immer mehr ein vierter Bereich im Genossenschaftswesen, jener der erneuerbaren Energien. So bieten bereits seit Jahrzehnten 84 Biomassegenossenschaften eine umweltfreundliche Wärmeversorgung auf Basis regionaler Holzkreisläufe. Einen wahren Gründungsboom gibt es im Bereich Wind und Photovoltaik. Allein 2024 wurden 34 neue Energiegenossenschaften gegründet, die sich auf die Produktion und Vermarktung von Strom aus erneuerbaren Quellen konzentrieren.