Mitglieder sind das Herzstück

Die erste Funktionärsplattform 2025 des Raiffeisenverbandes Steiermark rückte den Förderauftrag von Genossenschaften in den Fokus.

Einen starken genossenschaftlichen Schwerpunkt setzte die erste Funktionärsplattform des Raiffeisenverbandes Steiermark im „Internationalen Jahr der Genossenschaften 2025“. Gastgeber Verbandsobmann Franz Titschenbacher verdeutlichte den mehr als 130 anwesenden Eigentümervertretern der Raiffeisenbanken und Lagerhäuser, welche Bedeutung und Chance dieses Jahr für die Genossenschaftsidee in Österreich darstellt. 

Eine bundesweite Raiffeisen-Initiative zur Attraktivierung der Mitgliedschaft in den Genossenschaften wurde dazu vom Österreichischen Raiffeisenverband (ÖRV) gestartet. ÖRV-Genossenschaftsstratege Manuel Hanselmann erklärt: „Kern einer Genossenschaft ist die Förderung der Mitglieder, die aus einem Selbstverständnis heraus erfolgt.“ Speziell im Bereich der Raiff­eisenbanken stelle man sich oft die Frage, wie die Mitgliederförderung gestaltet werden könne und wie neue Mitglieder zu gewinnen sind. „Nichtmitglieder motivieren vor allem individuelle Vorteile und die Gemeinschaft in einer Genossenschaft, um beizutreten. Bei jungen Funktionären ist der Anreiz sehr stark ausgeprägt, in der Region mitgestalten zu wollen“, weiß Hanselmann.

Manuel Hanselmann
Manuel Hanselmann © RV Steiermark/Frisch

Für den Erfolg einer Genossenschaft brauche es aus seiner Sicht aber mehr: „Finanzielle Anreize sind gute Aufhänger und Aufreißer, aber um eine Genossenschaft mit Leben zu erfüllen und weiterzutragen, muss das gemeinsame Ziel her.“ Damit es letztlich gelingen kann, gab Hanselmann den Anwesenden jede Menge Denkanstöße und Best-Practice-Beispiele aus ganz Österreich mit.

Umfrage zeigt Potenzial

Eine aktuelle Umfrage unter den steirischen Raiffeisenbanken und Lagerhäusern zum Thema Mitgliedschaft präsentierte der steirische Verbandsdirektor Peter Weissl. Lediglich 40 Prozent der Genossenschaften haben bereits Aktivitäten diesbezüglich gesetzt – mit sehr unterschiedlichem Erfolg. Künftig wollen aber sehr viele auf den Zug aufspringen, wobei man auf nichtfinanzielle direkte Vorteile für das Mitglied wie Veranstaltungen, aber auch auf indirekte Vorteile durch die Förderung von Regionen und Vereinen setzen möchte.

Peter Weissl
Peter Weissl © RV Steiermark/Frisch

„Beim Thema Mitgliedschaft geht es um die Glaubwürdigkeit und Zukunft der Genossenschaften“, unterstreicht der Verbandsdirektor. Gleichzeitig ortete Weissl einen großen Widerspruch in den Umfrageergebnissen: Die Generalversammlungen als zentrales genossenschaftliches Instrument der Genossenschaft und Mitgliedschaft werden nur teilweise „gelebt“.

Mehr Neugründungen

Mit positiven Zahlen konnte der Leiter des Kompetenzzentrums Genossenschaft im steirischen Revisionsverband, Armin Friedmann, aufwarten. Mit 151 Neugründungen im Jahr 2024 wurden in ganz Österreich 15-mal mehr Genossenschaften gegründet als noch vor zehn Jahren. Davon entfallen mehr als 80 Prozent auf Energiegemeinschaften, aber auch die Bereiche der Sozialökonomie und Dienstleistungen haben stark im heimischen Genossenschaftswesen Einzug gehalten.

„Für die immer populärer werdende Wir-Ökonomie ist die Rechtsform der Genossenschaft wie gemacht, aber auch viele andere Bereiche wie Pflege, Gesundheit, Soziales oder Bürgerbeteiligungen sind ein künftiger genossenschaftlicher Nährboden.“ Gerade in diesen Bereichen könnten Raiffeisenbanken als Motor der Regionen vorangehen und weitere genossenschaftliche Projekte als indirekte Mitgliederförderung anstoßen.

Armin Friedmann
Armin Friedmann © RV Steiermark/Frisch

Bei der Funktionärsplattform stellten sich auch zwei steirische Neugründungen direkt vor: Obmann Thomas Kapper erläuterte das Konzept hinter der genossenschaftlichen „Initiative Fehring“. Diese ist nach der Auflösung der einzelnen lokalen Tourismusverbände der neue touristische Motor in der oststeirischen Stadtgemeinde und holt Unternehmer, Landwirte, Gemeinde und Privatpersonen gleichermaßen ins Boot. Franz Kerschenbauer berichtete über das große Interesse an der Energiegenossenschaft Oberes Feistritztal.

AusgabeRZ15-2025

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