Die Kreditimmobilienmaßnahmen-Verordnung, kurz KIM-VO, mit ihren massiven Auswirkungen auf die Finanzierung von privatem Wohnraum stand im Zentrum der jüngsten Funktionärsplattform des Raiffeisenverbandes Steiermark in Gleisdorf. Mehr als 100 Eigentümervertreter steirischer Raiffeisen-Genossenschaften nahmen teil.
Ziel der KIM-VO sei es, den Finanzplatz Österreich bei einem steigenden Zinsumfeld zu stabilisieren, erläutert Bankenrechtsexperte Dieter Edelsbrunner. Seit der Einführung im August 2022 hätten die Preise für privaten Wohnraum nachgegeben und diesen in Relation wieder leistbarer werden lassen, so der Oberrevisor, der auf noch strengere Regelungen in anderen europäischen Ländern wie Frankreich oder Finnland verwies.
„Als Bank wird man dem Kunden beibringen müssen, dass Geld wieder etwas kostet und nicht mehr gratis ist. Künftig werden die Kunden daher finanziell wieder verstärkt Prioritäten setzen müssen“, so Edelsbrunner.
Nähe als Erfolgsrezept
Ins selbe Horn stieß die Leiterin des Risikocontrollings in der Raiffeisen-Landesbank Steiermark, Elisabeth Frankl. Sie ortet eine massive Verunsicherung am heimischen Immobilienmarkt, die nicht nur zu einem deutlichen Rückgang an Kreditvolumen, sondern auch zu einem Risikoanstieg geführt habe.
Speziell würde dies den Bereich der Firmenkunden betreffen, während sich das Segment der Privatkunden weitgehend stabilisiert habe, weiß Frankl. „Die EZB ist mit der Erhöhung der Leitzinsen ihrer wichtigen Aufgabe zur Wahrung der Preisstabilität nachgekommen. Das Problem dieser Arznei sind leider die massiven Nebenwirkungen.“ Den Bankenvertretern empfiehlt Frankl: „Die wichtigste Maßnahme in dieser herausfordernden Zeit ist es, nah am Kunden zu sein und dabei vorausschauend zu agieren.“
Baubranche im Wandel
„Alles, was mit dem Thema Bauen zu tun hat, wird sich gravierend ändern.“ Diesen Ausblick zeichnete Christian Krainer, Landesgruppenobmann im Österreichischen Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen, bei der Funktionärsplattform. In Zukunft werde man viel mehr revitalisieren bzw. nachverdichten und damit gleichzeitig die Ortskerne stärken, so Krainer, der gleichzeitig als Vorstandsdirektor des größten steirischen gemeinnützigen Wohnbauunternehmens ÖWG Wohnbau aktiv ist.
Besondere Herausforderungen der Baubranche seien gegenwärtig die explodierenden Grundstückspreise, der Anstieg der Baukosten, strengere Bauvorschriften sowie Nachhaltigkeitskriterien, die Erderwärmung und die demografische Entwicklung. „Wir werden uns in den nächsten Jahren an dauerhaft höhere Preise für das Wohnen und Mieten gewöhnen müssen. Die Preise müssen aber sozial adäquat sein“, so Krainer.
Inhaltliche Unterstützung bekam Krainer von der Architektin Nina Kuess, die sich in den letzten Jahren auf die Revitalisierung von alten Objekten spezialisierte. Sie ermutigte die anwesenden Verantwortungsträger, mit Architektur Identität zu schaffen und dabei auf nachhaltige Materialien wie Holz zu setzen.
Den Abschluss der Funktionärsplattform, die auch zum Diskutieren und Netzwerken genutzt wurde, bildete der Leiter der Abteilung Bildung & Consulting im RV Steiermark, Michael Pacher, mit aktuellen Informationen vom Funktionärinnen-Beirat sowie zur neuen Richtlinie für die Entlohnung von Geschäftsleitern steirischer Raiffeisenbanken.