RV Steiermark: „Mitgliedschaft als strategischer Vorteil“

In Niklasdorf fand die zweite steirische Funktionärsplattform 2025 statt.

Unter dem Motto „Weitblick 360° – Karriere, Sicherheit und Märkte neu denken“ trafen sich Eigentümervertretern steirischer Raiffeisenbanken zur zweiten Funktionärsplattform des Raiffeisenverbandes Steiermark in diesem Jahr. Im Veranstaltungszentrum Niklasdorf standen aktuelle Themen rund um Governance, Mitgliederbindung, Digitalisierung und gesellschaftliche Entwicklungen im Fokus.

Verbandsdirektor Peter Weissl betonte die Bedeutung klarer Richtlinien zu Interessenskonflikten und deren konsequenter Umsetzung im Leitungsorgan. Potenzielle und tatsächliche Konflikte müssen offengelegt, bewertet und dokumentiert werden. Die bestehende Interessenskonflikt-Policy wird derzeit überarbeitet und ab Anfang 2026 durch ein Compliance-Cockpit ergänzt. Zugleich hob Weissl die Mitgliedschaft in Raiffeisen-Genossenschaften als strategischen Vorteil hervor. Junge Menschen verbinden mit Genossenschaften Werte wie Regionalität, Solidarität und Gemeinschaft. Um Mitgliederzahlen zu stabilisieren und die Bindung zu stärken, sollen künftig etwa Punkteprogramme, regionale Vergünstigungen, Bildungsangebote und Solidaritätsfonds umgesetzt werden.

Wie Raiffeisen persönliche Beratung mit digitalen Kanälen kombiniert, um Kunden individuell und zur richtigen Zeit anzusprechen, zeigte Peda Bukvic, Head of Omnichannel Management bei der RLB Steiermark. Durch datengetriebene Analysen, KI und Hyperpersonalisierung werden Inhalte exakt auf Bedürfnisse abgestimmt. Etwa Kreditkartenkampagnen für Reisende – je nach Kundentyp, Kanalpräferenz und Lebenssituation wird der Content personalisiert ausgespielt.

Frauenanteil in Gremien steigt

Einen wichtigen Meilenstein erreichte der steirische Funktionärinnen-Beirat im laufenden Jahr: Mit einem Gesamtanteil von 28,3 Prozent weiblicher Funktionäre liegt die Steiermark österreichweit an dritter Stelle und übertrifft das gesetzte Ziel von 25 Prozent. Doris Grantner-Planitzer, Michaela Stock und Franziska Schilcher trugen maßgeblich zu diesem Erfolg bei. Neu dazugekommen ist Daniela Monschein, die seit Anfang des Jahres im Beirat aktiv ist. Bei der Funktionärsplattform hatte sie erstmals die Gelegenheit, den Beirat zu repräsentieren und wertvolle Einblicke zu geben. Für den Zeitraum bis 2030 wurden neue Zielvorgaben definiert: In allen Banken und Lagerhäusern soll der Frauenanteil auf 33 Prozent steigen, langfristig ist eine 50-prozentige Beteiligung das Ziel.

Margit Waldauer, Geschäftsleiterin der Raiffeisenbank Zirbenland, verdeutlichte in ihrem Impulsreferat, dass Karriere viele Gesichter hat. Sie sprach auch über den „Gender Pay Gap“: Unterschiede in der Entlohnung entstehen oft im Laufe des Berufslebens, etwa durch Teilzeit oder Karenzzeiten. Waldauer verwies auf die EU-Entgelttransparenzrichtlinie, die bis Juni 2026 umgesetzt werden muss, um faire Lohnverhältnisse zu fördern. Chancen für Frauen innerhalb der Raiffeisen-Organisation liegen im bewussten Gestalten eigener Karrierewege, fachlicher Weiterentwicklung – auch während der Karenz – und gestärktem Selbstverständnis: „Vorsorge ist Selbstfürsorge.“ Karriere bedeute nicht zwingend eine Führungsposition; auch Schlüsselpositionen in Marketing, Personal oder Stabsstellen seien entscheidend für die Gestaltung und Wirkung einer Raiffeisenbank.

Cybercrime im Blick

Ernst Rammel vom Bezirkspolizeikommando Graz Umgebung bot praxisnahe Einblicke in das Thema Cybercrime. Er erläuterte aktuelle Bedrohungen wie Ransomware, Phishing und Internetbetrug sowie die zunehmende Professionalisierung von Angriffen, etwa bei Kryptowährungen oder gefälschten Bewerbungen. Wichtige Präventionsmaßnahmen umfassen Sicherheitsbewusstsein, regelmäßige Backups, Software-Updates und starke Passwörter. Praktische Tipps: Mails kritisch prüfen, keine Anhänge von unbekannten Absendern öffnen und verschlüsselte Cloud- oder Offline-Backups nutzen.

Trump als „neues Normal“

Politexperte Thomas Hofer analysierte die Strategien von Donald Trump und die Veränderungen in der politischen Kommunikation. Trump setzt auf Einfachheit, Emotionalität und Bilder, während Fakten oft in den Hintergrund treten. Entscheidend sei die erzeugte Stimmung. Ein Schwerpunkt lag auf Framing, wiederholten Botschaften und der Nutzung von Medienüberlegenheit. Trumps Vorgehen wirke erratisch, folge jedoch klaren Mustern, so Hofer: Offensive statt Defensive, kontinuierliche Mobilisierung seiner Zielgruppe und strategischer Populismus. Auch andere Politiker kopieren Teile seines Ansatzes, was seinen internationalen Einfluss zeige. 

Künftige Entwicklungen wie KI werden laut Hofer politische Kommunikation weiter verändern. Erfolgreiche Institutionen und Unternehmen bauen Nähe, Vertrauen und klare narrative Strategien auf. Politische Kommunikation entwickle sich zu einem Mix aus Emotion, Technik und Storytelling – ein „neues Normal“, das auch Europa präge.

AusgabeRZ51-2025

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