RV Walding will Talenten eine Chance geben

Der RC Walding aus Oberösterreich setzt nicht auf die breite Masse, sondern will talentierten Radsportlern aus der Region die Möglichkeit geben, sich auf eine Renn-Karriere vorzubereiten. Was manche für eine großartige Laufbahn genutzt haben, wie Obmann Erwin Hammerschmid erklärt.

Manchmal muss man von seinen Prinzipien abweichen, um eine richtige Entscheidung zu treffen. Als der Vater von Gregor Mühlberger, heute einer der profiliertesten Rad-Profis Österreichs und regelmäßiger Teilnehmer an den ganz großen Rundfahrten, bei Erwin Hammerschmid nachfragte, ob der seinen damals noch als Talent geltenden Sohn beim Radclub (RC) Walding aufnehmen könne, war dieser erst skeptisch. „Eigentlich hatten wir immer den Ansatz, jungen Menschen aus unserer Gegend eine Plattform zu geben und sich zu guten Rennfahrern zu entwickeln“, erinnert sich Hammerschmid an die Anfrage aus Niederösterreich. „Wir wollten keine Fahrer von außen zu uns holen, um uns dann mit ihren Erfolgen schmücken zu können.“ Doch weil er Mühlbergers Vater gut kannte und ihm keine Absage erteilen wollte, machte er mit Blick auf Gregors riesiges Talent eine Ausnahme. Und wurde so zum Geburtshelfer einer der größten Karrieren, die es hierzulande im Radsport überhaupt jemals gab.

Talente erkennen, fördern und entwickeln – eine Rolle, die dem heute 63-Jährigen wie auf den Leib geschneidert scheint. Er war selbst ein erfolgreicher Rennfahrer, gewann in fast allen Kategorien oberösterreichische Landesmeistertitel und siegte 1990 sogar bei der Martinique-Rundfahrt. „Mein größter Erfolg als aktiver Straßenfahrer“, wie er sagt. Weil sein damaliges Team aus Linz ausschließlich Straßenrennen fuhr, er aber immer mehr Gefallen am Mountainbiken fand, kehrte er Mitte der 90er-Jahre des vorigen Jahrhunderts zum RC Walding zurück. Den gab es zu diesem Zeitpunkt zwar bereits seit mehr als zehn Jahren, man hegte aber keinerlei sportliche Ambitionen. „Es wurden Ausfahrten gemacht, um die Natur zu genießen und Spaß am Radfahren zu haben“, sagt Hammerschmid.

Er aber wollte mehr. Also suchte er ein paar Gleichgesinnte, bat um Aufnahme in den österreichischen Radsport-Verband, um so um die Lizenz ansuchen zu können, an organisierten Rennen teilzunehmen. „Der Verein hat ein paar zusätzliche Sponsoren aufgetrieben, wir sind dann beim österreichischen Mountainbike-Cup mitgefahren. Auf diesem Wege habe ich es sogar geschafft, zweimal mit der österreichischen Nationalmannschaft zu einer Europameisterschaft zu fahren.“

Wachsende Ambitionen

Weil Radsport damals boomte, fand der RC, eine Untersektion der Naturfreunde Walding, immer größeren Anklang. Erwins Bruder Karl ließ sich zum Diplom-Trainer ausbilden und kümmerte sich um den Nachwuchs, es stellten sich die ersten Erfolge ein, die Ambitionen wurden immer größer. „Wenn wir am Mittwoch unsere Trainingsfahrten gemacht haben, waren manchmal 20 Kinder und Jugendliche mit dabei“, erinnert er sich. Manche nur aus Spaß an der Bewegung, andere mit dem Ehrgeiz, sportlich etwas erreichen zu wollen. Der RC Walding brachte sie alle unter einen Hut.

2008 übernahm Erwin Hammerschmid offiziell die Obmannschaft. „Ich habe mich überreden lassen“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Denn wie schon während seiner gesamten aktiven Karriere, war der heutige Pensionist auch damals noch im Schichtdienst bei den ÖBB tätig. „Arbeiten, Schlafen, Trainieren – viel mehr Zeit für etwas anderes blieb da nicht.“ 

Kleiner Kader

Heute fällt das Arbeiten zwar weg, genug zu tun bleibt in Zeiten, in denen es immer schwieriger wird, ehrenamtlich engagierte Helfer zu rekrutieren, aber dennoch. „Mittlerweile haben wir noch einen kleinen Kader von fünf Nachwuchsfahrern, die wir weiterhin bestmöglich fördern wollen.“ Und der hat es tatsächlich in sich. Diego Commenda zum Beispiel, der heuer bei den österreichischen Bahnrad-Meisterschaften nur um drei Hundertstel das Podest verpasste und im Team Bronze holte. Oder Theo Preslmayr, der einen ganz starken Saisonstart auf der Straße hinlegte, ehe er mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte. Und natürlich Marc Hierschläger, den Hammerschmid als „Überdrüberfahrer“ bezeichnet. „Er hat vor einem Jahr eine ganz starke Leistung gezeigt und war in der zurückliegenden Saison nur deshalb nicht ganz so erfolgreich, weil es sein erstes Jahr als U17-Fahrer war und er gegen körperlich stärkere Jugendliche antreten musste. In seiner zweiten Saison im kommenden Jahr erwarte ich, dass er wieder an seine Erfolge anknüpfen kann.“

Drei Beispiele von Athleten, die es eines Tages zu einem großen Team schaffen können. Und somit dem Waldinger Ruf, eine Talenteschmiede zu sein, gerecht werden. Was natürlich nur mit finanzieller Hilfe von Sponsoren zu stemmen ist, die – analog zu den Fahrern – auch aus der regionalen Wirtschaft kommen. „Mit der Raiffeisenbank Walding-Ottensheim verbindet uns mittlerweile eine jahrzehntelange Partnerschaft“, sagt Hammerschmid. „Es macht aus meiner Sicht mehr Sinn, mit lokalen Größen zusammenzuarbeiten, zu denen ein persönlicher Bezug besteht und die wissen, wovon wir sprechen, wenn wir mit unseren Anliegen auf sie zukommen.“

Erfahrungen ermöglichen

Eines der größten Anliegen des RC Walding ist dabei die Ausrichtung von zwei eigenen Rennveranstaltungen, die mittlerweile als fester Bestandteil im Kalender der österreichischen Radsport-Szene verankert sind. „Bei unserem Rodltal Bergkaiser hatten wir im September nicht nur einen Streckenrekord, sondern auch einen neuen Teilnehmerrekord mit mehr als 250 Startern“, sagt Hammerschmid stolz. „Dazu kommt im Frühjahr ein Rundstreckenrennen für den Nachwuchs, bei dem Fahrer aus ganz Österreich zu uns kommen.“ 

Zwei Events, die ihm genauso wichtig sind wie die Betreuung seiner Nachwuchsfahrer, denn: „Es gibt immer weniger Veranstaltungen dieser Art, weil sich kaum jemand mehr die Bürokratie antun will und Freiwillige findet, die sich beispielsweise als Streckenposten zur Verfügung stellen. Dabei sind solche Rennen unglaublich wichtig für junge Sportler, um Erfahrungen zu sammeln und ein Gefühl dafür zu bekommen, worauf es beim Radsport ankommt.“

Schließlich soll es auch in Zukunft Fahrer wie Gregor Mühlberger geben, die über den RC Walding hinauswachsen und eine große internationale Karriere machen können.

AusgabeRZ42-2025

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