Jetzt ist es offiziell: Die in die Krise geratene Baywa will noch im ersten Quartal 2025 ihre RWA-Beteiligung verkaufen. Zwischen der RWA-Genossenschaft und der Baywa konnte eine grundsätzliche Einigung über den Rückkauf der von der Baywa gehaltenen Anteile an der RWA erzielt werden.
„Die Weichen für eine Österreich-Lösung im Sinne der heimischen Lagerhaus-Genossenschaften sind somit gestellt“, heißt es in einer ersten Reaktion von der RWA. Die Raiffeisen Ware Austria rechnet mit dem Vollzug des Rückkaufs bis voraussichtlich Ende des ersten Halbjahres 2025.
Anfang Dezember hat die Baywa angekündigt, als Teil ihres Sanierungskonzepts wesentliche internationale Beteiligungen verkaufen zu wollen. Die Umsetzung des Transformationskonzepts startet nun mit dem Verkauf der RWA-Anteile. Damit gehen die 47,53 Prozent-Beteiligung plus eine Aktie auf die RWA Raiffeisen Ware Austria Handel und Vermögensverwaltung eGen über. Letztere hält bereits 49,99 Prozent an der RWA AG. Der Verkauf steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden. Zusätzlich muss die bereits im Entwurf vorliegende Fairness Opinion noch final ausgestellt werden. Diese bestätigt gutachterlich die Angemessenheit des Kaufpreises in Höhe von 176 Mio. Euro. Davon werden 26 Mio. Euro von der Baywa zur Teilrückzahlung einer Darlehensverbindlichkeit gegenüber der RWA verwendet.
„Ballett-Tanz“ seit 1999
Die RWA ist im Jahr 1999 basierend auf einem Aktientausch eine strategische Allianz mit der Baywa in München eingegangen. Reinhard Wolf verglich die Allianz Anfang Dezember 2024 in seinem Abschiedsinterview als RWA-Generaldirektor mit zwei Ballett-Tänzern, die „nach einer Choreografie miteinander tanzen, aber sich nicht immer umschlingen“. Die Baywa sei ein wichtiger Wegbegleiter gewesen, aber nicht nur um Synergien zu heben – so ist das Rechenzentrum der RWA etwa bei der Baywa. Wolf konzentriert sich seit Dezember ganz auf seine Aufgabe im Vorstand der Baywa.
Verschuldung reduzieren
Für die Baywa ist der Verkauf wesentlicher internationaler Beteiligungen wie der RWA AG Teil des umfangreichen Transformationskonzeptes, auf das sie sich jetzt mit ihren wesentlichen Finanzierungspartnern sowie den beiden Großaktionären geeinigt hat. Es enthält detaillierte Maßnahmen, durch die sich der bayrische Agrarkonzern bis Ende 2027 selbstständig sanieren möchte. Mit den Maßnahmen werden sowohl das operative Ergebnis verbessert als auch die Schulden abgebaut.
Ausgabe neuer Baywa-Aktien
Als weitere Maßnahme zur Verbesserung ihrer Finanzkraft plant die Baywa heuer eine Bar-Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht. Das Volumen der Erlöse soll 150 Mio. Euro betragen. Die beiden Baywa-Großaktionäre, die Raiffeisen Agrar Invest (hier hält die RWA eGen die Mehrheit neben der Leipnik-Lundenburger Invest AG) und die Bayerische Raiffeisen-Beteiligungs-AG, haben sich verpflichtet, dieses Volumen abzusichern. Die Einzelheiten zur Kapitalerhöhung, an der sich alle Baywa-Aktionäre beteiligen können, will das Unternehmen im Laufe des ersten Quartals 2025 festlegen.
Stillhalteabkommen verlängert
Nahezu alle der rund 300 Finanzgläubiger unterstützen die Sanierungsbemühungen der Baywa. Vor dem Jahreswechsel hat sich das Unternehmen mit seinen wesentlichen Finanzierungspartnern und den beiden Großaktionären auf den Inhalt einer langfristigen Sanierungsvereinbarung bis 2027 geeinigt. Diese soll bis spätestens Ende April 2025 rechtsgültig abgeschlossen sein.
Das mit den Finanzgläubigern bestehende Stillhalteabkommen wurde bis 30. April 2025 verlängert. Die Baywa geht davon aus, dass ebenfalls bis spätestens Ende April neue Finanzierungsverträge wirksam werden, die dann die Neuordnung der Finanzierung bis zum Jahr 2027 regeln.