Voller Wut darüber, dass ihm eine menschliche Seele entging, soll der Teufel einst ein Stück vom Gipfel der „Petzen“ abgerissen und im Kärntner Jauntal fallen gelassen haben. Sein auf der Steinformation hinterlassener Daumenabdruck ist noch heute auf der Vorderseite des Steins zu sehen, während ein einstiges Nachtlager in Oberösterreich von einem weiteren teuflischen Aufenthaltsort vermeintliches Zeugnis ablegt. Vor allem auch ein Blick in österreichisches Sagengut lässt unschwer erkennen, dass der „Teufelsbettstein“ in Neusiedl nicht die einzige Raststätte war, bei der der Beelzebub seine Hand im Spiel gehabt haben soll. In der Waldviertler Blockheide weiß man beispielsweise von einem einst bequemen, einem Bett ähnelndem Nachtlager zu berichten, das unter der Einwirkung des Teufels zu hartem Stein wurde. Der findige Übeltäter wollte damit verhindern, dass sich die müde Mutter Gottes mit ihrem Kindlein hier zur Ruhe betten konnte. Gemein ist beiden genannten Teufelsbetten, dass es sich um offizielle österreichische Naturdenkmäler – ein Begriff, der nach den ersten Bestrebungen in puncto Naturschutz im 19. Jahrhundert in den 1920er-Jahren eingeführt wurde – handelt.
Neben Felsenformationen wie jenen Wackelsteinen können unter anderem auch Bäume (diese machen tatsächlich die größte Anzahl an Naturdenkmälern aus) Wasserfälle, Quellen, Klammen, Schluchten und Höhlen sowie damit verbundene seltene Lebensräume für das Vorkommen seltener oder gefährdeter Tier- und Pflanzenarten zur Liste der Naturdenkmäler zählen.
Uralte Schätze
In vielen Fällen liefert bereits der Name – man denke etwa an die 250 Meter lange Fledermauskluft im burgenländischen Steinbruch St. Margarethen, die sieben verschiedene Fledermausarten beherbergt – einen Hinweis darauf, um welche schützenswerte Tierart es sich handeln könnte, während andere Naturdenkmäler wie die „Alten Schanzen“ erst einer genaueren Erkundigung bedürfen. Die ehemaligen Gräben und Wälle, die im Zuge des österreichisch-preußischen Krieges im heutigen 21. Wiener Gemeindebezirk aufgeschüttet wurden, bekamen 1981 den Status eines Naturdenkmals verliehen. Der Grund liegt im Vorkommen seltener Pflanzen wie der Adriatischen Riemenzunge oder der Zwerg-Schwertlilie; aber auch Tiere wie Ziesel, Warzenbeißer (eine Langfühlerschrecke aus der Überfamilie der Laubheuschrecken) sowie Wildbienen haben auf dem ehemaligen Militärgelände ein Zuhause gefunden.
Alleine in der österreichischen Hauptstadt verfügt man mittlerweile über 400 Naturdenkmäler. Die Palette der unter Schutz gestellten Naturgebilde reicht von einem ehemaligen Steinbruch aus der Jungsteinzeit auf der Mauer-Antonshöhe bis hin zu den unterschiedlichsten Baumarten, wie ein gewöhnlicher Judasbaum auf dem Gelände des „Alten AKH“, der vor 100 Jahren gepflanzt wurde. Noch älter ist eine rund 250 Jahre alte Morgenländische Platane, die sich in einem Innenhof im ersten Bezirk befindet. Der Baum zählt zu den historisch interessantesten Wiener Naturdenkmälern, da in ihm ein Gitter von dem 1732 aufgelassenen Friedhof von St. Stephan eingewachsen ist. Als Wiens ältestes Naturdenkmal gilt die „Tausendjährige Eibe“ am Rennweg, die den Rest eines noch ursprünglich in der Römerzeit vorhandenen Eibenhains bilden soll.
Zu den Methusalems der österreichischen Bäume zu rechnen ist auch die über 1.000 Jahre alte Eiche in Bad Blumau in der Steiermark. Der Baum zählt außerdem zu den ältesten in Europa. Das steirische Bundesland kann zudem mit einer Reihe von Mammutbäumen aufwarten. Einer der bekanntesten befindet sich im Grazer Urwald im Bezirk St. Peter. Zum wahren Star unter den Fotomotiven hat es mittlerweile auch die alte Eiche von Manning in Oberösterreich gebracht. Nicht missen sollte man auch einen der mächtigsten Bäume im Salzkammergut – die „Tausendjährige Linde in Eisengattern“. Noch pittoresker nehmen sich die Silberklamm – eine Schlucht in Ramsau am Dachstein, die 1968 als Naturdenkmal ausgewiesen wurde – sowie die Krimmler Wasserfälle in Salzburg aus. Letztere bilden mit 380 Metern die höchsten Wasserfälle Europas und wurden als einziges Naturdenkmal Österreichs mit dem Naturschutzdiplom des Europarates ausgezeichnet.