Helden vor den Vorhang

Bei der 44. Verleihung der Sicherheitsver­dienst­preise wurden besondere Einsätze der Wiener Polizei ausgezeichnet.

Beim „Polizistentrick“ rufen Täter meist ältere Personen an und geben sich als Kriminalbeamte aus. Die falschen Polizisten warnen das Opfer vor einer Einbrecherbande, die auch die Wohnung des Opfers im Visier hätte. Um den Einbrechern zuvorzukommen, wird dem Opfer empfohlen, alle Wertgegenstände der Polizei zur Verwahrung zu übergeben. Prompt steht auch schon ein vermeintlicher Beamter vor der Tür. Fällt der Betrug auf, ist es meistens schon zu spät. 

Aber auch nicht immer: Als ein Betrüger genau diese Masche bei einer 23-Jährigen in Wien-Penzing versuchte, machte dieser die Rechnung ohne den Bruder des Opfers. Denn der angehende Polizist feiert gerade mit Kollegen und Freunden seinen Geburtstag in der Wohnung. Als seine Schwester ihn über den zweifelhaften Anruf informierte, läuteten bei ihm sofort die Alarmglocken. Als dann der falsche Polizist vor der Tür stand und mehrere Personen in der Wohnung wahrnahm, wurde ihm die Situation zu gefährlich und versuchte zu flüchten. Drei Polizeischüler haben sich umgehend in den Dienst gestellt, um den Betrüger zu verfolgen und ihn letztlich auch bis zum Eintreffen der „echten Polizei“ festzusetzen. Für ihren Einsatz und das Engagement wurden die beteiligten Beamten nun bei der 44. Verleihung der Sicherheitsverdienstpreise im Raiffeisenhaus Wien geehrt. 

Sicherheit in der Region fördern

Dass Raiffeisen den Sicherheitsverdienstpreis unterstützt, sei selbstverständlich, sagt Martin Hauer, Vorstand der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien: „Wir sind landauf, landab als Bank bekannt. Wir sind aber viel mehr als eine Bank, wir sind eine Genossenschaft, die als einen ihrer Grundaufträge die Förderung der Region in ihren Statuten stehen hat. Und wie könnte man eine Region besser unterstützen als mit einer Partnerschaft mit jenen Menschen, die für Sicherheit sorgen.“

Man könne den Wiener Polizisten nicht genug für ihre Arbeit danken, betont der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl: „Deshalb ist für uns der Sicherheitsverdienstpreis von besonderer Wichtigkeit, da wir an dieser Stelle, stellvertretend für alle Kolleginnen und Kollegen, einige vor den Vorhang holen und für ihre herausragenden Leistungen ehren können.“

Neben spektakulären und ereignisreichen Einsätzen wie zum Beispiel die Rettung von 19 Flüchtlingen aus einem Kühl-LKW im Bereich des Wiener Großgrünmarktes oder einer groß angelegten Amtshandlung gegen gewerbsmäßigen Suchtmittelhandel in der Umgebung des Keplerplatzes – mit insgesamt 22 Festnahmen und 20 kg sichergestelltem Cannabisharz – werden auch Projekte und Initiativen mit dem Sicherheitsverdienstpreis ausgezeichnet. 

Bewusstsein schärfen

Eines dieser Projekte ist der „Gewalt in der Privatsphäre-Support“, kurz GiP-Support, der aufgrund der österreichweiten Zunahme an Femiziden und Intimiziden initiiert wurde. Hochrisikofälle sollen damit bereits in einem frühen Stadium erkannt werden. Ersteinschreitende Polizisten sollen durch eine strukturierte Vorgehensweise gefährdete Personen besser vor künftigen gewaltsamen Übergriffen schützen und die potenzielle Gefahrenlage besser einschätzen können. Unterstützt werden sie dabei vom GiP-Supportteam, dieser Journaldienst ist mit erfahrenen Kollegen besetzt und rund um die Uhr für die Kollegen vor Ort erreichbar.

Ebenso ausgezeichnet wurde ein Bürgerbeteiligungsmodell, das für mehr Sicherheit in der Badesaison an der Unteren Alten Donau sorgt. Da das Naherholungsgebiet ein beliebter Aufenthaltsort für viele Jugendliche ist, kommt es immer wieder zu Delikten wie Verunreinigungen oder Lärmbelästigung. Um das Sicherheitsgefühl vor Ort wieder zu heben und die Situation zu verbessern, hat das Stadtpolizeikommando Donaustadt den Dialog mit den Anrainern und weiteren Akteuren gesucht. Durch Schwerpunktaktionen, den Einsatz von Security-Diensten und Sozialarbeitern sowie ein neues Müllbeseitigungskonzept konnte das Sicherheitsgefühl wieder gestärkt werden. 

Wiener Kinder im Alter von 10 bis 12 Jahren haben während der Sommerferien die Möglichkeit, die „Kinderpolizeiakademie“ abzuschließen. In dieser Woche lernen die Kinder die Polizeiarbeit in den verschiedenen Sonderabteilungen kennen – von der WEGA zur Wasser- und Flugpolizei bis hin zu den Diensthunden. Ein Präventionsprojekt, das von einem Organisationsteam getragen wird, das sich durch Eigeninitiative und Engagement und vor allem durch die Bereitschaft, auch in der Freizeit zu arbeiten, auszeichnet. Dafür gab es für alle Beteiligten einen Sicherheitsverdienstpreis.

AusgabeRZ16-2023

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